13: Wurzeln in der Erde

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Ein durchschnittlicher Mensch kann zwei Minuten die Luft anhalten, ohne zu ersticken. Luft, ist etwas das wir alle brauchen. Nicht einmal Phil, der dieses Element beherrscht ist von dieser Regel ausgeschlossen. 

Verbrennen. Ersticken. Ertrinken.

Ich war mit meinen Gedanken nicht im Entferntesten bei dieser Vision, als ich die Haustür aufschloss. Ich hatte natürlich versucht Bea zu erreichen, damit sie mich bei den Spirits abholen konnte, aber sie war nicht ans Telefon gegangen. Vielleicht schlief sie schon. Vielleicht hatte sie noch anderes zu tun. Genauso wie Billy schien sie viel wert auf Privatsphäre zu legen und ich respektierte das. Auch wenn es mir in letzter Zeit eigenartig erschien wie häufig sie weg war. Jedenfalls hatte Phil mich einfach nach Hause geflogen, was eigentlich sogar besser gewesen war als abgeholt zu werden. Als ich die Haustür aufschloss, fiel mir auf, dass ein schmaler Lichtstrahl unter der Tür des Wohnzimmers hervorleuchtete und Stimmen aus dem Raum zu hören waren. Das ging mich auch an sich nichts an und ich hätte einfach nach oben schleichen sollen. Schlafen konnte ich zwar so oder so nicht, dafür raste mein Herz viel zu sehr, aber ich konnte "Eine Geschichte aus zwei Städten lesen". Das Buch lag schon seit Wochen auf meinem Schreibtisch, aber ich hatte schlicht und einfach keine Lust gehabt es zu lesen. Leise, um keinen der Anderen zu wecken schlich ich zur Treppe. Doch gerade, als ich diese hoch steigen wollte, hörte ich einen lauten Knall aus dem Wohnzimmer, so laut wie ein Peitschenschlag, der mich zusammenzucken ließ.

"Nein!", hörte ich Billys Stimme, dieses Mal deutlich lauter als noch kurz zuvor.

"Das können wir nicht machen und das weißt du genau. Mia ist ein Kind. Wir können sie nicht da herein ziehen!"

Eine zweite Stimme antwortete ruhig und besonnen, aber ich war schon bei der Erwähnung meines Namens zur Tür gehastet. Das Holz fühlte sich rau und kühl an, als ich mein Ohr dagegen presste und mich daran lehnte. Wenn jetzt jemand die Tür öffnete, würde ich vermutlich umkippen, aber das war mir herzlich egal.

"...und er ist auch ein Kind. Unser Kind um genau zu sein"

Bea klang ruhig und besonnen.

"Wir können so nicht weiter machen. Ohne den Stern haben wir keine Chance und das weißt du"

Billy gab ein erstickten Geräusch von sich, ein Geräusch, dass ich nicht zuordnen konnte.

"Ich habe es Chloe versprochen... ich habe ihr versprochen mich um ihre Nichte zu kümmern"

Chloes Nichte? Also Jakes Cousine? War damit Rose gemeint?

"Das tun wir auch, Billy. Wir kümmern ums Mia, wir tun das sogar gut."

Ich hatte doch gewusst, dass sie Ros...Moment. Stopp. Was hatte sie gesagt? Mia? Meinte sie... mich? Meinte sie, dass ich Chloes Nichte, Jake Cousine... vielleicht sogar Rose Schwester war? Hatten sie das die ganze Zeit gewusst? Ich spürte wie meine Knie weich wurden und unter mir nachgaben. Ich ließ mich an der Tür herabsinken. Jede Energie, die Phils Kuss mir verpasst hatte, diese warme prickelnde Gefühl, als hätte ich einen doppelten Espresso getrunken war mit einem mal verschwunden. Hatten sie es die ganze Zeit gewusst? War das der Grund, warum sie mich aufgenommen hatten?  Meine Gedanken kreisten um nichts anderes mehr. Ich hatte so viel Zeit damit verbracht darüber nachzudenken wer ich war und heraiszufinden was​ sich war und jetzt stellte sich heraus, dass sie es wussten. Vielleicht hätte ich einfach fragen sollen. Vielleicht hätte ich mich nicht in Jakes Philosophie davon Geheimnisse vor Personen, die ich liebte zu haben anstecken lassen...

...Vielleicht hätte mir das aber auch nichts gebracht. Automatisch wanderte meine Hand zu meinem Hals, zu der Stelle, ander sich Jahre lang mein Medaillon befunden hatte. Aber ich trug es nicht mehr.

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt