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Das Weihnachtsfest verlief wunderbar. Am Abend des 24. Dezembers aßen Mum, Dad, Matthew und ich gemeinsam zu Abend und dann gab es Geschenke. Später gingen wir rüber zu den Ambels, wo gerade der Nachtisch verschlungen wurde. Aufgeregt lief Liv auf mich zu.

„Sam, schau mal, was ich bekommen hab! Ein großes Pferdebuch, mit ganz vielen Fakten über Pferde!" Stolz wie Oskar präsentierte sie mir ihr Buch. Auf dem Sofa, dass weiter hinten im Wohnzimmer stand, sammelten sich sehr viele Geschenke, und auf dem Boden lag überall zerfetztes Papier. In der Luft hing der Duft des Weihnachtsbaumes und im Kerzenlicht schimmerten die Weihnachtskugeln goldig. Toby nahm meine Hand und ging mit mir zu der kleinen Bank im Flur. Dann holte er die kleine Schachtel heraus, die ich bereits vor meinem Unfall gesehen hatte.

„Tja Sam, wie du weißt, hab ich diese Schachtel schon sehr lange. Eigentlich wollte ich sie dir geben, nachdem ich sie abgeholt hab, dann wollte ich sie dir zum Abschied geben, aber weil du da noch immer im Koma lagst und ich zum Einen wissen wollte, wie dein Gesicht aussieht, wenn du sie öffnest als auch weil ich nicht wusste...", Toby schluckte kurz und sprach dann weiter, „ob du wieder aufwachst, kriegst du sie jetzt zu Weihnachten. Frohe Weihnachten Sam. Ich liebe dich.", beendete er dann seinen Monolog und hielt mir die kleine rote Schachtel hin. Zaghaft griff ich danach und öffnete die weiße Schleife, mit der sie umwickelt war. Dabei konnte ich aus den Augenwinkeln Tobys Blick sehen, der auf mir ruhte, und das Lächeln, dass seinen Mund umspielte.

Als ich die Box öffnete, sah ich zuerst einmal nur Watte und einen kleinen Zettel. Als ich diesen nahm und in die Schachtel griff, zog ich eine feine silberne Kette heraus. An ihr hing ein keiner Anhänger in Form eines vierblättrigen Kleeblatts. Daran waren kleine Steinchen befestigt und selbst im schwachen Licht, das von der kleinen Lampe im Flur ausging, konnte ich das Funkeln erkennen.

„Wow, ist die schön! Danke!", rief ich aus und fiel Toby um den Hals. Dann gab ich ihm einen Kuss und bat ihn, mir die Kette sofort umzumachen. Sie passte sehr gut zu meiner blauen Bluse, die ich an diesem Abend trug und passte perfekt.

Dann faltete ich den kleinen Zettel auf. "Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung.", stand dort.

„Die Kette mit dem Kleeblatt ist ganz nah an deinem Herzen und somit nah an deiner inneren Einstellung", erklärte Toby.

Mit einem Grinsen holte ich ein kleines Päckchen aus meiner Jacke, die im Flur gegenüber der Bank an der Garderobe hing. Damit ging ich auf Toby zu und reichte es ihm. Gespannt beobachtete ich, wie er es öffnete und dann die Kette mit dem Plättchen herauszog.

„Ein Dog Tag? Krass Sam, das ist echt cool!", freute er sich und drückte mir einen Kuss auf den Mund.

„Schau doch mal, was draufsteht. „Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks – Georges Auguste Escoffier", las er vor. Dann lachte er.

„Das passt sogar wieder zu deinem Geschenk!" Ich schmunzelte. Tatsächlich, auch hier war die Rede von Glück. Auch Toby hing sich seine Kette um und gemeinsam gingen wir zurück zu den anderen. Liv saß auf dem Boden und las in ihrem Pferdebuch, während Lucy und die Erwachsenen mit Matthew und Ben am Tisch saßen und sich angeregt unterhielten. Toby und ich gesellten uns zu ihnen und so verbrachten wir den restlichen Weihnachtsabend in gemütlicher Atmosphäre.

Zwei Tage später sah das schon anders aus. Am ersten Weihnachtstag waren die Ambels zu Coras Eltern gefahren. Ich hing dann den ganzen Tag vor dem Fernseher und schaute mir einen Film nach dem anderen an, während Mum und Dad einen Spaziergang mit Matthew und seinem Kinderwagen machten.

Als Toby dann am Abend wiederkam, trafen wir uns bei ihm. Während er einige Getränke aus der Küche holte, passte ich ein wenig auf Ben auf. Cora telefonierte gerade mit einer Freundin und Richard war mit seinen Eltern, Liv und Lucy noch auf auf den Weihnachtsmarkt gegangen.

„Ich spring kurz unter die Dusche ja? Du kannst dich ja beschäftigen", grinste Toby, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand nach oben. Ich beobachtete Ben, der in meinen Armen eingeschlafen war und summte ein bisschen vor mich hin. Dann kam Cora auch schon wieder aus dem Nebenzimmer und lächelte mich an.

„Danke Sam, du bist wirklich super. Genau das hab ich gerade gebraucht.", sagte Cora und nahm mir den Kleinen ab.

„Gerne Cora. Ich geh dann mal hoch", meinte ich, nahm die Getränke mit und lief langsam die Treppe hoch. Kurz bevor ich Tobys Zimmertür erreicht hatte, hörte ich sein Telefon klingeln. Ich begann schneller zu laufen, um drangehen zu können, da ich ihn bereits unter der Dusche vermutete, doch genau in dem Moment hörte das Klingeln auf und Toby meldete sich mit einem „Hallo?"

Unschlüssig darüber, ob ich nun reingehen sollte oder nicht, blieb ich stehen. Doch dann schüttelte ich kurz über mich selbst den Kopf und drückte leise die Klinke herunter. Toby stand mit dem Rücken zu mir und schaute aus dem Fenster. Er hatte mich gar nicht bemerkt. Ich wollte mich gerade bemerkbar machen, als mich sein nächster Satz aus dem Konzept brachte. 

„Safira? Warum rufst du ich an?", fragte Toby und klang verwundert. Die schon wieder. Obwohl ich es nicht wollte, merkte ich die Eifersucht in mir aufsteigen. „Gut, und daran kannst du nichts ändern!", sagte Toby dann ein wenig angespannt. „Nein Safira. Du brauchst dir gar keine Hoffnung zu machen. Der Kuss hatte rein gar nichts zu bedeuten und war ein großer Fehler. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe. Tschüss." Er legte auf. Kuss? 

 Völlig verdattert und unfähig, mich zu bewegen, starrte ich Toby an. Dieser drehte sich plötzlich um und erschrak, als er mich sah...

|| Ach du grüne Neune! Was hat das denn zu bedeuten? Was passiert wohl als nächstes?

Bis bald,

deine Helen ;-)

Das JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt