52

13 3 0
                                    

„Steigerungsform von anstrengend.", gab Sally vor.

„Anstrengend. Anstrengender. Am anstrengendsten. Uuuund", bemerkte ich, während ich mir einen Keks von dem Teller auf meinem Nachttisch nahm, „Abfluffprüfungen."

Sally, die mit den Beinen an der Wand auf meinem Bett lag, lachte und einige Krümel, die auf ihrem Bauch lagen, sprangen bei der Bewegung auf und ab.

„Koooorrekt. Bin nur ich für eine pause? Ich geh mal für kleine Pauker." Mit diesen Worten verschwand sie durch meine Tür in das Badezimmer. Ich nahm mein Handy, dass auf meinem mit Unterlagen vollgestopften Schreibtisch lag, und ging zurück zu meinem Bett.

Ich sah auf das Display und erschrak, als ich sah, dass Toby mich fünfmal angerufen hatte. Schnell drückte ich auf die Rückruftaste und nach einem kurzen Klingeln nahm er ab.

„Ach, wen haben wir denn da?", begrüßte er mich.

„Hi", sagte ich, etwas zögernd, denn seine Stimme klang um einiges schärfer als gewohnt. „Du hast angerufen?"

„Allerdings. Was hast du gemacht?"

„Gelernt, was sonst?", antwortete ich mit einem Seufzen.

„Sam, ich vermisse dich. Wir haben uns seit drei Wochen nicht gesehen, dabei wohnen wir uns gegenüber! So viel lernt doch kein Mensch, du brauchst wirklich eine Pause.", beschwerte er sich.

Ich kaute auf meiner Lippe und überlegte, was ich sagen sollte. Er hatte Recht. Jeden Tag war ich damit beschäftigt, mir den ganzen Stoff auf irgendeine Weise reinzuprügeln, und unterbrach das nur, um etwas zu essen oder zu schlafen. In der schule bekam ich kaum etwas mit und nicht selten griff ich einfach zu Trockenshampoo, statt mich unter die dusche zu stellen. Er hatte sowas von Recht.

„Ich weiß Toby. Du hast ja Recht. Ich hab nur Angst, dass ich die Prüfungen nicht schaffe. Immer, wenn ich Arbeiten geschrieben habe, hab ich früher angefangen zu lernen, oft schon eine Woche. Und als ich dann die Aufgaben bearbeiten sollte, war mehr als die Hälfte einfach weg. Ich wusste gar nichts mehr, verstehst du? Das will ich nicht bei meinem Abschlussprüfungen haben, deshalb ist mir die Schule gerade wichtiger."

„Sam... kein Schüler dieser Erde lernt ununterbrochen. Du packst das doch trotzdem! Ich möchte endlich wieder etwas mit dir machen, weißt du nicht mehr, wie wir beim letzten mal gelacht haben, beim Monopoly spielen? Ich vermisse das."

„Ich weiß Toby.", sagte ich.

„Ich weiß.", flüsterte ich dann.

„Hilft es, wenn ich dir sage, dass ich auch schon lange nicht mehr Malen war?"

„Das macht es nur schlimmer." Nun klang Toby nicht nur erschöpft, sondern auch genervt.

„So, da bin ich wieder. Hab Äpfel aus der Küche mitgebr... Oh, sorry", unterbrach Sally mich, hielt sich dann aber schnell die Hand vor den Mund und stellte leise die Schüssel Äpfel auf meinen Nachttisch.

Dann deutete sie mit einem fragenden Gesicht erst auf sich und dann auf die Tür. Ich schüttelte den Kopf und sie setzte sich auf mein Bett.

„Toby, hör zu. Wir müssen jetzt weitermachen, und morgen, wenn ich meine Prüfung fertig gemacht hab, ruf ich dich an, okay?"

"Ich hab keine Lust mehr, Sam. Jeden Tag versuche ich dich zu erreichen, und du kannst nur ab und zu mal für fünf Minuten, die aber immer dann zuende sind, wenn dir plötzlich wieder einfällt, dass du ja weiterlernen musst. Echt, das nervt. Meld dich, wenn du nicht mehr so viel mit der Schule beschäftigt bist. Dann hast du ja vielleicht ein Ohr für mich." Damit legte er auf.

Seufzend legte ich mein Handy zurück auf den Nachttisch und machte mich mit Sally, die mich besorgt ansah, wieder daran, weiterzulernen. „Das wird schon wieder. Er kann dich doch nicht dafür verurteilen, dass du lernst."

„Mhmmpf.", machte ich. „Es kann aber auch nicht so weitergehen!", meinte ich dann.

„Du musst damit zufrieden sein, Sam. Wenn du einen guten Abschluss machen willst, lernst du weiter, und danach sprichst du mit Toby. Wenn du deine Beziehung nicht wackeln soll und Toby dir wichtiger als dein Abschluss ist, geh zu ihm, oder lern weniger. Du musst es für dich entscheiden, und es nicht irgendwem anders recht machen." Sally lächelte mich freundlich an und knuffte mich freundschaftlich in den Arm.

„Danke.", sagte ich und lächelte entschlossen. Ich wusste, was ich tun würde. Ich wusste es genau.

|| Dieser Moment, wenn die Schule dir alles versaut. Wie gut, dass ich Ferien hab :D Was denkst du, macht Sam?

Bis bald,

deine Helen ;-)

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt