"Mias Haus ist auch mein Haus."
Jake blickte zu Nady herüber. Sie beide gingen auf den gegenüber liegenden Seiten des Gehwegs in Richtung unsers Hauses. Alice, Phil und ich waren zwischen ihnen eingekeilt, wie Fische in einem Fangnetz.
"Wenn du dich einen Tag lang bei uns einquartieren willst, hättest du mich zumindest einmal fragen können!"
"Tja."
Nady warf sich den roten Zopf zurück. Ich hatte gar nicht mitbekommen, warum er auf ihrer Schulter lag. Vielleicht hatte sie auch einfach nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihre Haare nach hinten zu werfen.
"Leider interessiert mich deine Meinung kein Stück."
"Ja, das ist mir aufgefallen", knurrte Jake.
"Hey, das ist doch egal. Lass uns zusammen einen schönen Tag haben und die ganzen Streitereien, vergessen, okay?"
Während sie das sagte lächelte Alice, sah dabei jedoch mehr aus als wäre sie an ein Starkstromgerät angeschlossen. Ich bewunderte sie trotzdem dafür, dass sie versuchte die Situation zu retten und sich dafür ins Haifischbecken- alias das Gespräch zwischen Nady und Jake- warf. Dazu gehörte eine ganze Menge Mut.
"Ja", erwiderte Nady.
"Lass uns alle super viel Spaß haben, während die Welt um uns herum in Stücke fällt! Elementevernichtungsparty!"
"Nur weil wir in der Bibliothek nach Lösungen suchen, heißt das nicht, dass wir keinen Spaß haben können."
"Ich habe eine bessere Idee", mischte sich Phil ein. Er war wie zufällig näher an mich herangeschlendert und nahm meine Hand während er redete.
"Mia und ich gehen mit Jake in die Bibliothek, während du und Nady an einem anderen Ort suchen."
"Und wo soll dieser andere Ort sein?"
Nady verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn herausfordernd an.
"Keine Ahnung... In Alecs Zimmer zum Beispiel. Vielleicht hat er ja ein Geheimversteck in der Wand, wo er seine fiesen Bösewichtspläne versteckt. Das wäre cool."
Nady verdrehte die Augen.
"Ja. Super cool."
Schlussendlich ging sie aber doch mit Alice, während Phil, Jake und ich den Weg nach Hause fortsetzten. Die Versuchung Jake aus dem Weg zu gehen, war wohl zu groß. Was ich auch gut verstehen konnte.
"Was ist eigentlich zwischen dir und Nady in letzter Zeit los?", fragte ich Jake, als wir das Haus erreichten. Er antwortet nicht, sondern schloss einfach die Türe auf und verschwand im Flur. Phil und ich tauschten Blicke und auf dem Gesicht meines Freundes erschien das mir wohl bekannte Grinsen. Leider gab auch er mir keine Antwort auf meine Frage, er kommentierte sie nicht einmal sarkastisch.
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Als ich die Bibliothek zum ersten Mal gesehen hatte, war sie mir wie das Paradies vorgekommen, ein Himmel voller Bücher, in denen man sich verlieren konnte. Aber jetzt wirkte ihre Größe eher niederschmetternd und erdrückend. Wie sollten wir in diesem Chaos aus Worten etwas finden, dass uns weiterhalf? Das war mir definitiv zu viel Verantwortung, besonders wenn ich darüber nach dachte, dass es wirklich um Leben und Tod ging. Einige der Bücher sahen aus, als wären sie noch vor weniger Zeit aus dem Regal genommen wurden und brutal wieder hineingequetscht wurden- sie standen noch ein wenig hinaus und durchbrachen die geraden Reihen in den Regalen, die hoch über uns hinaus ragten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass wir nicht die ersten waren, die hier nach Antworten suchten: Bea und Billy hatten wahrscheinlich auch schon ihr Glück versucht- ohne Erfolg. Das war deprimierend.
Schweigend gingen wir durch die Regalen, wobei Jake zielsicher zum anderen Ende des Raumes ging, während Phil in meiner Nähe blieb und zunächst den vorderen Raum absuchte. Ab uns zu flog er einen Meter hoch um die oberen Regale anzusehen, während ich mich bückte um in die unteren zu schauen. Ich konnte nur Hoffen, dass er nciht abstürzte.
Sonst würden die Elemnte wohl erst einmal ohne Stern auskommen müssen.
Ihc erinnerte mich noch gut daran, wie ich mit Alice zusammen in dieser Bibliothek zum ersten Mal nach etwas gesucht hatte. Damals war uns der Buch der Elemente fast schon von alleine in die Finger gefallen. Diese Suche war weitaus frustrierender Nicht nur, weil wir nichts auch nur annäherend Nützliches fanden, sondern auch weil die Bibliothek ein einziges Chaos war. Ihc war auch nicht gerade die Ordnung in Person- wieso sollte ich auch? Eine Genie beherrscht schließlich das Chaos!- aber eine Ausgabe von "Das verlorene Paradies" neben einem Kochbuch für die asiatische Küche zu sehen ließ mein Herz bluten. Nicht nur einmal war ich kurz davor, ein ganzes Regalbrett herunter zu reißen und die Bücher in einer halbwegs sinnvollen Reihenfolge auf zu stellen. Hätte ich das früher schon einmal gemacht, hätten wir jetzt vielleicht auch was gefunden. Es wäre so praktisch gewesen, wenn einer von uns die Fähigkeit gehabt hätte sinnvolle Bücher aus einem Regal fliegen zu lassen. Oder wenn die Regale hätten sprechen können, um uns die richtigen Bücher zu zeigen. Das war, wenn ich genauer darüber nachdachte eine große Marklücke. Man könnte es "Google-Regal" nennen und an unordentliche Bücherbesitzer verkaufen. Das würde bestimmt viel Geld bringen.
Phil landete neben mir. Er hatte kein einziges Buch in der Hand, lächelte mich aber an, als würde das keine Rolle spielen, so lange er immer wieder neben mir landen konnte.
"Anscheinend warst du genauso erfolgreich wie ich."
Ich seuftzte.
"Wie lange suchen wir hier schon? Vier Stunden?"
Er grinste.
"Ich würde eher sagen: Zwanzig Minuten. Und meine Uhr sagt das übrigens auch, falls du an meinem Sinn für Zeit zweifelst."
Ich hätte sehr gerne meinen Kopf mit voller Wucht gegen eines der Regale geschlagen, einfach um meinem Frust Ausdruck zu verleihen. Stattdessen lehnte ich mcih an Phils Schulter.
"Rette mich aus dieser Macht- und Erfolgslosigkeit, Superman!"
"Deine Aufmerksamkeit reicht auch nicht viel weiter als bis zur nächsten Straßenecke, oder? Hab doch mal was Geduld und Konzentration."
"Ich habe viel geduld! Aber nur bei Dingen, die mich interssieren... Ich meine, nciht das ich kein interesse daran habe die Elemente zu retten. Aber an anderen Dingen habe ich einfach mehr Interesse", fügte ich hektisch hinzu.
Ich blicke zu ihm auf und er grinste.
"An mir zum Beispiel, Sternchen?"
ich weiß nicht..."
Ich blickte ihn an und zog ein übertrieben skeptisches Gesicht.
"Jetzt wo ich länger darüber nachdenke... Du bist schon eine ziemlich blöde Ablenkung."
Wir beugten uns zueinander vor. Aber bevor wir wirklich anfangen konnten uns abzulenken, kam Jake wie zufällig in unsere Richtung geschlendert (Von wegen Zufall. Ich hätte alles darauf gewettet, dass er nur auf diesen Moment gewartet hatte, dieser Mistkerl). Im Gegensatz zu uns schien er zumindest irgendetwas gefunden zu haben, denn er hatte ein schlichtes Buch über mittelalterliche Alchemie in der Hand.
"Vielleicht hätte man euch besser für die Arbeit trennen sollen", merkte er an.
"Ihr scheint ja gerade mit anderen Dingen beschäftigt zu sein, als mit der Rettung von uns und unseren Eltern."
Normalerweise hätte ich mich eigentlich hochrot von Phil weggedrücken, aber da er auch keinen Funken Reue zeiget, blieb ich einfach genau da wo ich war.
"Sieht so aus, als hättest du etwas gefunden", sagte ich stattdessen, ohne auf Jakes zynischen Seitenhieb einzugehen.
"Naja, das wird sich noch heraus stellen. ich habe noch nicht in das Buch herein geguckt."
Er legte es vor uns auf den Boden und schlug es auf. Phil und ich knieten und neben ihn. Und vorsichtig begannen wir uns durch die vollgeschriebenen Seiten voller Informationen zu wühlen.
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Im Schatten der Elemente [Unbearbeitet Fassung]
Paranormal~3. Teil~ "Ich finde das etwas zu allgemein", murmelte Jake. "Ein Schatten ist doch nicht zwingend ein schlechter Mensch" "Sie sind ja eben keine Menschen mehr. Das ist ja das, was ihr nicht versteht" [...] "Es wäre besser sie wären alle tot. Schatt...