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„Vorab: Mein Name ist Anastasia Minns. Ich bin 32 Jahre alt und unterrichte Kunst, Sport und Mathematik. An der Waterly High bin ich seit ungefähr einem Jahr. 

Kommen wir zum Unterricht: Das erste Projekt, dass ich mit euch in Angriff nehmen möchte, ist, diesen furchtbar langweiligen und kalten Kunstraum umzugestalten."

 Sie sah sich mit einem missbilligenden Blick um. 

„Sieht echt scheiße aus hier. Na ja, wie auch immer." 

Sie klatschte einmal in die Hände und blickte wieder mit einem Lächeln in die Runde. 

„Ich dachte an einen Mix aus mehreren Kunstwerken, so, dass jeder von euch daran beteiligt ist. Ich habe auch schon die Genehmigung vom Direktor bekommen, auch für die Farbe, die wir brauchen. Ich möchte jetzt erstmal einige Vorschläge sammeln, - sehen, was ihr für Ideen habt. 

Danach werden wir ein kleines Kennenlernspiel spielen, denn ich möchte, dass nicht nur ich euch kenne, sondern ihr auch euch.

Ich wünsche mir, dass wir sowohl eine ruhige und gemütliche, als auch eine freundliche Arbeitsathmosphäre haben, wenn wir zusammen kreativ sind. 

Außerdem gilt bei mir: Wer bei Unterrichtsgesprächen am leisesten ist, wird am schnellsten drangenommen. Und grundsätzlich dürft ihr trinken und Kaugummi kauen, aber wenn mir jemand ins Ohr schmatzt, oder ich hier irgendwo ein Kaugummi kleben sehe, trägt der oder die Verantwortliche in der nächsten Stunde ein Referat vor, dessen Thema ich auswähle. Da bin ich konsequent. 

Bei meiner Bewertung spielt eure Mitarbeit und euer Engagement eine sehr große Rolle. Ich werde in diesem ersten Projekt die Kunstwerke, die ihr an die Wand malt, bewerten. Ich halte nicht sonderlich viel von Klausuren, allerdings finde ich eine gut geführte Mappe sehr wichtig. Totzdem werden wir die ein oder andere Arbeit schreiben müssen. 

So, erstmal genug dazu, jetzt kommen wir zu euren Vorschlägen." 

Sie sprang vom Pult, nahm Kreide aus ihrer Tasche und schaute uns mit einem auffordernen Grinsen an. 

„Wer will?" Sofort gingen einige Finger in die Höhe und sie nahm die ersten dran. 

Ein Mädchen mit einer roten Nerdbrille und dunkelbraunen schulterlangen Haaren sagte „Stillleben", ein Junge mit einem karierten Hemd und kruz rasiertem Kopf schlug „Graffitti" vor. 

Dann nahm Frau Minns einen Jungen aus der letzten Reihe dran. Er trug eine rote Cap falschherum auf dem Kopf und nur ein paar seiner schwarzen Haare lugten darunter hervor. 

„Was schlägst du vor?" Mit einem süffisanten Grinsen und verschränkten Armen lehnte er sich ein wenig nach hinten. 

„Titten.", sagte er ganz langsam und deutlich. 

Seine Kumpels, blond- und ebenfalls schwarzhaarig, lachten sich kaputt, während der Junge weitersprach.

„Dann ist es ein interessanter Kunstraum!", meinte er und klatschte mit seinen Kumpels ein. 

Frau Minns beobachtete ihn strinrunzelnd und ging dann langsam auf ihn zu. 

„Nun ja, für dich und deine schwanzgesteuerten Freunde ist es das sicher." 

Mir bleib der Mund offen stehen und auch die anderen Schüler sahen unsere Lehrerin verblüfft an. 

Das Grinsen des Jungen war bereits verschwunden und er und seine Freunde saßen plötzlich kerzengerade auf ihren Stühlen. 

Erschrocken über die Antwort von Frau Minns waren sie plötzlich sehr still. 

„Aber", fuhr sie fort, „ich bin mir sicher, dass das die Jüngeren dieser Schule nicht so toll finden würden. Und auch die Mädchen in diesem Raum. Hab ich recht, Mädels?" 

Langsam nickten wir, immernoch ein wenig schockiert über die Situation, die sich hier abspielte. 

„Wie heißt du?", fragte Frau Minns an den Jungen gewandt. 

Er räusperte sich und antwortete dann mit versuchter fester Stimme: „Benny." 

„Gut, Benny. Ich möchte so etwas nicht mehr hören. Weder von dir, noch von deinen Kumpels", sie drehte sich wieder zur Klasse, „noch von irgendwem anders hier. Eure Titten könnt ihr euch Zuhause an eure Zimmerwände kleistern, kauft euch einfach eine Jahresration Playboy und klatscht sie an die Wände, aber in der Schule hat das definitiv nichts zu suchen. Verstanden?" 

„Ja, Frau Minns." 

Ihr ernster Blick wechselte zu einem Grinsen. 

„Gut", sagte sie und klatschte wieder in die Hände.

Ich hab das Gefühl, sie klatscht gerne, warum geht sie dann nicht ins Theater oder so? 

„Dann sammeln wir jetzt weiter Vorschläge."

Halbe Stunde später. Frau Minns schrieb gerade „Sonnenauf- und untergänge" an die Tafel, legte die Kreide auf das Pult und drehte sich wieder um.

„Gut, jetzt haben wir schon sehr viele Sachen zusammengetragen. Ich möchte, dass jeder von euch einen Zettel bei mir abgibt, auf dem sein Name und das von ihm überlegte Kunstwerk steht. Dazu habt ihr bis zum Ende der Woche Zeit. Den Zettel gebt ihr einfach im Lehrerzimmer oder in meinem Fach im Sekretariat ab. 

Nächste Woche machen wir dann einen Übersichtsplan und dann kann es auch schon bald losgehen. Bringt bitte, wenn möglich, schon zur nächsten Stunde alte Klamotten zum Malen mit, denn ihr werdet euch sicherlich mit irgendetwas ankleckern.", sagte sie und lachte. 

„Jetzt möchte ich mit euch ein Kennenlernspiel spielen", fuhr sie dann fort und holte einen Tennisball aus ihrer Umhängetasche...

||Naa, wer kennt das Kennlernspiel im Kreis mit dem Ball? Was sagst du zu Frau Minns und der Unterrichtsstunde?

Bis bald,

deine Helen ;-)

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt