20: Familiengespräch

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"Wir können das erklären... mehr oder weniger"

Für ein paar Sekunden starrte Bea mich wortlos an und ich versuchte die Stimmung zu lockern, indem ich schief grinste.

"Das war alles nicht ernst gemeint. Ich meine, alles, was auch immer du gerade mit bekommen hast, es ist nicht wahr gewesen. Jake hat Aiden nicht zu seinem Schatten gemacht, Rose lebt nicht und versucht niemanden umzubringen, sie hat kein Messer, ich wäre heute nicht fast ertrunken und Bäume können nicht fliegen, also..."

Ich brach ab, weil Beas Gesicht pures Entsetzten wiederspiegelte.

"Jetzt hast du es vergeigt, Bell", knurrte Jake und dann schien seine Stiefmutter beinahe zu explodieren.

"Was soll das heißen? Rose? Messer?!"

Ihre Stimme überschlug sich. Sie wandte sich an ihren Sohn und mir ging auf, dass nicht nur ich die jenige war, die etwas vergeigt hatte.

"Das war eine Metapher", versuchte sich Jake aus der ganzen Sache herauszureden.

"Eine sehr... plastische Metapher. Und eine sehr blutige. Liegt wahrscheinlich an den ganzen blutigen Dingen, die sie früher im Fernsehen gesehen hat. Frühkindliche Prägung"

"Und er sagt meine Ausreden seien schlecht", knurrte ich.

"Ich habe in dem Satz kein einziges Mal etwas von Blut gesagt"

Bea schloss kurz die Augen und atmete tief durch, als versuche sie sich zu beruhigen.

"Gut. Gut, in Ordnung. Wir drei"

Sie zeigte erst auf Jake, dann auf mich und schließlich auf sich selber.

"Werden uns jetzt ins Wohnzimmer setzten. Ich mache Kakao und ihr erklärt mir, was genau in den letzten Tagen passiert ist. Einverstanden?"

"Also gegen Kakao kann ich eigentlich gar nicht nein sagen"

Ich grinste, während Jake nur das Gesicht verzog.

"Nein. So funktioniert das nicht. Das ist unsere Sache"

"Unsere?"

"Die von Mia und mir"

Bea verschränkte die Arme vor der Brust.

"Dann ist es auch meine Sache. Wir sind eine Familie und in einer Familie muss kein Problem nur die Sache von zwei Kindern sein"

Mir wurde bei diesen Worten richtig warm. Ich war das Mitglied einer Familie, dass war ein berauschendes Gefühl. Jake schien das anders zu sehen.

"Wir sind keine kleinen Kinder mehr", zischte er, drehte sich Richtung Treppe und begann diese hoch zu steigen.

"Und vom Familienzusammenhalt habe ich in den letzten Tagen wenig bemerkt. Wo sind du und Dad eigentlich den ganzen Tag?"

Bea antworte nicht darauf. Stattdessen blickte sie Jake kopfschüttelnd an, als dieser im oberen Stockwerk verschwand.

"War er schon immer so anstrengend?", fragte ich und sie seufzte.

"Du hättest in einmal als kleines Kind sehen sollen. Da war er noch sturer. Billy hat mir zuerst gar nicht erzählt, dass es ihn gibt, er dachte wohl das könnte mich abschrecken. Aber um ehrlich zu sein, habe ich mich keinen Tag lang von Jake abschrecken lassen. Er hat mich ein bisschen an mich selber, als Kind erinnert. Ich habe mir auch nicht gerne etwas von meinen Eltern sagen lassen."

"Wie alt war er denn, als du und Billy sich kennengelernt haben?"

"Knappe vier." 

Ihre anfängliche Wut war verpufft und sie ließ sie einschränkte ihre Arme. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. 

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt