Prolog

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Es war Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen und beleuchtete die majestätische, schneebedeckte Landschaft der österreichischen Alpen. Die Vögel hatten gerade begonnen zu singen, als sie durch das Geräusch von Fußstapfen gestört wurden. Eine einsame Gestalt war zwischen zwei knorrigen Tannen erschienen, die auf ihren Schultern einen toten Hasen trug, dessen Blut seine Kleidung beschmutzt hatte. Man hätte sie für einen Eingeborenen Sibiriens oder Alaskas halten können, doch zierte ihr Gesicht ein säuberlich gestutzter Bart und sie trug unter den Wärme spendenden Pelzen, welche sie sich um den Körper gewickelt hatte, einen eleganten Waffenrock, welcher einen schwarzen Raben zeigte, und an der Hüfte ein Schwert mit einer prunkvoll verzierten Scheide. Es handelte sich um den Soldaten Wilhelm Tarken, der gerade erfolgreich von der Jagd zurückgekommen war. Keuchend schleppte er sich zu seinem Lager, in dem er schon von seinem Gefährten begrüßt wurde. Dieser war ein großer, schon älterer Mann mit einem langen Bart und kurzen grau melierten Haaren.

„Hast also doch noch was gefangen, he?" rief dieser und grinste vor Vorfreude auf das Essen. Seit drei Wochen waren sie nun in den Alpen, doch sie hatten ihre Aufgabe, derentwegen sie gekommen waren, noch nicht erfüllt. Wilhelm fiel auf, dass sein Gefährte, obwohl sie beide komplett ausgehungert waren, nicht im Geringsten an Masse verloren zu haben schien und als dieser seine Arme entblößte, um den Hasen auszunehmen, waren diese muskelbepackt und die Adern standen hervor wie Stricke.

„Hoffentlich finden wir ihn bald.", murmelte der ältere Mann.

„Glaubst du, dass er überhaupt noch lebt?" fragte Wilhelm, während er versuchte, ein Feuer zu entfachen.

„Natürlich lebt er noch. Deshalb wurden wir ja geschickt, damit diese ganze Scheiße ihr Ende hat." war die mürrische Antwort.

„Glaubst du, dass du allein eine Chance gegen ihn haben würdest?" fragte Wilhelm neugierig.

„Nein, deshalb hör ich mir ja auch immer noch deine dämlichen Fragen an.", antwortete sein Gefährte gereizt.

Beleidigt verzog Wilhelm das Gesicht, konzentrierte sich jedoch gleich darauf wieder auf das bereits entzündete und nun gemütlich prasselnde Lagerfeuer. Ihm wurde jedoch flau im Magen, als er darüber nachdachte, auf wen sie in Kürze treffen könnten.

Natürlich wusste er, wer die Person war, die sie jagten.

Und er kannte ihre Geschichte.

Eine Geschichte so alt wie die Zeit selbst.


Der gottlose RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt