Silverlight

Hear me

"Dem Klugen nutzen die Feinde mehr als dem Dummen seine Freunde."

~Baltasar Gracián y Morales

Das Haus war noch nie ruhiger gewesen. Das einzige Geräusch machte der Fußboden unter mir, als ich die Flure entlang ging. Irgendwann begegnete ich den verschlafenen Kol.

"Morgen.", sagte er und gähnte.

"Wo sind denn alle?"

Der Abend gestern hat sogar Kol müde gemacht. Nach dem Essen gestern sind die meisten gegangen. Wir hatten nicht mehr so viel Platz im Haus also haben sie bei Callahan im Hotel geschlafen und bleiben noch eine Weile dort. 

"Ich habe keine Ahnung, ich bin auch erst jetzt wach geworden."

"Es wird sicher ein Zettel am Kühlschrank picken.", sagte ich und ging runter um nach zu sehen.

In der Küche fand ich keinen Zettel was mich wunderte.

"Hey."

Ich erschrak und drehte mich um. Kian sah mich lächelnd an.

"Kian.", sagte ich erleichtert und grüßte ihn.

"Onkel Ben hat mich geschickt um auf dich und deinen Freund aufzupassen."

"Und wo sind alle?"

"Sie sind unterwegs. Harry und Aaron sind zu ihren Nichten und Neffen gefahren. Er meinte, wenn du dich ausgeschlafen genug fühlst soll ich dich zu ihm fahren."

"Ok, dann esse ich was und mache mich fertig. Möchtest du einen auch einen Schwangerschaftstee?", fragte ich.

"Ich passe. Das letzt Mal hast du mich unter Drogen gesetzt."

"Da hast du recht. Sorry noch mal."

Kian setzte sich hin und las sein Buch weiter. Währenddessen machte ich mir Frühstück und einen Tee. Gerade als ich die Eierspeis fertig gemacht habe kam Kol runter.

"Hast du hunger?", fragte ich ihn und er nickte.

Er sah mich verwirrt an und deutete auf Kian.

"Oh. Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Kian."

Kol zuckte leicht. Es war nur eine kurze Reaktion, aber ich dachte mir nichts weiter dabei. Kian und ich unterhielten uns ein wenig, aber Kol blieb eher ruhig. Als er fertig war entschuldigte er sich und verschwand in sein Zimmer.

"Ist alles ok mit ihm?", fragte Kian.

"Seine Freundin hat ihn rausgeschmissen und ihr Geliebter hat ihn übel verprügelt."

Kian sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Er wird es überleben.", sagte ich und aß fertig, "Ich geh mich umziehen. In 20 Minuten bin ich fertig."

"Kein Problem. Du weisst ja wo du mich findest."

Gerade als ich die Stufen rauf ging wurde ich von Kol in sein Zimmer gewinkt. Er wirkte sehr eigenartig. Er deutete mir leise zu sein.

"Kol alles in Ordnung?", fragte ich ihn als wir in seinem Zimmer standen.

"Nein. Er ist es."

Sofort wurde mir klar was er meinte.

"Kian?", sagte ich ungläubig, "Ganz sicher?"

"Ja so ziemlich sicher. Er hat einen eigenen leichten Akzent. Den hab ich nicht vergessen. Lizzi glaub mir, der ist es."

Kol schien aus allen Poren zu schwitzen, aber gleichzeitig war er sehr ruhig. 

"Ich werde deinem Vater schreiben, dass er herkommen soll.", sagte er entschlossen und begann schon die Nachricht zu schreiben.