Herzklopfen.
Ganz ehrlich, mehr als Herzklopfen konnte ich gerade nicht in meinen Gedanken finden.Es war Freitagmorgen und nachdem ich Cole gestern versprochen hatte, heute wieder in die Schule zu kommen, hieß das für mich nun mit zitternden Beinen in meinem Zimmer zu stehen und verzweifelt zu versuchen, meine restlichen Kratzer und blaue Flecke zu verstecken.
Alles andere als einfach.
Mal abgesehen davon, dass mein Gesicht danach noch viel schlimmer aussah als davor, weil ich Stellenweiße viel zu viel Makeup verwendet habe, tut das auch noch höllisch weh, die ganze Zeit irgendein Zeug drauf zu tupfen.
Plötzlich ging meine Tür auf und mein Vater stand in meinem Zimmer.
"Deine Mutter wird heute verlegt, wenn du sie also noch mal sehen möchtest, sollte das heute passieren." sprach er, als hätte er den Text auswendig gelernt.
Da hatte bestimmt Jonah seine Finger im Spiel.
Von allein wäre mein Vater nie auf die Idee gekommen, mir überhaupt etwas zu sagen.
Zum Glück wusste ich Bescheid, ich sah sie sowieso so selten, dass ich mich wie ein schrecklich egoistischer Mensch fühlte.
Dabei war es mir bisher nur untersagt sie zu sehen.
Hoffentlich weiß sie das und denkt nicht, ich würde sie im Stich lassen.
Das Ganze kam mir nach wie vor sehr surreal vor.Aber daran sollte ich wohl vorerst nicht denken, denn nun hatte ich erst mal eine andere Hürde zu meistern.
"Ach und Hope?"
Ich sah meinen Vater hoffnungsvoll an, vielleicht kam ja mal wieder was Akzeptables aus seinem Mund."Ich habe dir Geld hingelegt, damit du dir was zu essen bestellst, ich werde über das Wochenende bei deiner Mutter sein."
Halt stopp, was?
"Kann ich nicht einfach mitgehen?" fragte ich entsetzt.
"Nein. Und wasch dieses Zeug aus deinem Gesicht, das sieht schrecklich aus." er verließ mein Zimmer und schloss die Tür.
Nett.
Und jetzt?Ich ging ins Badezimmer, wischte das ganze Makeup weg und versuchte es nur mit wenig Concealer.
Einiges war noch zu erkennen, aber zumindest war ich keine Vogelscheuche mehr, die in einen Farbtopf gefallen war.
Ich kämmte meine Haare nochmal durch und sah in den großen Spiegel in meinem Zimmer, als ich von dort meine Tasche nahm.
Wunderschön..Ich trug eine schwarze enge Hose, einen Schwarzen dünnen Pulli und Schwarz weiße Schuhe.
Hauptsache mein Körper war bedeckt und niemand musste sehen, was ich jeden Tag sehen musste.
Und dann klingelte es.
Ich überlegte ernsthaft einfach wieder ins Bett zu gehen und mir mein Kissen über den Kopf zu ziehen.
Ich hatte verdammte Angst.
Was würde passieren, wenn ich Tony heute sehen würde?
Hätte ich vielleicht doch zur Polizei gehen sollen?
Was ist wenn es anderen Mädchen genau so ergangen ist wie mir?
Oder noch schlimmer?Es klingelte erneut.
Okay, keine Panik Hope, er hat dir versprochen auf dich aufzupassen und das wird er einhalten.
Er wird dich nicht allein lassen.Was ist wenn die beiden unter einer Decke stecken und Cole deshalb so nett ist zu mir?
Scheiße was ist nur los mit mir?
Zögerlich ging ich die Treppen hinunter und öffnete langsam die Tür.
Ich starrte direkt gegen Cole's Brust, da sie etwa auf der Höhe meiner Augen ist.
Okay nicht ganz, vielleicht hatte ich meinen Kopf etwas gesenkt, aber er war trotzdem ziemlich groß neben mir.
Merkt man eigentlich, dass ich viel zu wirres Zeug rede, wenn ich nervös bin?
Ich rede nicht mal, ich denke. Da haben wir es schon wieder..
Ich atmete tief durch.
"Ich dachte schon, ich muss dich in die Schule tragen." Cole lachte kurz auf, verstumme aber relativ schnell wieder.
Ich spürte, wie seine Hand mein Kinn anhob und mir ins Gesicht sah.
Man merkte, dass er sich bemühte nicht auf meine Verletzungen zu achten, doch es misslang ihm.
Ich war ein Freak und er wusste das auch.
"Alles wird gut." sagte er und lies mein Kinn wieder los.
Mein Blick senkte sich sofort wieder."Nichts wird gut." antwortete ich schlicht und lief an ihm vorbei, zu seinem Auto.
Versteht mich nicht falsch, ich bin ihm verdammt dankbar für alles und weiß selbst nicht, wieso ich ihn versuche auf Abstand zu halten.
Aber ich bin einfach verunsichert und das muss sich erst wieder legen.
Und trotzdem ist er einer der drei Menschen, denen ich im Moment am meisten vertraue.
Die Fahrt verlief still, aber es war nicht unangenehm.
Als wir an der Schule angekommen sind, bekam ich wieder dieses unerträgliche Herzrasen.
"Was ist, wenn sie mich alle anstarren?" fragte ich leise.
"Dann reiße ich ihnen einfach die Augen aus."
"Das ist krank." ich verdrehte die Augen.
"Ich weiß."
Er stellte den Motor aus und sah mich an.
Ich sah nun auch ihn an, und wir begannen leise zu lachen."Komm schon, ich hab dir versprochen, dass dir nichts passiert. Und wenn sie dich anstarren, dann nur, weil du aus meinem Auto aussteigst."
Oh man Cole, irgendwie habe ich diese Seite an dir schon vermisst.
"Stimmt. Das ist wirklich ein schönes Auto." antwortete ich gleichgültig und hörte ihn laut ausatmen.
"Ja, genau davon habe ich gesprochen."
"Das weiß ich doch."
Ich lächelte ihn gefaket an."Du versucht Zeit raus zu zögern."
Er zog eine Augenbraue in die Höhe."Wer? Ich? Ach Cole.." ich schlug ihm leicht gegen die Schulter.
"Komm schon." er öffnete seine Tür um auszusteigen.
Ich öffnete meine Tür ebenfalls und stand schließlich auf dem Parkplatz vor der Schule, wo mich wie vermutet einige Schüler ansahen.
Ich schulterte meine Tasche und sah auf den Boden, während ich mich der Schule immer weiter näherte.
Vor dem Eingang standen Aaron und meine beste Freundin, die mich mit einer Umarmung begrüßten.
Ich spürte wie sich Cole neben mir anspannte und drehte mich in seine Richtung um Tony zu erblicken, der mich siegessicher angrinste.
Ich dachte es geht nicht, doch mein Herz klopfte nun noch schneller und die Angst breitete sich in mir aus.
Ich bekam Gänsehaut und meine Atmung wurde schnell und flach.
Die anderen beiden bemerkten ihn auch.Er war noch gut 20 Meter von mir entfernt und ich hatte das Gefühl gleich zu heulen und zu schreien um diesen Albtraum zu verscheuchen, aber was würde es mir bringen, außer noch mehr Blicke?
"Los, gehen wir in den Unterricht." sagte Blaire sicher und nahm mich an meiner zitternden Hand um die Schule zu betreten.

DU LIEST GERADE
Soon Nearly Perfect ♡ *Abgeschlossen*
Teen FictionViel zu schnell gerät das Leben auf die falsche Bahn. Eine Entscheidung und plötzlich ist man dem Abgrund nahe. Hope steht genau hier. Am Abgrund. Sie denkt, sie ist allein, doch ausgerechnet Cole Anderson taucht auf. Bleibt nur die Frage offen, o...