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20.03.2015

Es ist jetzt schon drei Wochen her, seit Marios Ex diese Scheiße abgezogen hat.  Ich habe mich davon jedoch nicht wirklich einschüchtern lassen. Ich schließe die Tür zwar doppelt ab und habe alle Nachbarn gebeten, die Haustür immer geschlossen zu halten, aber das war's eigentlich schon.
Die letzten Besprechung über den ersten Teil des Films sind abgeschlossen und ich freue mich schon so auf die Premiere. Allerdings bin ich auch traurig, da wir jetzt erstmal nicht mehr zusammen arbeiten werden. Die Dreharbeiten zum zweiten Teil werden voraussichtlich erst im Sommer oder Herbst startet.

Heute geht es aber endlich nach München zu Mario. Endlich lerne ich sein richtiges Leben mit Training, Spielen und allem drum und dran kennen. Ich fahre mit einem Taxi zum Flughafen, dort treffe ich auf Jonas. Ich habe ihm alles von Marios verrückter Ex erzählt und er hatte vorgeschlagen mich zu begleiten, so konnte ich mir das mit dem Personenschutz sparen. Mario wusste nichts davon, ich hatte es nicht für nötig gefunden, es ihm zu sagen. Er sollte sich freuen und sich keine Sorgen machen.

Jonas und ich laufen durch den Flughafen, holen meine Karten, geben das Gepäck ab und setzen uns dann in den Wartebereich. An einem Schalter kann ich meine 'Freundin' erkennen, hoffentlich muss ich heute nichts nachfragen. Als es dann so weit ist, verabschiede ich mich von Jonas und steige in den Flieger.

Der Flug verläuft gut und schon stehe ich am Gepäckband und hole meine Koffer ab. Dann schreibe ich Mario. 'Steig ins Taxi 051 ein!', antwortet er und ich mache mich auf den Weg nach draußen. Beim Taxistand stehen nur zwei Taxis und ich laufe direkt auf das mit der Nummer 051 zu.
Im Taxi sitzt Mario!
Ich falle ihm um den Hals und gebe ihm einen Kuss.
"Hey! Wie war der Flug?", fragt er und hält meine Hand. Der Taxifahrer packt in der Zwischenzeit noch mein Gepäck in den Kofferraum.
"Gut! Ich habe aber die meiste Zeit geschlafen"
"Und der Personenschutz?"
Ich rolle mit den Augen.
"Du bist doch nicht alleine...?"
"Nein! Jonas hat mich begleitet, alles andere wäre doch ziemlich komisch gewesen", meine ich.
Mario will noch was sagen, doch ich küsse ihn schnell.

Mario will zwei Straßen vor seiner Wohnung aussteigen, warum genau verstehe ich nicht. Er meint zwar, es wäre sicherer, dennoch bleibe ich skeptisch und halte es für unnötig.
Bei seiner Wohnung, schließe ich auf. Wenig später trudelt Mario rein.
"Müssen wir immer so einen Aufwand auftreiben?", frage ich.
"Am Trainingsplatz und im Stadion sind immer Leute dabei. Da wird sie dir nichts antun... Ende Mai ist die Saison vorbei, dann sind wir weniger unterwegs und vor allem ich habe mehr Zeit. Bei Veranstaltungen sind auch immer mehrere Menschen. Wir müssen nur privat aufpassen und wenn du alleine bist!", zählt Mario auf und sieht mich an. Ich schmunzle, er ist so süß, wenn er sich Sorgen macht.
"Wie lange willst du eigentlich bleiben?", fragt er.
Ich zucke mit den Schultern: "Keine Ahnung. Nach der Saison, bis zum Sommer vielleicht. Ich muss erst wieder ab August in Köln sein, da sind dann die ersten Meetings für den neuen Film. Vorher kann ich zu einzelnen Terminen fliegen, sind sowieso nicht so viele. Die Premiere, ein paar Interviews und Fernsehauftritte!".

Gegen Nachmittag fahren wir zum Trainingsplatz. Dort sind tatsächlich jede Menge Menschen. Hauptsächlich Familienmitglieder, die Trainer, andere Spieler, die nicht spielen können, Freunde und Mitarbeiter vom FC Bayern. Vor allem das Team des Vereins ist riesig, ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen hinter den Spielern stehen.
Mario geht in die Kabine und läuft wenig später auf den Rasen.
Ich stelle mich an den Rand und unterhalte mich mit den anderen Freundinnen und Ehefrauen. Wir unterhalten uns und beobachten unsere Jungs beim Training.

Nach einer Weile sehe ich mich auf dem Gelände etwas um und laufe um den Platz. Als ich direkt gegenüber von der Stelle bin, an der ich eben noch mit den anderen Frauen stand, entdeckt ich sie dort!
Und sie hat mich auch direkt gesehen. Super, jetzt weiß sie direkt am ersten Tag, dass ich hier bin!
Die Jungs machen zum Glück gerade eine Pause und ich hefte mich direkt an Mario, Manu und co.
Die ziehen mich jedoch auf den Platz, auf dem schon jede Menge Kinder und Frauen stehen. Die Kids spielen mit ihren Vätern und die Frauen machen mit oder halten alles mit den Handykameras fest.
Mario kickt mir einen der Bälle zu. Ich stoppe ihn, obwohl ich Stiefel mit einem Absatz anhabe. Ich passe den Ball zurück.
Ich habe noch nie gut oder gerne Fußball gespielt, aber das ist eine ganz andere Atmosphäre und es ist richtig lustig. Ich stehe zwar die ganze Zeit an der selben Stelle, während die Jungs um mich herum spielen und ihre Tricks zeigen. Marios Ex beobachtet uns vom Rand aus.
Ich kicke den Ball vor Wut mit einem ordentlich tritt weg, drehe mich um und will mich an den Rand stellen.
Da schreit Mario plötzlich: "Tor!!!! Du hast ein TOR gemacht!".
Ich schaue verdutzt zum Tor.
Mario kommt zu mir und hält mir den Ball hin.
"Nochmal? Nein! Das war pures Glück! Ich habe noch nie gespielt!", meine ich, doch Mario schiebt mich schon zum Elfmeterpunkt.
"Bitte!", fleht Mario und auch Manuel sieht mich erwartungsvoll an.
"Ich kann das nicht!", ich drehe mich um und will gehen, doch Marios Ex sieht mich an und hebt die Augenbraue. Wie ich diese Frau hasse.
Ich wende mich wieder dem Tor zu, trete mit voller Wucht auf den Ball. Dieser landet geradewegs im Tor.
"Von wegen du kannst das nicht!", lacht Manu.
"Ich und ein Ball? Das geht nicht gut! Da war keiner im Tor? Ich hätte auch einfach nur geradeaus schießen müssen und er wäre im Tor gewesen. Gerade Linie? Kein Torwart? Kein Hindernis? Das ist kein können, das ist Glück", lache ich, "Stellt mich mal ins Training, ich treffe nichts!".
Ich laufe Kopfschüttelnd vom Platz und die Jungs haben wieder Training.

Das Training verläuft gut für die Spieler und auch wir Frauen haben jede Menge Spaß. Marios Ex scheint keinem, außer mir, aufzufallen.
"Willst du eine Cola?", fragt mich eine der Frauen, ich nicke.

Wenig später hält man mir eine Cola vor die Nase.
"Danke!", ich drehe mich um. Doch dort steht sie!
"Gern geschehen!", meint sie schnippisch und kippt mir die Cola halb über.

Ich stehe nass und klebrig am Rand und starre diese verrückte Frau an. Sie ist so eine hinterhältige und kranke Person.
Mario kommt gerade vom Platz, das Training ist beendet.
Er nimmt meine Hand und geht wortlos mit mir in die Kabinen.
"Du kannst dich dort abduschen, wenn du möchtest! Hier kommt keiner von den anderen rein. Das ist hier eine Art Zusatzkabine", meint er und schließt die Tür.
Ich brause mich schnell ab und ziehe mir meine trockenen Sachen wieder an. Doch meine Oberteile sind platschnass und klebrig. Mario gibt mir eines seiner grauen Shirts. Ich ziehe es an, kremple die Ärmel ein wenig und stülpe es in meine Jeans. Jetzt sieht es ganz passabel aus. Mario hat in der Zwischenzeit meine Jacke trocken gemacht und hält sie mir hin.
Ich warte noch, bis er sich umgezogen hat, dann gehen wir wieder raus zu den Anderen.
Wir reden noch ein bisschen, dann fahren wir zu Mario in die Wohnung zurück.

"Sie war gerade eben nicht mehr da, oder?", fragt Mario mich. Wir stehen bei ihm in der Küche und kochen Spaghetti mit Tomatensauce.
"Ich glaube sie ist abgehauen, als wir in die Kabine gegangen sind. Wie krank muss man eigentlich sein?", ich rühre gedankenverloren in der Sauce herum.
"Soll ich den Tisch schon mal decken?", frage ich dann.
"Wenn du magst. Weißt du wo alles steht?", Mario deutet auf einen der Schränke, ich nicke, "Gut, dann gehe ich mich schnell duschen, hab mich ja eben nur ungezogen".
Mario verschwindet, ich decke den Tisch, richte das Essen auf den Tellern an und dekoriere es noch mit ein paar Kräutern.
Ich trage immer noch Marios Shirt, der Geruch von seinem Parfüm zieht mir in die Nase und ich fühle mich super wohl.

Als Mario fertig ist, essen wir zusammen und schauen uns dann das Fotoalbum an, welches ich zum Geburtstag bekommen habe. Mario liebt, genau wie ich, das Bild vom Strand.
Anschließend machen wir es uns auf der Couch bequem und schauen einen Horrorfilm. Ich kuschle mich an Mario und erdrücke ihn manchmal fast. Doch das liebe ich an Horrorfilm gucken mit dem Freund.

Nach dem Film sitzen wir noch lange auf der Couch, albern herum, ärgern uns gegenseitig und kitzeln uns.
Dann schlafen wir zusammen auf der Couch ein.

Liebe bekommt keinen ElfmeterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt