23

23 4 2
                                    

„Schuhe", „Klamotten" und „Accessoires" las ich, schön verteilt auf dem gesamten Blatt. Unter den Punkten standen jeweils vier Namen: Sally, Miranda, Alice und Lola.

„Was genau ist das?", fragte ich verwirrt. „Also", begann Sally und setzte sich kerzengerade hin. Sie gab mir den Zettel und redete dann nur noch drauf los.

„Das ist unsere Liste für den Green-Day. Der ist jeden dritten Dienstag. Wir haben ihn eingeführt, als Miranda noch nicht in unserer Clique war. Da waren wir zu dritt und haben deshalb immer den dritten ausgewählt. Und das haben wir auch nicht geändert."

Ich sah zu Miranda, die so aussah, als wäre ihr dieses Detail herzlich egal. Sie war diejenige, die ich öfter nicht gesehen hatte, die einige Male gefehlt hatte. Vielleicht ist sie noch nicht komplett integriert, so dass sie nur mit ihnen herumhängt. Wie lange ist sie wohl schon dabei? Und wie kam sie in Sallys Clique?

„So viel dazu.", riss mich Sally plötzlich aus meinen Gedanken. Ich hatte gar nicht gehört, was sie noch erzählt hatte, so sehr war ich mit Miranda beschäftigt gewesen.

„Wir suchen uns jeder immer grüne Sachen aus, die wir am Green-Day tragen. Zum Beispiel werde ich morgen eine grüne Hotpants und eine weiße Bluse tragen. Dazu smaragdgrüne Schuhe und eine große, grüne Perlenkette. Und die Haare stecke ich mir mit einer hellgrünen Brosche fest."

Sally sah in die Runde, bevor sie weitersprach. „Und das schreiben wir immer auf. Wenn du möchtest, darfst du morgen auch mitmachen."

„Ähm, nein, nicht nötig, das ist euer Ding, ich möchte mich da wirklich nicht einmischen.", versuchte ich mich rauszureden. „Nun gut, es ist deine Entscheidung, aber du musst morgen wenigstens eine Grüne Sache tragen!", stellte Sally klar.

„Ich muss mal schauen.", sagte ich ausweichend. Mit dieser Antwort schien Sally zufrieden zu sein, denn sie widmete sich wieder ihrem Blatt. „So, Lola, was ziehst du an?", fragte sie und wandte sich an das blonde Mädchen, das direkt neben ihr saß.

Als ich um exakt 18:41 Uhr meine Schlüssel an den Schlüsselkasten hängte und auf die Digitaluhr im Flur schaute, atmete ich erledigt aus. Ich war total fertig. Die Mädels hatten die ganze Zeit über Klamotten gesprochen und ich hatte größtenteils keine Ahnung gehabt, von welchen Marken sie dort sprachen.

Nachdem ich mir eine Portion gebratene Nudeln mit Hähnchenfleisch mit einigen Folgen meiner Lieblingsserie auf dem Sofa reingehauen hatte, ging ich nach oben in mein Zimmer, schnappte mir im Vorbeigehen noch das Telefon, und legte mich, alle viere von mir gestreckt, auf mein Bett.

„Guten Tag, Sie sprechen mit Janet Henkler. Problem nur dass ich grad nicht da bin. Hinterlassen Sie eine Nachricht und ich rufe Sie vielleicht zurück. Und Mama: Falls du mich wieder fragen willst, ob ich weiß, wo deine Zeitschrift ist, schau bei Benny nach!" Mist. Nur der Anrufbeantworter.

„Hey, Janet, ich bin's. Jetzt erreiche ich dich gar nicht, ruf doch wieder an, ja? Es geht um Toby." Am Ende meiner Nachricht legte ich in meine Stimme etwas geheimnisvolles und legte anschließend auf.

Dann schmunzelte ich.

Janet hatte schon immer einen komischen Mailboxtext gehabt. So viel ich mitbekommen hatte, war Benny der Nachbar von Janets Mutter, der ihr ständig die neue Ausgabe ihrer monatlichen Frauenzeitschrift aus dem Postkasten stahl. Was auch immer er damit macht, fragte ich mich immer wieder. Vielleicht interessiert er sich ja einfach für Frauenzeitschriften, dachte ich dann.

Weil ich nicht wusste, was ich jetzt machen sollte, räumte ich die Frühstücksdose aus meinem Schulranzen und stellte sie auf meinen Schreibtisch. So, dass ich sie morgen früh mit hinunter nehmen konnte. Dann trug ich auf einer kleinen Tafel, die an der Innenseite meiner Tür hing, meinen Stundenplan ein und begann, meine Tasche für den nächsten Tag zu packen.

Dann klingelte das Telefon.

Das ging ja schnell, wunderte ich mich und angelte danach, da es irgendwo weiter hinten auf meinem Bett lag.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell anrufst", lachte ich und klemmte mir das Telefon zwischen Schulter und Wange, damit ich die Chipstüte, die ich auf meinem Schreibtisch gebunkert hatte, mit zwei Händen aufmachen konnte.

Zum Telefonieren brauche ich nun mal Chips.

Doch die Stimme am anderen Ende der Leitung, ließ mich in meiner Bewegung erstarren...

||Huch, wer ruft da denn an? Was hältst du vom Green-Day? Und von Janets Mailboxtext? XD

Bis bald,

deine Helen ;-)

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt