81 - Cold as Ice

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Die Stunden vergingen schleppend langsam, bis ich schließlich Sportunterricht hatte.
Am Nachmittag.

Schlimmer gings nicht oder?
Oh doch. Und wie.

Ich hatte mich vor der Umkleidekabine mit Nathalie getroffen und wir gingen gemeinsam rein um uns umzuziehen.

Sie war mal wieder spät dran, weshalb wir beinahe allein in der Umkleide waren und uns hektisch umzogen, denn unsere Lehrerin ist nicht so sonderlich erfreut wenn man zu spät kommt.

"Wow Hope, was hast du denn gemacht?" fragte Nat plötzlich geschockt und zeigte auf meine Schulter.

Oh ne..

Ich lief zum Spiegel der an der Wand hing und musterte meine Schulter.

Mein Rücken und über meine Schulter war ein großer lila blauer Fleck zu erkennen.
Wie sollte ich das denn nun erklären?

"Ich bin heute morgen mal wieder die Treppe runter gefallen. Hatte nicht gedacht, dass es blau wird."
Ich verdrehte die Augen und versuchte authentisch zu wirken.

Sie begann zu lachen und wir liefen gemeinsam zu den anderen Mädchen unseres Sportkurses.

Heute stand mal wieder Volleyball auf dem Programm und eigentlich mochte ich Volleyball.

Aber nur im Sommer, draußen im Sand.
Und nicht in der grauen Sporthalle während die Jungs im Fußballkurs in der anderen Hälfte der Halle spielten und uns die ganze Zeit so dumm anstarrten.

Hatten wohl nichts besseres zutun.

Nach dem Sportunterricht bekam ich eine Nachricht von Cole ob ich ihm aus meinem Spind seinen Pulli vorbei bringen könnte, weil er ihn, wieso auch immer, unbedingt Zuhause brauchte.

Naja manchmal sind Jungs komisch. Ich schrieb ihm schnell, dass ich ihm den Pulli gleich vorbei bringen würde und ging somit zur Schule rüber zu meinem Spind.

Ich öffnete ihn und direkt fiel mir ein Zettel entgegen auf dem Stand "Wir treffen uns in der Cafeteria Baby".

Oh man Cole, jetzt versteh ich wieso ich unbedingt zu meinem Spind sollte.

Gespannt auf das was mich erwarten würde, lief ich zur Cafeteria und hatte ein großes Grinsen im Gesicht.

Mittlerweile war die Schule leer, da niemand mehr Unterricht hatte, was auch gut so ist, sonst könnte man schon fast hier schlafen.

Als ich in der Cafeteria angekommen war, war es auch hier sehr leer.

Wo war er denn? Ich dachte er wäre bereits da.

"Cole?" rief ich.

Keine Antwort.
Ich lief ein wenig durch die leeren Tischreihen und sah nochmal auf mein Handy.

"Wo bist du? Ich bin schon in der Cafeteria" schrieb ich ihm eine Whatsapp nachricht, doch er war zuletzt vor einer Stunde online.

Er hatte mir während Sport geschrieben, ob ich ihm den Pulli holen würde.

Wahrscheinlich bereitete er noch irgendwas vor.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch, das klang als wären in der Küche ein paar Töpfe runter gefallen.

Ich ging zu dem Geräusch und fragte laut, ob alles in Ordnung sei, doch es kam wieder keine Antwort.

Ich lief weiter in die Küche, obwohl Schülern der Zutritt eigentlich nicht gestattet war, aber ich hatte ein komisches Gefühl bei der Sache.

Vielleicht war jemandem was passiert..
Ich lief immer weiter in die Küche, bis ich sah, dass die Tür des Kühlhauses offen stand.
Ich lief zur offenen Tür um hinein zu schauen.

Was ist hier los?

"Cole?" rief ich nochmal, doch es war komplett ruhig.
Ich erschrak, da mein Handy kurz vibrierte.

Ich zog es aus meiner Jackentasche und sah, dass Cole mir geschrieben hatte. Zum Glück das wurde langsam echt gruselig.

"Wie wo ich bin? Zuhause natürlich" stand in der Nachricht, doch bevor ich darüber nachdenken konnte, spürte ich einen Schlag gegen meinen Rücken und ich fiel nach vorne auf den kalten Boden des Kühlhauses.

Schnell rappelte ich mich auf, doch die Tür war bereits verschlossen.

Ich versuchte den Hebel von innen umzulegen um raus zu kommen, doch irgendwas blockierte ihn von außen.

"Hey!"
Ich schlug gegen die Tür wie eine Verrückte.
Scheiße war das kalt hier drin.

Ich sah mich um und erkannte eine Anzeige, die mir -17°C anzeigte.
Na super.

Wieder schlug ich gegen die Tür und versuchte den Hebel umzulegen, doch nichts passierte.

Wer zur Hölle war das?

Das muss geplant gewesen sein, sonst hätte ich nicht den Zettel in meinem Spind gefunden.

Aber wieso hatte Cole mich dann darauf aufmerksam gemacht, nochmal zu meinem Schrank zu gehen?

Das ergibt alles so wenig Sinn.

Ich sah mich weiter um und bemerkte, dass mein Handy wohl bei meinem Sturz runter gefallen sein muss.
Natürlich auf der anderen Seite der Tür.

Was soll ich denn jetzt tun?

Die ersten 5 Minuten verbrachte ich damit um Hilfe zu rufen, doch das wurde zum einen anstrengend, da mein Hals von der Kälte weh tat, auf der anderen Seite würde mich doch sowieso niemand hören.

Immerhin war niemand mehr hier.
Verdammt.

Es wurde so kalt, dass meine Zähne bereits klapperten und ich am ganzen Körper zitterte.

Wahrscheinlich würde ich weinen, aber meine Augen sind zu kalt.

Ich lief immer und immer wieder in dem kleinen Raum auf und ab um mich irgendwie warm zu halten, doch es brachte herzlich wenig.

Mein Körper wurde immer kälter, mein Atem ging in Rauch auf und mein Herz schlug mir immer langsamer gegen die Brust.

Es dauerte nicht lang, bis ich meine Füße und meine Hände nichtmehr spüren konnte.

Ich bewegte meine Finger und Zehen kontinuierlich aus Angst sie würden einfrieren.

Ich wusste, dass es der größte Fehler ist, den ich machen konnte, doch ich hatte einfach keine Kraft mehr, es war alles so anstrengend, deshalb setzte ich mich auf den Boden und zog die Beine an meinen Körper ran.

Es war so unglaublich kalt und da ich im Sportunterricht geschwitzt hatte, hatte ich nur meine Leggins und ein T-Shirt an.

Wie soll ich das aushalten?
Plötzlich hörte ich wie mein Handy vor der Tür klingelte.

Scheiße, wenn es nur hier drin wäre, könnte ich irgendjemanden anrufen, der mich hier raus holt.

Wer ist so krank und sperrt jemanden in ein Kühlhaus?

Ich legte meinen Kopf auf meinen Beinen ab und begann nun doch zu weinen, anscheinend war es doch möglich.
Ich wollte nicht erfrieren.
Nicht nach allem was ich durchgemacht hatte!

Das ist doch alles so krank!

Ich spürte wie meine Augen immer schwerer wurden, bis ich sie nichtmehr aufhalten konnte.

Das letzte was ich mitbekam war, wie ich zur Seite kippte.

Das war wohl mein Ende.

Soon Nearly Perfect ♡ *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt