28: Streitereien

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Nady verschwendete keine Zeit mit Höflichkeiten. Sie schubste Aiden zur Seite und baute sich vor ihrem Bruder auf.

"Wie konntest du nur?"

In ihrer Stimme war nichts mehr von dem wilden Feuer, das normalerweise in ihr tobte zu hören.

"Meinst du wie ich es konnte oder warum ich es konnte? Denn die Antwort darauf wie ich es konnte, ist eigentlich ziemlich einfach und offensichtlich. Ich habe blaues Feuer beschworen. Ich habe es auf das Baumhaus gesetzt. Ich habe gewartet. Glaub mir, hätte ich es nicht getan, dann hätte es jemand anderes getan. "

"Das Feuer hätte das Haus erreichen können! Du hättest Menschen verletzten können!"

Alec sagte nichts dazu, jedoch wirkte er auch nicht, als würde er sich schämen. Ich nahm ein wenig Abstand zu den Geschwistern und machte dafür ein paar Schritte zurück, bis ich in der Mitte des Flures stand und zur gegenüberliegenden Wand blicken konnte. Dort wurde schon der nächste Konflikt ausgetragen wurde, leiser aber nicht unwichtiger. Aiden stand mit den Armen hinter dem und angelehnt an die Wand vor Jake, der ihn mit seinen Blicken festnageln zu schien.

"Flucht. Ich hätte mir denken können, dass das deine einzige Lösungsmöglichkeit ist."

Aidens blaue Augen waren geweitet, er blickte Jake wie paralysiert an.

Er hatte Angst.

Aber nicht vor Jake.

"Ich... hör zu, ich brauchte ein wenig Abstand. Das war gestern ein anstrengender Tag für mich."

Jake schnaubte.

"Ja, mit Sicherheit warst du gestern auf einem wahre Höllentrip", sagte er sarkastisch.

"Das muss unerträglich für dich gewesen sein. Dabei hatten wir anderen ja so viel Spaß."

Alice trat mit Jake auf eine Höhe. Auf ihren Lippen war ein leichte, kleines Lächeln zu sehen, aber ihre Augen lachten nicht mit, als sie Aiden ansprach. Dieser drückte sich mit dem Rücken an die Wand, als hoffte er, darin verschwinden zu können.

"Er meint das nicht so."

Alice klang sanft.

"Jake überträgt gerne die Wut auf sich selber und auf die ganze Welt auf andere Leute."

"Ich bin nicht wütend!", schrie Nady in diesem Moment. Das Gespräch zwischen ihr und Alec war bis zu diesem Moment gedämpft verlaufen, aber jetzt schien ihr endgültig die Geduld ausgegangen zu sein. Was ich, ehrlich gesagt, nur zu gut verstehen konnte. Mir war die Geduld bei Alec schon seit einiger Zeit ausgegangen und wenn ich mir vorstellte, so wie Nady unter einem Dach mit ihm zu wohnen, dann wurde mir schlecht. Aber, flüsterte eine kleine, gemeine Stimme in meinem Kopf. Er hat dich gerettet. Er hat dich aus dem See gezogen. Ohne ihn wärst du ertrunken. Ich schüttelte den Kopf. Selbstgespräche waren noch nie eine Lösung gewesen, ich sollte mich lieber darauf konzentrieren, was um mich herum geschah.

"Ich bin nicht wütend", wiederholte Nady, dieses Mal beherrschter, aber mit den Händen zu Fäusten geballt.

"Ich bin enttäuscht, Alec. Ich wusste, dass du ein Mistkerl bist. Ich wusste, dass du mein Schatten bist. Aber ich habe geglaubt, dass in dir noch ein Stück von dem Bruder ist, den ich gekannt habe. Dass du noch Respekt vor dem hättest, was einmal war. Doch offensichtlich habe ich mich getäuscht. Ich erkenne dich nicht mehr."

Das alles sagte sie so ruhig, wie ich es von ihr nicht gewöhnt war, mehr noch, es überraschte mich, dass sie diesen ruhigen, beherrschten Ton anschlagen konnte, besonders wenn sie aufgebracht war. Alec hingegen zog nur seine Augenbrauen hoch und lachte ihr ins Gesicht.

Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt