Kapitel 17

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Langsam trottete die Armee durch die sengende Hitze Jerusalems. Auf Ferdinands Rat hin, hatten sie die Kutschen mit Fässern voll Wasser aufgefüllt, etwas, an das Wolfgang oder Haasten nicht gedacht hätten. Doch der Templer war hier zu Hause, er wusste wie man in der kargen, lebensfeindlichen Wüste überlebt und dabei war die oberste Priorität, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Roland und seine Gefährten hingegen waren das gemäßigte Klima Österreichs gewohnt, Haasten sogar die Kälte eines Berges, was dazu führte, dass er und seine Männer noch mehr unter der Hitze litten. Dennoch ritten sie erhobenen Hauptes und in ihren Augen funkelte der Kampfgeist. Roland fragte sich, ob diese Männer überhaupt eine Schwäche besaßen, oder ob sie sich jeder Prüfung ohne Bedenken stellen würden. Wolfgang wirkte weniger erschöpft, als wütend, denn er war immer noch der Meinung, dass der Templer ihren Tod bedeuten würde. Auf die Aussage, dass Ferdinand jenem Orden angehörte, brachte er ihm dieselben Vorwürfe vor, wie sie der Ritter schon zigmal gehört hatte. Doch er blieb gelassen und antwortete lakonisch: „Wenn euer Schwert so stumpf ist, wie euer Verstand, gebe ich euch fünf Minuten in der ersten Schlacht."

„Schweigt still, Ketzer. Wenn meine Gefährten nicht der Meinung wären, dass Ihr uns nützlich wärt, hätte meine Klinge eure Eingeweide bereits auf dem Boden verteilt.", sagte Wolfgang zornig. Man merkte die Wut darüber, dass er in dieser Sache überstimmt wurde. Doch er besann sich auf seine höfische Erziehung und sagte dann: „Solltet Ihr uns jedoch eine Hilfe sein, werde ich Euch großzügig entlohnen."

Doch der Templer lächelte nur kurz, wendete sein Pferd und ritt voraus. Seither hatte niemand, bis auf Haasten, mit dem Ritter ein Wort gewechselt, was jedoch Fragen aufwarf. Einem Anführer zu folgen, der einem den Weg nicht erläutert, war schon immer eine schlechte Idee. Roland merkte, dass der Unmut der Soldaten stieg, denn sie fürchteten einen Verrat, deshalb ritt er schließlich an die Spitze des Zuges und fragte Ferdinand: „Wohin führt Ihr uns?"

„Ins Heilige Land, wo Ihr und eure Männer im Namen eures idiotischen Gottes gegen die kämpft, die im Namen ihres idiotischen Gottes in den Krieg ziehen.", lautete die Antwort.

„Ihr seid wohl kein Freund der Kirche. Trifft das auf alle in eurem Orden zu?", fragte Roland neugierig.

„Wer schließt sich demjenigen an, der ihm Vorschriften macht, die keine vernünftige Grundlage haben? Diejenigen, die weder hinterfragen noch eigenständig denken. Mir ist schon klar, dass mein Orden im Namen der Kirche gegründet wurde, um die Schwachen, also diejenigen, die ich gerade erwähnt habe, zu beschützen. Dennoch sind wir hier am sichersten vor der Kirche und vor ihren engstirnigen Anhängern. Überlegt einmal, wie sollen die Priester uns hier vors Gericht stellen. Hier haben wir mehr Freiheiten als in Europa. Selbst, wenn wir einen schlechten Ruf haben. Uns wird vorgeworfen, dass wir das Kreuz bespucken. Oder dass wir mit den Sarazenen, den angeblichen Ungläubigen, zu paktieren. Doch sagt mir, was wisst Ihr über deren Kultur?", erklärte ihm Ferdinand.

„Sie beten einen falschen Gott an, sagt unser Priester. Doch bevor Ihr weiterredet, solltet Ihr wissen, dass auch ich kein Freund der Kirche bin. Doch ich habe noch nicht so viel darüber nachgedacht, welche Wege es noch gibt.", sagte Roland, ohne die Frage des Templers zu beantworten.

„Also nichts. Ihr müsst wissen, jenseits von Europa wartet eine vielschichtige Kultur, doch die Kirche deklariert sie als Ungläubige. Hier ist jedoch anzumerken, dass es auf der anderen Seite nicht anders ist. Was ich sagen will ist, dass uns unsere Präsenz, jenseits dem Arm der Kirche, hier erlaubt, eine andere Kultur kennenzulernen. Zurück zu deiner ursprünglichen Frage. Nicht alle meines Ordens teilen meine Ansichten, allerdings lassen sie sich deshalb keine grauen Haare wachsen. Ein paar Männer sind sogar mit dem Kirchenbann belegt." fuhr Ferdinand fort.

Der gottlose RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt