Die darauf folgende Autofahrt war wahrlich die schlimmste Autofahrt in meinem Leben.Alleine ihm so nah sein zu müssen, nachdem er mich so bloßgestellt hat in der Öffentlichkeit, war Tortur genug.
Das Radio war aus und es war muksmäuschenstill.
Alles was zu hören war, war ab und zu ein schluchzer von mir.Ich starrte stur vor mich hin, bis wir endlich Zuhause angekommen sind.
Ich stieg aus, lief zur Tür und rannte die Treppe hinauf in mein Zimmer, nachdem ich diese aufgesperrt hatte.
Und da saß ich dann.
Ich saß nur da und weinte vor mich hin, weil ich einfach nichtmehr weiter wusste.Ich kramte mein Handy hervor und wählte die Nummer meines Bruders, der von dem ganzen Chaos hier wahrscheinlich gar nichts mitbekommen hatte.
Einen Moment war ich verunsichert ob ich ihm überhaupt Bescheid sagen sollte, nicht dass er sofort her fährt und seinen Unterricht verpasst.
Aber andererseits wäre es auch alles andere als fair es ihm zu verheimlichen.
"Hallo Schwesterchen." begann er.
Und alleine seine vertraute Stimme zu hören, brachte mich erneut dazu los zu weinen.
"Hope? Was ist los?"
Ich atmete kurz durch und versuchte mich zusammen zu reißen."Es tut mir so Leid." hauchte ich.
Was ist wenn Dad recht hat?
Wenn ich Mum dazu gebracht hatte? Wenn meine Lügen und Aktionen sie zu sowas getriben haben?Fuck ich kann einfach nicht mehr.
"Hope! Was ist los?"
"Mum.. Sie ist im Krankenhaus, weil.. " meine Stimme brach ab.
"Weil? .. Weil was ?" fragte er erschrocken.
"Sie hat zu viel Beruhigungsmittel genommen. Dad sagt, es ist meine Schuld.
Wieso hasst er mich so sehr? Wieso bin ich so dumm und bereite Mum so große Sorgen, dass sie sie nichtmehr tragen kann?
Sag mir warum Jonah!""Pssshh. Beruhig dich erstmal. Wie geht es Mum jetzt?"
"Sie haben sie 'ruhig gestellt'. Und jetzt wollen die sie in eine Klinik stecken. Ich weiß nicht wie lang. Ich bin so scheiße alleine."
Ich wischte mir eine Träne weg und starrte die Wand an."Du bist nicht allein okay? Hope ich kann jetzt nicht einfach hier weg und dafür hasse ich mich, aber am Freitag lasse ich die letzten beiden Stunden ausfallen und fahre sofort zu dir okay? Versprich mir, dass du so lange durchhältst. Ich bin bald bei dir."
Trotz der Trauer und dem Schmerz den ich spürte, schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.
Mein Bruder würde herkommen und ich wäre nicht mehr allein.
Bald sehe ich ihn."Ich brauche dich."
"Ich werde da sein. Versprochen." flüsterte er.
"Und lass dich nicht von Dad unterkriegen. Er ist ein Arschloch, das wissen wir. Okay?"
"Okay."
"Gut, und jetzt geh duschen oder nimm ein Bad und leg dich dann ins Bett. Der Tag war anstrengend für dich, die Ruhe wird dir gut tun."
Wir verabschiedeten uns noch kurz und legten dann auf.
Das Gespräch war weder lang noch großartig aufschlussreich, aber er war einfach da und genau dieses Gefühl brauchte ich jetzt.
Und mit dem Gedanken, dass er am Wochenende hier sein würde, war ich auch etwas beruhigt.Wie Jonah es gesagt hatte, ging ich duschen und danach in mein Bett.
Abgesehen davon, dass mir nicht zu essen zumute war, hatte ich ausnahmsweiße auch mal keinen Hunger.
Dafür, dass der Tag so aufreibend war, schlief ich wirklich schnell ein ohne mir großartig Gedanken zu machen.
Und das war auch echt gut so.Als ich am nächsten Morgen aufwachte, machte ich mich schnell fertig, zog mir eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine schwarze Sweatshirt Jacke an, deren Kapuze ich mir auf den Kopf setzte um noch weniger aufzufallen.
Sollte auch besser so sein, da ich gestern den kompletten Tag geheult habe, sah mein Gesicht heute dementsprechend aufgeschwollen aus und meine Augen waren rot unterlaufen.
Wen wundert das schon.
Das Wetter passte zu meiner Laune. Regen.
Und das obwohl es doch langsam warm werden sollte, immerhin nennt man es Frühling.Ich nahm meine Tasche, Handy und Kopfhörer und lief mit Musik auf den Ohren in die Schule.
Dabei vermied ich traurige Musik.Selbsterklärend oder?
Als ich dort angekommen bin, war ich total vom Regen durchnässt, doch das war mir egal.
So gut wie alles ist mir egal."Hey Babe." ertönte Tony's Stimme hinter mir.
Ich blieb stehen und sah ihn verwirrt an.War er nicht irgendwie sauer auf mich?
Wobei ich ehrlich gesagt mehr Grund dazu hatte, immerhin hatte er mich allein gelassen und wenn Cole nicht da gewesen wäre.. Nun ja..Er küsste mich auf die Wange und lief neben mir.
"Ich hab nachgedacht und ich glaube ich habe echt über reagiert am Wochenende.
Ich hätte nicht so ein Drama schieben sollen.
Als ob du Augen für Anderson hast. Immerhin hast du mich. Hab ich recht Babe?"Auf Stress mit Tony konnte ich nun echt verzichten, also nickte ich nur und ging in Richtung Klassenzimmer.
"Alles in Ordnung? Du siehst nicht so gut aus."
"Meine Mum ist im Krankenhaus." murmelte ich kurz und lief weiter.
"Tut mir Leid. Wie wäre es, wenn du morgen Abend zu mir kommst? Wir können es uns einfach gemütlich machen, dann bist du nicht so allein Zuhause. Was hälst du davon? Ich hole dich auch ab."
"Ja okay."
Alles war mir Recht.
Alles was mich vergessen ließ. Selbst Tony.Ich ging in den Unterricht und ließ die schrecklichen Stunden an mir vorüberziehen bis zur Mittagspause.
Ich ging in die Cafeteria obwohl essen jetzt nicht so die Option für mich war.
Wie in den letzten Tagen setzte ich mich alleine an einen Tisch im Eck der Cafeteria.
Ich nahm mir eines meiner Hefte und versuchte etwas zu lernen, aber ehrlich gesagt blieb überhaupt nichts hängen.
Mein Kopf war ein Wrack.
Alles an mir war ein Wrack, was mache ich denn überhaupt noch hier?
Ich könnte genausogut in irgendeinem Park sitzen und Enten beobachten.
Oder einfach im Bett liegen bleiben und..Ich fühle mich beobachtet..
Ich sah hoch und blickte in drei Augenpaare.
Cole, Aaron, Blaire.
Die Mitleidscrew.Sie meinen es nur gut, das weiß ich, aber andererseits..
Cole und Aaron mögen mich doch garnicht wirklich und Blaire ist noch immer sauer.
Sie haben nur Mitleid.
"Wie gehts?" fragte Cole.
Sein Ernst?"Möchtest du nichts essen?" fragte nun Blaire.
Bitte überfordert mich nicht. Ich schüttelte den Kopf.
"Du musst doch was essen."
Nun war es Aaron.
Mir stiegen Tränen in die Augen.
Bitte nicht jetzt."Ich bin euch sehr dankbar für alles. Aber ihr müsst nicht aus Mitleid meine Bodyguards spielen. Ich komme schon klar." hauchte ich ohne jegliche Kraft und stand auf um die Cafeteria zu verlassen.
Als ich es dort raus geschafft hatte, setzte ich mich in die nächste Ecke und ließ den Tränen freien Lauf.
So kann es doch nicht weiter gehen.. Aber es gibt einfach nichts was ich tun kann..
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Soon Nearly Perfect ♡ *Abgeschlossen*
Teen FictionViel zu schnell gerät das Leben auf die falsche Bahn. Eine Entscheidung und plötzlich ist man dem Abgrund nahe. Hope steht genau hier. Am Abgrund. Sie denkt, sie ist allein, doch ausgerechnet Cole Anderson taucht auf. Bleibt nur die Frage offen, o...