16: Eine Falle zu entschärfen

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Eine warme Brise wehte mir entgegen, als sich Phil an diesem Morgen im Bus neben mich setzte. Ich wusste nicht, ob das Zufall war oder er mich damit begrüßen oder beeindrucken wollte. Beiden war möglich. Er lächelte mich an und seine grauen Augen leuchteten.

"Morgen"

"Hey"

Er gab mir einen sanften Kuss, setzte mich neben mich und...

...wir verfielen in ein Schweigen, dass mir schon nach drei Sekunden unangenehm war.

"Dürfen wir uns jetzt nicht mehr normal unterhalten? Wenn wir uns jetzt nur noch anschmarren können, dreh ich durch"

Er lachte und nahm meine Hand.

"Du hast wirklich keine Erfahrung mit so etwas, oder Sternchen? Gut, wenn du gerne Smalltalk halten willst, erzähl mir doch was du gestern gemacht ha... ach ja. Du warst bei mir"

"Wow. Gestern scheint ja kein besonders einschneidenes Erlebnis für dich gewesen zu sein... Superman"

Ich setzte seinen Spitznamen hinter diesen Satz um das Ganze wie einen Scherz aussehen zu lassen- was es aber nicht war. Ich konnte immer noch nicht glauben, was für ein Glück ich mit ihm hatte. Und eben das ich es nicht glauben konnte, war das Problem, ich hatte Angst den Haken zu finden, der dieses Glücksgefühl das in mir brodelte im Keim ersticken würde. Kurzum: Ich war unsicher, so wie es wahrscheinlich viele Teenager in ihrer ersten Beziehung sind. Phil sah mich an und grinste, ein Grinsen, dass meine Unsicherheit wegnahm und sie durch Scham ersetzte, Scham darüber, dass ich ihm für einen kurzen Augenblick nicht vollkommen vertraut hatte.

"Natürlich war es das. Du bist und bleibst jetzt die Lois Lane zu meinem Superman"

Ich erwiderte sein Lächeln und nahm seine Hand.

"Wir sind ein echt seltsames Paar"

"Ich würde es nicht anders wollen"

Alice, die sich offenbar einen Platz in der Reihe hinter uns saß streckte ihren Kopf zwischen die Sitze hindurch.

"Ich unterbreche euch wirklich nur ungerne, aber Mia, kann ich deine Mathehausaufgaben abschreiben?"

"Ähm... klar"

Ich beugte mich herunter, um meinen Ordner aus meiner Tasche zu holen, wobei mir eine Strähne meines dunklen Haars ins Gesicht fiel. Sehr unelegant pustete ich gegen sie und setze mich auf, in det Hand ein zerknittertes Blatt.

"Ich kann dir nicht versprechen, dass es richtig ist."

"Hat Jake dir geholfen?"

"Er hat es korrigiert"

"Dann kann es ja nicht so falsch sein"

Ich gab Alice das Blatt und holte tief Luft. Sie hatte wahrscheinlich längst bemerkt, dass ich noch etwas sagen sollte, denn sie lehnte sich noch nicht zurück, sondern blickte mich erwartungsvoll an. Ich holte tief Luft und versuchte ihr so schnell wie möglich zu erklären, was Jake gesehen hatte. Ihre Augen wurden groß. Obwohl sie meine aufgewühlten Gefühle hatte lesen können, hatte sie offenbar keine Ahnung gehabt, was ich hatte sagen wollen.

"Was?", brachte sie schließlich hervor und wirkte noch entsetzter, als ich es war.

"Das ist ja... schrecklich!"

"Du hast recht: Es ist nicht gerade beruhigend. Aber solange ich mich von dem See fern halte, sollte das kein Problem werden."

Phil packte meine Hand fester, als könnte er mich allein damit daran hindern irgendwohin zu gehen.

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt