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 „HI!", brüllte er.

„Äh, Hi", sagte ich, in normaler Lautstärke.

„SAFIRA MACH MAL DIE MUSIK LEISER. ICH TELEFONIERE GRAD!" - „WAAAS?" - „MACH MAL DIE MUS... Danke. Ich telefoniere." - „Oh sorry. Bin schon weg." - Türenknallen.

„Alles klar?" „Klaro. Also. Hast du Sally gefragt?" Ein Elefant, zwei Elefant, drei Elefant.

„Ja."

„Und?" Vier Fünf Sechs Elefant.

„Nein."

„Nein?" Sieben und Acht und Neun Elefant.

„Nein. Wir können es nicht verschieben. Tut mir Leid." Ausatmen.

„Okay." - erneutes Türenknallen. Warum klang er erleichtert?

„Ist das okay für dich? Ich meine, wann hast du schon nochmal die Chance auf gutes Internet?"

„Ja, ist okay. Safira hat mich ohnehin heute Morgen gefragt, ob ich mit auf die Party komme." - „Ach, kannst du jetzt doch?", hörte ich im Hintergrund. 

„Ja. Oke Sam, viel Spaß und Erfolg mit Sally ja? Wir telefonieren morgen wieder. Ich liebe dich."

„Ich..." Aufgelegt. Ist doch verzwickt.

Als ich an diesem kalten Samstagnachmittag mit gemischten Gefühlen vor der Haustür des Prachthauses von Sallys Dad stand, regnete es in Strömen. Zum Glück hatte meine Mum mich zu Sally gebracht und trotz der Krücken war ich relativ schnell zum Eingangsbereich gekommen, der zu meinem Glück überdacht war. Eine kurze Zeit später, nachdem ich den Klingelknopf betätigt hatte, öffnete Luke die Tür. „Hey!", rief er erfreut aus, machte eine einladene Geste und umarmte mich zur Begrüßung, nachdem er hinter mir die Tür geschlossen hatte. „Wie geht's dir? Wie lange musst du jetzt mit dem Gips und den Krücken rumlaufen? Ist das sehr schwer? Wie ma..." 

Luke wurde von seinem Dad unterbrochen, der hinter der Küchentür nach ihm verlangte. Mit einem geknickten Blick zu mir drehte Luke sich um und murmelte noch ein „Wir reden Montag in der Schule.", bevor er durch die große weiße Doppeltür verschwand. Also humpelte ich die Treppe hoch und steuerte das Zimmer von Sally an. 

Nachdem ich ein paar Mal geklopft hatte, die Musik hinter der Tür verstummt war und Sally mit einem „Herein!" geantwortet hatte, fand ich mich auf dem grauen Sofa in Sallys Zimmer wieder. Sally hatte bereits begonnen, haufenweise Unterlagen über den ehemaligen Kaiser des Bundestaates, zu dem nicht nur Waterly, sondern auch Potty gehörte, Jonathan van Milkow auszudrucken und überall auszubreiten. 

Unser Referat sollte ein Handout von 15 Seiten umfassen und eine informierende Power-Point-Präsentation beinhalten. Obwohl Sally eher für eine Oberzicke gehalten wurde, die, wie in den schlechten Teeniefilmen, die Nerds bezahlt, damit diese ihre Hausaufgaben machen, war sie eine gute Schülerin und ich konnte mir definitiv etwas von ihr abgucken. 

Kurze Notiz an mich: Sally fragen, wie sie ihr Hirn in ihren Arbeiten und Prüfungen einsetzt und wie ich Blackouts verhindern kann. 

Sally -so kam es für mich jedenfalls rüber- hatte gar keine Lust auf irgendwas anderes, als diese Geschichtsaufgabe. Sie kniete sich so sehr in die Arbeit, recherchierte, schrieb, malte und druckte, was das Zeug hielt, während ich nur daneben saß und ab und zu einige Texte, die mir auf Blättern entgegenflogen, duchlas. 

Okay, so schlimm nicht.

Mit Sally konnte ich gut arbeiten. Ich fragte sie, wie wir vorgehen würden und sie hielt mir einen kurzen Vortrag über ihr Konzept und was ich machen sollte. Manchmal brauchte ich genau sowas. Menschen, die mir klipp und klar sagen, was ich tun sollte. 

Zweieinhalb Stunden später legten wir eine kleine Lernpause ein und verschanzten uns mit Keksen und jeweils einer Tasse Tee auf Sallys Bett. Dann sprachen wir über alles Mögliche, was uns einfiel. Ich hatte schon so viel mit Sally gequatscht, dass ich beinahe das Gefühl hatte, wir würden seit 5 Jahren gute Freunde sein – und nicht erst seit etwas mehr als 5 Tagen. Sie wusste natürlich auch über Toby Bescheid und wollte schließlich wissen, wie es zwischen uns so lief. 

„Gut", sagte ich. „Glaube ich..." 

Ich hoffte inständig, dass sie dieses Gemurmel nicht verstanden hatte, doch meine Hoffnung wurde nicht erfüllt. 

„Was heißt, du glaubst?", fragte sie.

„Er hat mich gestern gefragt, ob wir heute skypen, aber weil ich wusste, dass du heute unbedingt dieses Referat machen wolltest, habe ich gesagt, dass ich es erst mit dir abklären muss. Da war er schon leicht sauer, das habe ich richtig gemerkt. Und als ich heute Morgen richtig abgesagt hab, und fest mit einer Standpauke oder was Ähnlichem gerechnet hab, klang er erleichtert."

„Hä? Wieso das denn plötzlich?"

„Tja also... Dieses Mädel, Safira oder so, die kochen glaube ich zusammen, und sie hat ihn wohl heute Morgen gefragt, ob er mit auf diese Party kommen würde. Und als ich abgesagt hab, war das natürlich die beste Ablenkung..."

„Ach, mach dich nicht verrückt. Ich bin mir sicher, ihr kriegt das hin!" meinte Sally.

Na, das hoffe ich doch. Ich hatte da definitiv meine Zweifel...

|| Sally und Sam im Mädchengespräch? Traust du Sally? Die hat sich zu Anfang ja ziemlich daneben benommen... Und was denkst du, unternimmt Sam wegen Toby? Wie geht es jetzt weiter?

Bis bald,

deine Helen ;-)  

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt