One more Minute

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"Liebe ohne Besitz lebt von der Äußersten Anspannung ihrer Sehnsucht."

~Honore der Balzac

"Ich sehe noch gar kein Babybauch. Wann wird es größer?"

Harry und ich haben uns in die Hütte seines Onkels zurück gezogen. Wir waren schon seit vier Stunden hier und lagen nun eng verschlungen im Bett. Sein Haar kitzelte meinen Bauch, als er sein Kopf drauf legte. 

"In zwei oder drei Monaten wird man vielleicht schon etwas sehen."

Leise lagen wir da und genossen die leichten Berührungen.

"Es ist spät. Mein Vater wird sich noch Sorgen machen."

Seine Hand fuhr meinen Bauch entlang und ich sah die Enttäuschung in seinem Gesicht.

"Vielleicht werde ich dich wieder besuchen.", sagte ich aufmunternd.

"Das brauchst du nicht, denn bald sind wir mit Christopher fertig und dann habe ich eine Überraschung für uns."

"Eine Überraschung?"

Jetzt wurde ich hellhörig.

"Du wirst schon sehen."

Harry hatte ein Grinsen im Gesicht und ich wusste er hatte etwas großes vor. Wenn Harry auf Heimlichtuerei tut, dann ist es meistens eine schöne Überraschung gewesen. Außer das eine Mal wo ich herausfand, dass er ein Werwolf ist. Diese Überraschung gilt nicht als Gute.

"Sie wird dir gefallen. Versprochen."

"Wirst du dabei sein, wenn ihr Christopher angreift?", platzte ich mit der Frage heraus und zerstörte die schöne Stimmung. Ich konnte nicht länger warten. Schon seit Wochen fragte ich mich ob er mitkämpfen wir oder nicht. Aber eigentlich wusste ich die Antwort. Im inneren hoffte ich nur er würde nein sagen. 

"Liz."

"Also ja."

Ich stand auf und ging ins Bad. Müde lehnte ich mich gegen das Waschbecken. Im Spiegel erkannte ich mich kaum wieder. Mein Haar war zerzaust, meine Lippe schon fast blau und Harry hat mir sogar ein Knutschfleck an meiner Schulter verpasst. Das Schlimmste waren meine Wangen. Sie waren knall rot.

"Liz komm wieder ins Bett."

"Ich kann nicht.", sagte ich leise.

Harry kam zu mir und packte mich mit einer Decke ein.

"Verkühl dich nicht."

Das war schwerer als ich dachte. Viel schlimmer und weniger leichter. 

"Warum verschließt du dich vor mir?", fragte er.

"Ich kann das nicht Harry."

"Was denn Liz?", fragte er verzweifelt.

"Ich kann dich nicht gehen lassen. Du darfst nicht kämpfen.", sagte ich verzweifelt.

"Liz ich muss. Das sind meine Leute die in den Kampf gehen und ich kann sie nicht in Stich lassen."

"Aber mich schon?", fragte ich wütend.

"Ich lasse dich doch nicht in Stich!", sagte er wütend.

"Doch Harry. Du lässt mich sehr wohl in Stich, wenn du umkommst. Was mache ich dann? Das Kind alleine aufziehen? Ohne einen Vater? Oder soll ich einfach weiter leben und nach Harry Nummer zwei suchen? Was wenn meinem Vater auch noch was passiert? Was wenn ich euch beide verliere?", sagte ich verzweifelt.

Aus ihm kam kein Muchs mehr raus. Wie soll man sich da auch raus reden? Die ganze Zeit habe ich diese Gedanken auf die Seite geschoben. Aber jetzt hier mit ihm konnte ich das nicht mehr. Diese Vorstellung, ein Leben ohne ihn und meinem Vater, macht mich so fertig.

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