50

10 3 0
                                    

Sally musste meine Gedanken gelesen haben, denn sie schaute mich grinsend an und fragte: „Na, habe ich deinen Geschmack getroffen?"

Wir standen in einem Meer aus Kunstwerken. In den kleinen, abgetrennten Räumen waren sämtliche Künstler dabei, verschiedene Bilder auf die Leinwände zu malen. Ich erkannte einige Luftaufnahmen von der Insel, außerdem Menschenporträts sowie Stillleben.

„Allerdings! Das ist der absolute Wahnsinn! Wie..?", setzte ich an, wurde aber von einem etwa 40-Jährigen, kleinen Mann mit Glatze unterbrochen, der auf uns zugeschlendert kam. Er begrüßte Sally mit einer herzlichen Umarmung und schaute mich dann aus seinen braunen Augen an.

„Sam, das ist mein Onkel Mike. Mike, das ist meine Freundin Sam."

Wir gaben uns die Hand und ich lächelte freundlich. Was soll das hier nur werden?

„Sam, ich hab schon viel von dir gehört. Und gesehen!" Er lachte und sein kleiner, runder Bauch wackelte, während er sich seine Brille auf den Kopf schob. Verwundert sah ich ihn an und blickte dann rüber zu Sally.

„Ich hab ein paar Fotos von deinen Zeichnungen gemacht und sie an Mike geschickt. Das hier ist ein Teil der Kunsthochschule von Waterly. Mike leitet diese Abteilung, in der die Schüler oder auch Studenten ihre Werke anfertigen."

Staunend sah ich mich erneut in de Halle um. Die Künstler hier waren alle älter als ich ich schätze sie auf Mitte 20 bis Mitte 30.

„Und weil mir deine Zeichnungen so gut gefallen haben, und ich heute erfahren hab, dass dein Kunstprojekt an der Schule ausfällt, möchte ich dir einen Platz in unserer Halle anbieten. Du kannst hier zu den Öffnungszeiten so oft du willst herkommen und arbeiten. Und bei Fragen wendest du dich einfach an mich, oder an einen von den ganzen anderen kreativen Schöpfern hier." Wieder lachte er und ich grinste.

Ich darf malen! In einer Halle von der Kunsthochschule! 

Ich konnte es gar nicht fassen und merkte erst, dass Sally mit mir sprach, als sie vor meinem Gesicht mit ihren Fingern schnippte.

„Sam, hallo? Du merkst ja gar nichts mehr!" Auch Sally grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich ging auf sie zu und nahm sie ganz fest in den Arm, wobei ich ein leises „Danke" in ihre Haare murmelte.

„Ach, Sam, keine Ursache. Deine Zeichnungen sind toll, das warst du. Ich habe sie nur an die richtige Person weitergeleitet. Übrigens sollst du noch eben in Mikes Büro kommen, er will dir noch ein paar Sachen geben. Komm, ich bringe dich hin."

In den nächsten Wochen und Monaten war ich immer wieder in der Halle von Sallys Onkel. Ich hatte eine kleine Nische weiter hinten bekommen, in die gerade mal eine Leinwand und ein kleiner Tisch inklusive Stuhl passte. Trotzdem war ich mehr als zufrieden. Von Mike bekam ich einen Kittel, den ich anziehen sollte, und einige Töpfe mit Farbe. Außerdem zeigte er mir einige Techniken, wie ich meine geliebten Landschaftsbilder noch schöner machen konnte.

Im Laufe der Zeit, die ich mit dem Malen verbrachte, wurde mir klar, dass ich genau das machen wollte.

Das Problem war allerdings, dass ich Toby nun nicht so oft sah. In den Halbjahresferien Ende Januar waren wir jeden Tag zusammen, da die Halle geschlossen hatte. Und am Wochenende konnte ich ihn auch sehen. Jedoch ging ich in der Woche immer direkt nach der Schule zur Halle und kam erst abends wieder. Als er mich darauf ansprach, versuchte ich ihm zu erklären, dass das ein riesengroßer Traum von mir war und ich diese unglaubliche Chance ausnutzen wollte. 

Er verstand das, wollte aber auch unter der Woche etwas mit mir unternehmen, weshalb ich ab Februar jeden Tag außer Donnerstag in die Halle ging. So konnte ich mich auf mein eigenes Projekt konzentrieren und mich mit Toby treffen...

|| Und, was denkst du von Sallys Idee, Sam zu Mike zu schleppen?

Und huiuiui, das ist schon das 50. Kapitel!

Bis bald,

deine Helen ;-)

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt