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Eigentlich hatte ich gedacht, mich würde ein so großes Geschenk erwarten, dass man es gar nicht hätte einpacken können. Ich erwartete ein Geschenk, an dem Fetzen von Geschenkpapier hingen, weil es so groß war. Vielleicht hatte ich auch Luftschlangen erwartet. Aber nie im Leben, hätte ich damit gerechnet, dass niemand geringeres als Mary und Janet auf Lukes Bett sitzen würden und mich breit angrinsen würden. Als ich sie sah, füllten sich meine Augen vor Freude mit Tränen und ich schlug mir die Hände vor den Mund. Mary und Janet sprangen fast synchron auf und kamen auf mich zu gerannt.

„Alles Gute zum Geburtstag!", riefen sie und umarmten mich. Auch sie hatten Tränen in den Augen und während wir uns schniefend und heulend in den Armen lagen, beobachteten Sally, Luke und Toby uns. Sally grinste und freute sich mit uns. Luke und Toby sahen eher etwas verunsichert und hilflos aus, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass wir weinen würden, wenn wir uns wiedersahen. Doch auch Luke und Toby konnte ich ansehen, dass sie sich mit mir freuten.

Nachdem auch Janet und Mary etwas von dem Kuchen gegessen hatten und Sally mir erzählt hatte, wie sie die beiden von der Idee, an meinem Geburtstag aufzutauchen, erzählt hatte, und wie sie direkt davon begeistert waren, gingen wir wieder in den Garten zu der eigentlichen Party. Meine Eltern freuten sich riesig, als sie meine besten Freundinnen erblickten.

„Mary, Janet, wie schön, euch hier zu sehen! Ich freue mich, dass es geklappt hat!", sagte Mum und schloss beide nacheinander in eine Umarmung.

„Ja, wir sind auch sehr froh", erwiderte Janet und schenkte mir ein freudiges Lächeln, während Mary mir zuzwinkerte.

„Wie, du wusstest auch davon?", wollte ich wissen.

„Aber natürlich. Sally hat mich gefragt wie sie Janet und Mary erreichen kann und und dann hab ich ihr die Telefonnummer des Internatanschlusses gegeben", fing sie an.

„Und dann hab ich nach Mary und Janet gefragt, und Janet hat mir ihre Handynummer gegeben. Den Rest kennst du schon.", erklärte Sally. Ja, den Rest kannte ich. Mary und Janet waren skeptisch, weil ich ihnen von Sallys und meinem Anfang erzählt hatte, doch als Sally meine besten Freundinnen überzeugen konnte, dass sie es ehrlich meinte, fingen sie an zu planen, wie Mary und Janet an diesem Tag nach Waterly kommen konnten. Ursprünglich war es geplant, dass sie einen Tag darauf kommen würden, um dort etwas mit mir unternehmen zu können, doch heute war im Internat ein Sportfest, von dem sie sich leichter entschuldigen lassen konnten. So bezahlte Sallys Dad ein Taxi, mit dem Janet und Mary hierher kommen konnten, und Sally sperrte sie als Überraschung in Lukes Zimmer, bis ich sie gefunden hatte. Nach dieser Info hatte ich mich überschwänglich bei Sally, als auch bei ihrem Dad bedankt. Bei vier Stunden Fahrt war das Taxi bestimmt nicht gerade billig.

Wir verbrachten noch einige schöne Stunden im Garten des Hauses von Sallys Dad, bis sich bereits die ersten auf den Weg nach Hause machten. Auch wir verabschiedeten uns von Sally, Luke und ihrem Dad, um uns für den Abend vorzubereiten. Morgen bin ich keine Schülerin mehr, ging es mir durch den Kopf, als wir zum Auto gingen.

Zuhause angekommen sprang ich direkt unter die Dusche, während Mary und Janet schon mal alles in meinem Zimmer vorbereiteten. Wir hatten genau drei Stunden Zeit, und wie ich fand,war das viel zu wenig Zeit. Haare machen, Schminken, sowie Kleid und Schuhe anziehen war mir in drei Stunden zu stressig. Ich hatte gerne mehr Zeit, um mich zurechtzumachen.

Zuerst begann Mary damit, mich dezent im Gesicht zu schminken, während Janet sich auf meine Fuß- und Fingernägel stürzte. Ich würde schwarze Pumps tragen, bei denen die Zehen vorne zu sehen waren, weshalb Janet auf gepflegte Fußnägel bestand. Für alle Nägel benutzte sie einen grau schimmernden Nagellack, der gut zu meinem Kleid passte. Als nächstes war meine Frisur dran; Mary föhnte mir die Haare, und drehte dann mit Mums Lockenstab einzelne Haarsträhnen zu leichten Wellen, die mir über die Schulter fielen.

„Fertig!", rief sie dann nach guten zweieinhalb Stunden. Wie konnte die Zeit so schnell um sein?

„Geh nochmal auf die Toilette, bevor du dein Kleid anziehst", forderte Janet mich auf. Als ich wieder zurückkam, hielt sie es mir hin. „Darf ich bitten?", fragte sie und grinste.

Also nahm ich es und stieg langsam hinein. Mary half mir beim anziehen der dünnen Ärmel und machte schließlich den Reißverschluss zu. Dann reichte Janet mir meine Schuhe, ich schlüpfte hinein und schloss die kleinen Riemchen an meinen Knöcheln.

Mary nahm meine Hand und ich lief hinter ihr her, direkt zum bodenlangen Spiegel im Flur. Janet folgte uns und die beiden stellten sich rechts und links von mir auf, während ich mich betrachtete.

Mein Kleid war gräulich mit einem aufgebauschten Rock, der sehr dicht war und bei jeder Bewegung raschelte. Um meine Hüfte war ein kleiner Ziergürtel, mit dem auch der Spitzenbesatz im oberen Teil des Kleides anfing. Die Ärmel gingen bis zu den Ellenbogen und waren am Ende mit kleinen Schleifchen besetzt, genauso wie im runden Ausschnitt des Kleides. Die schwarzen Pumps lugten unter dem Rock hervor und meine in Wellen liegenden, offenen Haare lagen locker auf meiner Schulter. Auch mein dezentes Make-Up passte sehr gut zu meinem Kleid, denn Mary hatte mit ein paar Grautönen gearbeitet.

„Wow", hauchte ich, als ich mich fertig angesehen hatte.

„Du siehst wundervoll aus", erklärte Mary und legte mir einen Arm um die Hüfte.

„Danke, echt. Ohne euch hätte ich es nie geschafft!", wandte ich mich an meine besten Freundinnen und drückte ihre Hände.

„Es ist wirklich schade, dass ihr gleich schon wieder los müsst", sagte ich und wurde traurig. „Aber, aber! Du wirst doch nicht weinen und meine ganze Arbeit ruinieren!", scherzte Mary und lächelte. Ich musste grinsen. Dann standen wir einige Zeit einfach nur zu dritte vorm Spiegel und betrachteten uns, bis von meinem Dad das Signal zum Aufbruch kam. Mary und Janet gingen vor, ich holte noch schnell meine Clutch und verstaute einige Sachen darin. Dann ging auch ich die Treppe runter.

Toby stand gemeinsam mit meinen Eltern unten im Flur. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug mit einer schwarzen Krawatte- und sah unglaublich heiß darin aus. Während ich die Stufen herunterlief, hatte ich nur Augen für ihn- und auch er verfolgte mich mit seinen Blicken.

„Bereit?", fragte er, als ich bei ihm ankam, gab mir einen Kuss und nahm meine Hand. Ich nickte, obwohl ich eigentlich überhaupt nicht bereit war. Ich war so aufgeregt, wie lange nicht mehr, doch mit Tobys Hand in meiner war die Aufregung nur halb so schlimm.

Ich verabschiedete mich lange von Janet und Mary und stieg dann ins Auto. Mum und Dad nahmen vor mir Platz, Toby neben mir. Mum hatte Matthew zu Cora gebracht, damit sie sich um ihn kümmern konnte, während Mum und Dad noch weg waren. Da muss jetzt die Hölle los sein, zwei Babys auf einem Haufen!

Als sich der Wagen in Bewegung setzte, winkte ich meinen besten Freundinnen, die noch in der Haustür standen, zu. Dann, als sie immer kleiner wurden, atmete ich tief durch. Jetzt geht's los.

|| Halli-Hallo-Hallölii! :D

Na, war das eine gute Idee von Sally, die zwei einzuladen? Was passiert wohl auf dem Abschlussball?

Bis bald,

deine Helen ;-)

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt