(6 Jahre später)
Die Sonne ging bereits unter, als Roland die letzte Leiche durchsuchte. Es war ein Mann mit dunkler Haut, einem struppigen Bart. Er trug seltsame Kleidung, die Roland bekannt vorkam, sowie ein gekrümmtes Schwert, Krummsäbel genannt.
Roland hatte sich in den letzten Jahren verändert. Er hatte nun kein langes Haar mehr, sondern kurzes. Ein Bart war ihm gewachsen und bedeckte Mund, Wangen und Kiefer. Er war von der kleinen Kammer in ein großes, bequemes Schlafzimmer gezogen. Außerdem war er gewachsen, er war nun fast so groß wie Balthasar. Sein Verhältnis zu Wolfgang hatte sich allerdings nicht gebessert. Seit jenem Tag hatte er mit diesem kein Wort gewechselt. Gelegentlich spürte er Wolfgangs Blick in seinem Nacken wenn er trainierte oder sich im Saal mit jemandem unterhielt. Zwar war seine Freundschaft mit seinem alten Freund gebrochen, dafür hatte Roland den Hauptmann Clamming sehr zu schätzen gelernt. Gemeinsam hatten sie viele Räuber getötet, waren gemeinsam auf die Jagd gegangen und hatten trainiert. Auch heute war der Hauptmann zugegen und rief seinen Männern bereits Befehle zu. Sie waren geschickt worden, um jene Räuberbande zu suchen, die damals das kleine Dorf in Schutt und Asche gelegt hatte.
Tatsächlich hatten sie eine kleine Vorhut gefunden, doch diese kämpfte so verbissen, dass es bereits dunkel war als der letzte von ihnen starb. Dennoch hatten sie ihre Spur, denn ein Späher war vorausgegangen und hatte ein kleines Dorf entdeckt, dass voller „dunkelhäutiger Gestalten" war. Er wurde jedoch entdeckt und wurde von dem kleinen Trupp verfolgt, der nun tot in der Wiese lag. Roland wurde von Clamming gerufen und er gesellte sich zu ihm und Wolfgang, um einen Schlachtplan zu entwerfen.
„Also, wenn wir um den Wald herumgehen und dann von der anderen Seite zuschlagen, von der die Soldaten gekommen sind, können wir sie überraschen. Karl, unser Späher, erkundet momentan das Gelände. Da ist er auch schon wieder.", sagte er, als der Späher keuchend näher kam, „Mit seiner Hilfe werden wir die Wachen töten und dann schneiden wir ihnen im Schlaf die Kehlen durch!", beendete der Hauptmann den Kriegsrat.
„Das ist unehrenhaft!", rief Roland empört.
„Schon wieder die gleiche Diskussion! Das sind meine Männer. Wenn du und dein Ritterfreund dem Feind in die Hände laufen wollt, dann nur zu!", sagte Clamming gereizt und verdrehte die Augen.
„Roland hat recht und ich werde mit ihm gehen. Wir werden den Anführer herausfordern und ihn besiegen.", sagte Wolfgang, der zuvor nur schweigend zugehört hatte.
Er sah Roland kurz an, stand dann auf und ging los. Dieser folgte ihm und sie gingen schweigend den Weg hinauf, der sie zu dem Dorf führte. Clammings Rufe waren umsonst, denn die beiden Ritter waren entschlossen, den Räubern ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen. Nach einer Weile wurden sie angerufen:" Was wollt ihr hier? Verschwindet oder sterbt!"
„Wir suchen deinen Anführer, sag ihm er soll sich uns stellen!", sagte Wolfgang kühl. Der Wächter brach in schallendes Gelächter aus, verschwand dann aber tatsächlich und kehrte mit einem großen Mann zurück, der nur eine Hose trug und ein Wolfsfell über den Schultern trug.
„Kommt in mein Dorf, edle Herren. Ich will doch dass es jeder sieht wie ich euch töte!", höhnte er.
Der Anführer führte sie zu einem großen Feuer inmitten des kleinen primitiven Dorfes. Roland konnte Frauen an den Fenstern sehen und wurde dadurch noch entschlossener, diese zu befreien und die Räuber zu vertreiben.
Der Anführer trat vor die Beiden und sagte: „Ich bin Talal, auch bekannt als die Wüstenschlange. Wer von euch will zuerst sterben?"
Roland musterte ihn. Er war groß, hatte eine gebräunte Haut, einen langen Bart der in einem Zopf endete und kurze, lockige Haare. Seine Statur erinnerte ihn an Clamming, nur war dieser Mann noch größer und hatte größere Muskeln. Wolfgang trat vor um zu sprechen, wurde jedoch sofort unterbrochen: „Wie wäre es mit beiden gleichzeitig?"
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Der gottlose Ritter
Historical FictionDas Mittelalter war eine Zeit voller Krieg und religiöser Unterdrückung. Das einfache Volk arbeitete den ganzen Tag und ging hungrig zu Bett, während die Adeligen Feste veranstalteten. In dieser Epoche wächst Roland Wielus wohlbehütet heran und wähl...