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Die nächsten Wochen vergingen sehr schnell und oft traf ich mich mit Toby.
Ruckzuck war es schon wieder November und wir hatten die sogenannten „Waterly-Festtage". Das war für uns Schüler nichts anderes als eine Woche Ferien, während der im Radio und im Fernsehen haufenweise Berichte über die Wiedervereinigung Waterlys liefen. Vor 41 Jahren wurde die schöne Insel, auf die wir im Sommer gezogen waren, durch einen Bürgerkrieg auseinandergerissen und es gab North und South Waterly. Bis es vor 12 Jahren, am 10.11. 2004, durch den Präsidenten John G. Wills zur Wiedervereinigung kam. Das hatte ich alles von Luke erfahren, mit dem ich mich nach wie vor sehr gut verstand.

Für die Hälfte der Woche hatten wir einen Ausflug auf die Nachbarinsel Terly geplant. Wir würden dort, gemeinsam mit den Ambels, für drei Tage Urlaub in einer Doppelferienwohnung wohnen. Auch Cora war nach der Geburt von Ben-Larry am 25. Oktober wieder einigermaßen fit, sodass sie ebenfalls mitkam. Mit einer Fähre fuhren wir hinüber und gingen dann den Weg zu den Häusern. Vom Hafen aus dauerte es etwa 20 Minuten, bis wir ankamen. Dort trafen wir Belle, die Vermieterin der zwei Häuser.

Zum Mittag waren die Wohnungen soweit eingerichtet. In der Nähe der Siedlung, in der sich auch andere Ferienwohnungen befanden, war ein Park, in dem einige Grills standen, daneben waren Picknickbänke und -tische aufgebaut. Dad begann, die Bratwürste, die wir mitgebracht hatten, zu grillen, und Toby und ich begannen, den Tisch mit Gedecken zu decken und auch einen Nudelsalat von Cora aus dem Haus zu holen. Liv und Lucy waren derweil auf dem kleinen Spielplatz in der Mitte des Parkes verschwunden. Dass Lucy bereits 16 war, hielt sie nicht davon ab, wie ihre 13- Jährige Schwester auf dem Klettergerüst rumzuturnen. Das gefiel mir, heutzutage sah man schließlich die meisten nur noch mit dem Handy in der Hand. 

Nach dem Essen machten wir alle einen Spaziergang, Matthew und Ben schliefen im Kinderwagen. Toby und ich liefen, die Hände ineinander verschlungen, etwas weiter hinten. „Es ist echt schön hier", meinte er und blickte sich einmal um. „Sehe ich auch so. Ich bin froh, dass wir das zusammen machen können." Ich schaute ihn an und er beugte sich zu mir, um mir einen Kuss zu geben. „Ich liebe dich", sagte er dann. „Und ich liebe dich.", antwortete ich und lächelte. Diese Worte erwärmten nach wie vor meinen ganzen Körper, und so wurde mir wieder einmal sehr warm, obwohl die Novemberluft nun schon sehr kalt geworden war. Wir hatten Temperaturen von etwa 9°C, und da ich einer Menschen war, der sehr schnell fror, lief ich seit Ende Oktober mit einem Schal und meiner Winterjacke herum. 
Der Spaziergang dauerte eine Dreiviertelstunde, und dann trafen wir uns in der Wohnung der Ambels, um gemeinsam einige Gesellschaftsspiele zu spielen. 

Gerade waren wir dabei, unsere Spielfiguren in „Mensch ärgere dich nicht" vom einen Haus zum Nächsten zu bringen. Ich hatte bereits drei Figuren drin, Toby ebenfalls. Mum, Richard und Lucy spielten auch mit, denn es war eins der größeren Spielbretter. Sie hatten zwei und Richard nur eine Figur im neuen Haus. Meine lilafarbene Spielfigur brauchte noch 8 Schritte, bis sie im Ziel war. Ich betete für eine Sechs und eine 2 im Anschluss. Dann warf ich die Würfel. Obwohl es nur ein Spiel war, war mein ganzer Körper angespannt. Toby beobachtete mich, doch ich hatte in diesem Moment nur Augen für den Würfel. Dann kam er zum stehen. Drei. „Mist!", rief ich aus und schlug auf den Tisch. Durch den Schlag hüpfte der Würfel und drehte sich, bis die sechs oben zu sehen war. Verblüfft schaute ich darauf. Die anderen lachten, und widerwillig setzte ich meine Figur drei Felder vor. Dann war Toby an der Reihe. Er brauchte noch einige Schritte mehr, doch er war aus meinem Gefahrenbereich. Hinter mir war lediglich Lucy, doch mit zwei Sechsen hintereinander war sie ratzfatz hinter mir. Ich biss mir auf die Lippe, als sie das nächste Mal würfelte. Obwohl mein Beten beim letzten Mal nicht geholfen hatte, betete ich diesmal für eine fünf. Oder eine vier. „Bitte keine drei!", murmelte ich und starrte wie gebannt auf den Würfel, der über den Tisch rollte. Auch die anderen sahen ihm gespannt dabei zu, bis er stehen blieb...

|| Ohoo, spannend spannend! Wie geht es wohl weiter?Bis bald, deine Helen ;-)  

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