Als Wolfgang von Rolands Aktion erfuhr, wurde er sehr zornig und schrie diesen an: „Wie kannst du es wagen, mir so in den Rücken zu fallen? Ich hab dir deutlich vermittelt, dass ich es nicht wünsche, Jakob aus Rabenfels zu verbannen. Doch anstatt auf mich zu hören oder auch nur einen Moment darüber nachzudenken, welche Folgen eine solche Unternehmung für uns haben könnte, folgst du stur deinem eigenen Kopf und bringst uns alle in Gefahr!"
„Von was sprichst du? Ich habe dieses letzte Hindernis, das den Weg für deinen Traum versperrte, beiseite geräumt, etwas, an dem du gescheitert bist. Das Volk hat es gut aufgenommen und mich sogar bejubelt! Ich habe den letzten drastischen, aber auch notwendigen Schritt getan, um deine Ideologie in die Praxis umzusetzen!", versuchte Roland sich zu verteidigen.
„Du beschränkst dein Denken auf Rabenfels! Wie werden die anderen Fürsten reagieren, wenn wir nicht nur meinen Vater stürzen, was nichts Ungewöhnliches ist, sondern auch noch den Einfluss der Kirche, die den Adeligen Rückhalt gegenüber den Gemeinen gibt, eindämmen! Wir sind ein Zeichen dafür, dass die Welt auch ohne Stände funktioniert, dass eine hohe Geburt keinen Wert besitzt. Ich wollte dieses wie ein erleuchtendes Feuer unter die Leute bringen, auf das es ihnen die Hoffnung gibt, ihre Unterdrücker zu stürzen und die wichtigen Werte aufleben lassen! Doch du hast es für jene, die es auslöschen wollen, nun sichtbar gemacht! Jenes Feuer ist bisher nur ein Funke, er sollte im Laufe der Zeit heimlich überspringen, stattdessen wird er nun ausgelöscht werden!", erklärte Wolfgang, der im Laufe seiner Rede immer lauter wurde.
„Selbst wenn sie uns vernichten, so werden sie das mit unserer Botschaft nicht schaffen! Denke an die Bürger von Rabenfels, sie kennen deine Ideologie und folgen ihr, in ihnen brennt dieser Funke bereits! Außerdem ist Jakob auf sich allein gestellt und bis zur nächsten Burg ist es ein weiter Weg voller Gefahren. Es wäre ein Wunder, falls er überlebt.", beruhigte ihn Roland.
„Gutes Argument. Dennoch hast du kopflos und gegen meinen Willen gehandelt, der ich dich stets um Rat gebeten und diesen auch berücksichtigt habe.", knurrte Wolfgang mit einem enttäuschten Unterton.
Als Roland sah, dass sein Freund nun allein sein wollte, wandte er sich ab und ging in den Hof. Doch kaum hatte der Ritter Wolfgangs Gemächer verlassen, stand bereits Margret mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck vor ihm.
„Wie konntest du deinen besten Freund nur so hintergehen? Deine Tat könnte unser aller Ende bedeuten und dennoch stolzierst du hier herum, als ob sie in irgendeiner Weise gerechtfertigt gewesen wäre!", sagte sie.
„Ich habe getan, was getan werden musste. Auch wenn du und Wolfgang momentan zornig seid, so werdet ihr schon noch erkennen, wie wichtig meine Unternehmung war.", erwiderte Roland gelassen, obwohl es ihm sehr zu schaffen machte, dass sein Freund ihn als Verräter betrachtete.
„Du baust deine Argumentation auf leeren Versprechungen! Ist dir überhaupt klar, wie es Wolfgang geht? Sein engster Vertrauter hat gegen seinen Willen gehandelt und ihm ein baldiges Ende gesichert.", warf Margret Roland vor.
Doch dieser wollte nicht mehr diskutieren und ging in den Hof, ohne sich umzudrehen. Dort trainierte Ferdinand mit einem Bürger, den Roland als einen schlechten Kämpfer in Erinnerung hatte. Der Templer hatte ihn gerade zum zweiten Mal in den Staub geworfen, doch er rappelte sich keuchen auf, schlug blitzschnell von links und dann von rechts zu, holte aus und versuchte seinem Gegner einen Haken mit seiner Faust zu verpassen. Ferdinand wich unbeeindruckt aus, indem er einen Schritt zurückging und konterte mit einem niedrigen Tritt, der das Schienbein des Bürgers seitlich traf, sodass dieser stolperte und durch einen Stoß des erfahrenen Kämpfers zu Boden fiel.
„Wer wird dir jetzt helfen? Gott? Ich werde es dir sagen: Du dir selbst!", versuchte Ferdinand den Bürger dazu zu bewegen, erneut aufzustehen. Tatsächlich konnte dieser erneut aufstehen, doch sein Lehrmeister senkte sein Schwert und sagte forsch: „Wieso bist du aufgestanden? Letztes Mal hast du dich betend und weinend im Staub zusammengerollt!"
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Der gottlose Ritter
Historical FictionDas Mittelalter war eine Zeit voller Krieg und religiöser Unterdrückung. Das einfache Volk arbeitete den ganzen Tag und ging hungrig zu Bett, während die Adeligen Feste veranstalteten. In dieser Epoche wächst Roland Wielus wohlbehütet heran und wähl...