Epilog

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„Hier Sam, die Ringe.", sagte mein kleiner Bruder und gab mir eine kleine blaue, mit samt überzogene Schachtel. Ich öffnete sie und schaute auf zwei goldene, simple Eheringe, die jeweils einen kleinen Stein, der silbern funkelte, eingesetzt hatten. „Danke, kleiner Bruder.", sagte ich und wuschelte Matthew durch die Haare. Er verdrehte die Augen und widmete sich wieder seiner roten Krawatte. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und seine Füße steckten in schicken schwarzen Schuhen. Er sah gut aus. Fast zu gut. Denn er war schon lange nicht mehr mein kleiner Bruder.

Ich lächelte ihn noch einmal an und verschwand dann aus dem Raum, um nach Holly zu sehen. Ihr Dad würde sie gleich abholen, damit sie zur Kirche fahren konnten. Ich würde mit Mum und Dad und Matthew mitfahren.

Holly stand einige Räume weiter und ließ sich gerade noch einmal von ihrer Trauzeugin die Haare zurechtlegen. Sie hatte keine aufwendige Hochsteckfrisur, ihre braunen Haare fielen in leichten Locken auf den Rücken. Wie sie dort so stand, in ihrem perfekten weißen Hochzeitskleid, sah sie einfach umwerfend aus. Ich konnte mir keine perfektere Frau für meinen Bruder vorstellen.

„Sam, wie schön, dass du da bist! Oh, dein Kleid ist ja wundervoll!", rief sie aus und sah an mir herunter. Ich trug ein schlichtes braunes Kleid, das mir bis zu den Knien ging und künstliche Falten hatte. Die Träger befanden sich seitlich an meiner Schulter. Meine Haare waren zu einem Dutt hochgesteckt, vorne hingen einige Strähnen heraus und im Dutt selber glänzten unzählige Haarspangen mit Glitzerelementen.

„Danke. Aber du bist heute der Star", sagte ich und bewunderte noch einmal ihr Kleid. Holly war wie jedes achtjährige Mädchen. Ihr Kleid war voller Rüschen und Schleifen, und so breit wie ein Sofa. Doch es passte zu ihr. Der obere Teil war komplett mit Spitze besetzt, und die Ärmel reichten bis zu ihren Handgelenken. Trotz der Ärmel waren ihre Schultern frei, und auch ihr Dekolleté kam wunderbar zur Geltung. Ihr strahlendes Gesicht war die perfekte Ergänzung.

Hollys Mutter Elena kam in den Raum und kündigte an, dass ihr Vater nun da wäre. So halfen wir ihr, in das Auto zu steigen und ich sah zu, wie Holly mit ihren Eltern davonfuhr.

„Sie ist weg, nehme ich an?", fragte Matthew und trat zu mir. Ich sah ihn an und merkte, dass er sich auf die Unterlippe biss. Das machte er immer, wenn er nervös war.

„Ja. Oh Gott. Hast du sie gesehen?", fragte ich panisch.

„Was? Oh nein, aber ich hab gehört dass Elena gesagt hat, dass ihr Dad da ist und dann hab ich das Auto wegfahren gehört. Liebend gern hätte ich sie vorher gesehen, aber ich weiß, dass sie das nicht will.", sagte er und seine Augen glitzerten. „Ich werde sie heute tatsächlich heiraten, Sam!", sagte er dann und fuhr sich durch die Haare. Ich nahm ihn in den Arm und streichelte ihm über den Rücken.

„Ja. Heute wirst du sie endlich heiraten. Wurde auch mal langsam Zeit", fügte ich hinzu und grinste. „So lange wie ihr euch Zeit gelassen habt!"

Matthew sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Wer hat erst mit 34 Jahren geheiratet?", fragte er und lachte.

„Ich. Aber nur zu meiner Verteidigung: Ich wollte sichergehen..."

„... dass er der Richtige ist, ich weiß.", unterbrach er mich. „Oh man Sam. Ich bin so froh, dass ich dich hab."

„Und ich erst. Aber wenigstens gehst du mittlerweile alleine ins Bett!" Ich kicherte.

„Und weißt du auch, mit wem? Mit meiner wunderbaren Verlobten. Und weißt du noch was? Wenn wir das nächste Mal ins Bett gehen, sind wir verheiratet, und du weißt, was in der Hochzeitsnacht passiert..." Ich hielt mir mit einem gespielten Entsetzen die Ohren zu.

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