12: Phia

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Wenn ein menschlicher Körper in Brand gesteckt wird, dauert es nur wenige Minuten bis zum Tod. Eine Ausnahme bildete natürlich Nady. Und hätte ich mir Wendys Warnung etwas mehr zu Herzen genommen, hätte der kleine Teil von mir, der eben die gleichen Fähigkeiten wie Nady hatte, vielleicht dafür gesorgt, dass die ganze Geschichte ein glückliches Ende nahm. Aber wie gesagt: Ich war nicht der Typ für glückliche Enden.

Verbrennen. Ersticken. Ertrinken.

Vermutlich sah ich aus, als hätte ich genau diese drei Todesarten schon hinter mir, als ich aus dem Badezimmer kam. Ich hatte versucht meinen Haare mit Beas Lockenstab ein bisschen mehr Volumen zu verpassen und eine Sache dabei nicht beachtet: Nur weil ich Feuer aus meinen Händen schießen konnte, hieß das noch lange nicht, dass meine Haare Hitze vertrugen. Und es bedeutete schon lange nicht, dass ich mit einem Lockenstab umgehen konnte. Aiden jedenfalls, der genau in dem Moment an der Türe vorbei kam, als ich das Bad verließ blickte mich an, als sei ich gerade aus den Tiefen der Hölle aufgestiegen- und hätte dabei ganz nebenbei ein paar Pullover gestrickt.

"Ähm... Ich will ja nichts sagen, aber... was hast du mit deinen Haaren gemacht?"

"Sei einfach still", knurrte ich.

"Sag nichts zu meinen Klamotten, zu meiner Schminke oder zu meiner Frisur. Das Letzte was ich will, ist das..."

"So schlecht siehst du gar nicht aus"

Ein paar Sekunden blickten wir uns schweigend an.

"Wow", sagte ich dann und klatschte langsam und ironisch in die Hände.

"Ich kann es nicht fassen, aber du kannst ja noch schlechter Lügen als ich."

"Ich weiß nicht, ob ich das jetzt als Kompliment sehen soll. Heißt das, ich bin normalerweise sehr ehrlich?"

Ich knurrte irgendetwas, was ich selber nicht ganz zuordnen konnte und versuchte meine Haare wieder in eine halbwegs ordentliche Position zu bringen. Aiden räusperte sich.

"Hast du Jake irgendwo gesehen?"

"Ich glaube, er ist in der Küche. Wieso?"

Aiden nuschelte etwas unverständliches von "wichtigen Jungskram, halt" und ich beschloss lieber nicht noch einmal nachzufragen, sondern mich lieber um das Riesenproblem auf meinem Kopf zu kümmern. Meine Güte! Meine Harren durften seit über sechzehn Jahren machen was sie wollten und ausgerechnet heute musst ihnen so etwas einfallen wie "Lass uns doch einmal scheiße aussehen. Ein misslungenes Date, ist doch nicht unser Problem" Ich seufzte entnervt, stellte mich vor den Spiegel und versuchte meine Haare zu kämmen. Leider standen sie danach wie elektrisiert vom Kopf an. Schließlich nahm ich sie, vollkommen entnervt in eine Hand und band sie zu einem Zopf. So. Das sah vielleicht nicht besonders toll aus, aber zumindest musste ich mich nicht mehr fühlen, wie ein vom Blitz getroffener Pudel. Phil und ich waren um Acht verabredet. Acht Uhr Abends. Als ich noch jünger gewesen war, war das im Sommer eine magische Zeit für mich gewesen. Acht Uhr Abends. Das war die ungefähre Zeit in der die Sonne unterging. Jetzt, wo ich die wahre Magie der Welt entdeckt hatte, war es nur noch eine Uhrzeit. Doch das konnte sich alles noch ändern...

Als ich um halb Acht das Haus verließ, stand die Sonne bereits tief. Bea hatte angeboten mich zum Haus der Spirits zu fahren. Ich wäre fast noch lieber zu Fuß gegangen, einfach um noch ein bisschen Zeit zu haben. Ich fühlte mich noch nicht bereit dazu. Überhaupt nicht. Aber einen Rückzieher zu machen, hätten mich und Phil wieder in die Doppelfriendzone gezogen und die ist bekanntlich das einzige ist, dass das Einzige, dass schlimmer ist als die reguläre Frindzone. Anstatt mir bei jedem Baum, der vor dem Autofenster auftauchte ein neues Horrorszenario auszudenken, hätte ich mir bei Bea vermutlich wichtige Tipps zum Thema erstes Date holen können.

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt