Kapitel 27

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Im Wald von Arsuf trafen nun die Heere von Richard Löwenherz und Salah Al-Din, von den Kreuzfahrern Saladin genannt, aufeinander. Am Himmel waren bereits mehrere Rauchsäulen zu sehen und einige Vögel, die sich als Geier herausstellten. Diese Aasfresser waren ein Anzeichen dafür, dass irgendwo viel Beute für sie lag, in diesem Fall ein Schlachtfeld. Von weitem hörte man die Hörner, Becken und Trommeln, die gespielt wurden, um den Soldaten Mut zu machen und ihnen somit einen psychologischen Vorteil zu geben. Man konnte die Schlachtrufe der Befehlshaber hören und das Geschrei der Kämpfenden und Sterbenden. Das Klirren von Schwertern und Rüstungen, sowie das Trommeln der Hufe wurden hörbar und bald sahen Roland und seine Gefährten die Schlacht in vollem Ausmaße. Saladins Armee schien völlig willkürlich zusammengestellt worden zu sein, denn man sah Syrer, Araber, Türken und Mamelucken in verschiedenen Rüstungen, teils Kettenhemden und teils Leder. Man sah die Säbel, Speere und Streitkolben in der Sonne blitzen, während die Männer mit den Eroberern aus Ländern, die kilometerweit entfernt waren, verbissen darum kämpften, wer im Osten die Oberhand haben sollte. Auch die Kreuzfahrer wirkten prachtvoll in ihren Wappenröcken, die nun zum Großteil blutverschmiert waren, sodass man das Emblem nicht mehr erkennen konnte. Die meisten trugen Kettenhemden, Schwerter und Speere hatten jedoch alle. Auf beiden Seiten sah man die verschiedenen Flaggen der verschiedenen Länder im Wind wehen, während Pfeile wie Regen vom Himmel sowohl auf die Kreuzfahrer wie auch auf ihre Feinde hinabprasselten. Überall lagen Leichen und Verwundete, der Boden war nur noch eine braune, von Blut getränkte Masse und reiterlose Pferde galoppierten wiehernd umher. Ein fürchterlicher Gestank von verwesenden Leichen drang den Rittern in die Nase und der Rauch brannte ihnen in den Augen. Man sah Katapulte, von denen einige in Flammen standen sowie riesige Holzkreuze, die auf Plattformen geschoben wurden, welche die Moral der Männer stärken sollten. Roland erschrak darüber, wie groß das Ausmaß der Schlacht tatsächlich war, denn vor ihnen waren tausende Männer, die aufeinander mit wildem Geheul losgingen. Am wildesten tobte der Kampf auf einem Hügelkamm, denn dieser bot aufgrund seiner Höhe einen taktischen Vorteil. Wer diese Anhöhe für sich gewinnen könnte, hätte den Kampf so gut wie gewonnen. Nun aber stürzten sich Wolfgang und Haasten mit lautem Gebrüll in die Schlacht und so trieb auch Roland sein Pferd an und folgte ihnen. Den Speer unter den Arm gepresst, um mehr Stabilität zu haben, ritt er auf eine Gruppe zu, in der Sarazenen gegen Engländer kämpften. Roland, begleitet von Roderick und einem Trupp aus Söldnern, hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite und spießte seinen ersten Gegner auf, bevor dieser überhaupt realisierte, dass sein Feind Verstärkung erhalten hatte. Der Ritter zog den Speer aus dem Leichnam und galoppierte auf den nächsten Gegner zu, sah jedoch im Augenwinkel etwas blitzen und konnte sich gerade noch ducken, als ein Säbel über seinen Kopf hinwegschwang. Roland holte mit seinem Speer aus und stach in das Bein des Pferdes seines Feindes, sodass dieses strauchelte und zu Boden stürzte, wobei der Sarazene aus dem Sattel geschleudert wurde. Die Hufe der Kavallerie, die Roland folgte, bereiteten ihm ein schnelles, wenn auch qualvolles Ende. Wolfgang indes stürmte gemeinsam mit Haasten auf den Hügel zu, um die Oberhand zu gewinnen und die Schlacht und vielleicht den ganzen Krieg mit möglichst geringen Verlusten zu beenden. Der Fürst hatte mit seiner Axt bereits einen Mann getötet, als plötzlich ein neuer Trupp von Feinden den Hügel hinaufritt und die Ritter unter Pfeilbeschuss nahm. Haasten hatte kein Schild und zog sich daher zurück, während Wolfgang mit einem Trupp Ritter mit Speeren frontal auf die Angreifer losging. Die Syrer erkannten zu spät, dass sie auf die Pferde der Kreuzfahrer hätten schießen sollen, um diese zu Fall zu bringen. Nun aber wurde einer nach dem anderen von einem Speer durchbohrt. Wolfgang befahl seinen Bogenschützen, vom Hügel aus auf die hinteren Reihen der Feinde zu schießen und nun kam auch Haasten mit einem Trupp Soldaten zurück. Die Männer waren allesamt bereits verwundet und einige konnten sich kaum noch in ihren Satteln halten, doch in ihren Augen sah man einen unbezwingbaren Willen und Wolfgang taten die Männer Saladins für einen kurzen Moment leid. Dann besann er sich wieder seiner Aufgaben und stürmte den Hügel hinab, um an der Seite der Engländer seine Feinde zu vertreiben.

Roland kämpfte währenddessen verbissen mit einer Gruppe Sarazenen, die seine Truppen mit Pfeilen beschossen, aber mit ihren Speeren eine Reihe bildeten, um die Angreifer daran zu hindern, vorzurücken. Er scharte seine Kavallerie um sich und griff die Flanke der Feinde an. Gemeinsam schlugen sie eine Schneise durch die Reihen der Syrer und gelangten zu den Bogenschützen, die sich gegen die berittenen Männer kaum wehren konnten. Als Roland einen Blick über die Schulter warf, sah er Roderick im Kampf mit mehreren Mamlucken, doch als er ihm zu Hilfe eilen wollte, stürmte ein Trupp Sarazenen auf sie zu, sodass er den Hünen seinem Schicksal überlassen musste. Roland konnte einen Feind mit seinem Speer aufspießen, doch dabei zerbrach dieser, weshalb er nun sein Schwert zog. Währenddessen hatten Wolfgang und Haasten die restlichen Männer zurückgetrieben und schließlich musste Saladin zum Rückzug aufrufen. Alle Ritter waren erschöpft, dennoch brachen sie nun in ein derartiges Siegesgeheul aus und feierten ihren hart erkämpften Sieg. Roland suchte nach Roderick und fand diesen schließlich auf dem sandigen Boden hockend. Sein Schwert hatte er neben sich in den Sand gesteckt und mit der rechten Hand hielt er sich an der Parierstange fest. Der Ritter hatte seinen Helm abgenommen und man konnte sehen, dass sein Gesicht bleich und schmerzverzerrt war, des Weiteren lief Blut aus seinem Mundwinkel. Roland stieg von seinem Pferd ab und sah plötzlich, dass ein Speer in dem Rücken des Hünen steckte.

„Der Bastard hat mir das Ding von hinten reingestochen! Wie ein Feigling hat er sich angeschlichen und mich erwischt. Den Rest seiner armseligen Bande habe ich schnell getötet, ihn aber nicht!", flüsterte Roderick keuchend und deutete zuerst auf einen Leichnam vor ihm, dessen Schädel zertrümmert war, dann zeigte er Roland seinen blutverschmierten Stiefel.

„Du hattest Recht, Roland. Kein Schwein interessiert sich für die, die in diesen Kriegen kämpfen! Dieser Richard Löwenherz, oder dieser Idiot Saladin, die werden in die Geschichte eingehen, als große Krieger und Herrscher, während unsere Namen in Vergessenheit geraten! Die Geschichtsbücher werden von den Siegern geschrieben, egal wie viel sie wissen oder wie dämlich sie sind! Vielleicht wird zumindest meine Botschaft überleben: Trainiere hart, vertreibe die Schwäche aus deinem Körper und Geist, bilde dir deine eigene Meinung, scheiß auf die anderen und folge nicht jedem Idioten!", keuchte Roderick und spuckte Blut.

„Ich bin froh, diese Welt voller Idioten und hinterlistigen Schlangen verlassen zu dürfen. Dennoch frage ich mich, welchen Zweck mein Tod hat? Wieso habe ich auf so vieles verzichtet, nur um am Ende vor jenen Leuten zu sterben, die ich als Schwächlinge bezeichnet und vermieden habe?", waren Rodericks letzte Worte.

Zu Rolands Überraschung richtete er sich noch ein letztes Mal auf, als er sah, dass einer der Syrer noch zuckte, hob sein Schwert und versetzte ihm den Gnadenstoß. Dann setzte er ein letztes Mal zu einem lauten Gebrüll an, spannte seine Muskeln an und genoss seine Stärke, dann stürzte er zu Boden und tätigte einen letzten Atemzug.

Der gottlose RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt