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15.07.2014

Ich habe die letzten Wochen etwas gearbeitet und gespannt die WM verfolgt. Vor zwei Tagen war es dann so weit und das Finale Deutschland gegen Argentinien war phänomenal! Das Halbfinale hatte mich schon so euphorisch werden lassen und als Mario dann das entscheidend Tor gemacht hat, habe ich für eine Sekunde vergessen, wie komisch er sich verhalten hatte. Gestern habe ich dann die Empfangs-Show in Berlin besucht. Wie die Jungs da gefeiert haben, war so witzig und amüsant. Anschließend wollte ich eigentlich mit den Jungs reden. Endlich wieder etwas Zeit mit ihnen verbringen. Ich habe die gemeinsame Zeit mit den Spielern so vermisst und hätte sie gerne wieder gesehen. Doch leider wurde ich von den Sicherheitsleuten aufgehalten. Warum auch immer.

Heute will ich den Plan, den ich in der letzten Zeit ausgefeilt habe, in die Tat umsetzen. Ich habe an dem Abend, als ich wieder in Deutschland war, im Internet einen Urlaub gebucht. Anschließend habe ich mich etwas schlau gemacht und dann ein neues Konzept entwickelt. Ein Haus irgendwo buchen und zur WG umformen. Meine Idee war es, dass Leute die alleine sind, es aber im Urlaub nicht bleiben wollen, ein Haus gemeinsam buchen können und dort zusammen wohnen. Entweder man kennt sich oder man lässt sich halt überraschen. Um das ganze erst einmal zu testen, habe ich ein Haus von Freunden gebucht und angegeben, dass zunächst nur Promis mit mir in diesem Haus wohnen werden. Naja und in zwei Stunden werde ich mit dem Auto an dem Shuttle, der nach Sylt fährt, ankommen. Eigentlich fahre ich immer zu einer anderen Nordseeinsel, das Haus meiner Freunde steht aber nun auf Sylt und für das neue Konzept ist eine andere Insel auch besser.

Ich fahre auf den nächsten Rastplatz und kaufe mir etwas zu trinken und eine Tüte Gummibärchen. Überall auf den Titelblättern der Zeitungen sieht man unsere Weltmeister bei der Show. Ich lächle, als ich die Gesichter von Bastian und Thomas sehe. Ich sehe direkt ihr Grinsen vor mir und grinse den Typen hinter der Kasse dumm an. Er lächelt nur zurück und scannt die Sachen ein.
"3,75€ bitte"
Ich gebe ihm das Geld und nehme meine Sachen von der Ablage, dann drehe ich mich um und will gehen.
"Warten Sie!", meint der Typ und holt irgendwas hinter seiner Theke hervor. Ich drehe mich um und sehe an, was er da hält. Er streckt mir ein dünnes Magazin in bunten Farben entgegen. Ich nehme es an.
"Das bekommt heute jeder gratis dazu, eigentlich erst ab zehn Euro", ich gucke mir an, was ich da in der Hand halte. Das Magazin zeigt ein paar Bilder von der WM und auf einem ist das Strandbild von den Jungs und mir zu sehen. Ich blättere ein bisschen in dem Heft. Es ist mit den schönsten und emotionalsten Bildern von der WM gefüllt. Ich klemme es mir unter und gehe wieder zu meinem Wagen.

Zurück auf der Autobahn drehe ich das Radio auf und singe laut zu den aktuellen Hits mit. Als ich mich mal umdrehe, merke ich, dass die ganze Zeit die Fenster sperrangelweit offen waren. Peinlich berührt sehe ich einige Autofahrer neben mir, die mich angrinsen. Ich muss eh zum Glück abfahren und schließe noch schnell das Fenster. Dann singe ich weiter und freue mich so langsam auf meinen Urlaub. Hoffentlich wird dieser Urlaub etwas länger, als der Letzte.

Nach einer Stunde komme ich endlich am Shuttle an und kann auch direkt drauf fahren, dann geht die Fahrt auch schon los und etwa eine halbe Stunde später fahr ich vom Shuttle runter und bin auf Sylt. Bevor ich allerdings zum Haus fahre, mache ich noch bei einem Supermarkt halt. Ich kaufe Lebensmittel und ein paar Kosmetikartikel. Als ich über den Parkplatz schlendere sehe ich in einem Auto jemanden, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich schüttle nur den Kopf, gehe zu meinem Wagen, packe alles ein und steige ein.

Als ich vor dem Haus halte, steht schon ein Auto auf dem Doppelparkplatz. Ich schaue mir das Haus an. Das Haus ist in drei Teile geteilt und jeder hat ein separates Stück Garten. Das von dem Teil, in dem ich wohnen werde, hat den größten Garten. Ich gehe ums Haus und schließe die Tür auf. In dem Haus ist es ganz still. Ich stelle zunächst meine Koffer in den Flur und begebe mich in das Wohnzimmer. Auf meinem Handy überprüfe ich kurz was und schaue noch nach, ob die anderen Gäste eigentlich von den Vermietern die Schlüssel bekommen haben. Während ich das überlege, höre ich Stimmen von draußen. Ich ziehe die Vorhänge zur Seite und öffne die Gartentür. Draußen, vor den Autos, stehe vier Männer und heben gerade ihre Koffer aus dem Auto. Ungläubig gehe ich durch den Garten und bleibe hinter dem Stück Hecke, welches direkt neben dem Parkplatz ist, stehen.
"Hallo! Na, gerade angekommen? Hast du die Schlüssel also gehabt", meint plötzlich jemand und taucht hinter dem Auto auf.
"Wir sind schon seit zwei Stunden hier! Waren am Strand, einkaufen und nochmal am Strand", ertönt eine weitere Stimme.
"Wir haben es nur wegen dir gebucht!", sagt eine dritte Stimme und eine vierte meint: "Naja, um ehrlich zu sein, auch um mal was anderes machen zu können".
Ich bin zunächst so perplex, dass ich die Stimmen nicht zuordnen kann. Dann falle ich Manuel, Mesut, Mats und Sami um den Hals.
"Herzlichen Glückwunsch ihr Weltmeister!", rufe ich und grinse die Jungs an.
"Wir bleiben so lange wir Lust haben", sagt Manu und geht ums Haus.
"Ich bleibe allerdings nur ein paar Tage... Ich muss noch was klären", erzählt Sami. Manu kommt diesmal aus dem Haus und nimmt die Taschen und Koffer von den Anderen an und schleppt sie ins Haus.
"Wisst ihr ob noch wer kommt oder seid ihr die Einzigen, die mein Konzept mal ausprobieren wollen", lache ich.
"Eventuell, ist noch nicht klar", meint Manu und schaut die anderen skeptisch an.
"Keine Ahnung, wer!", beteuert Mesut direkt und Mats nickt stürmisch.
Ich ignoriere ihre komische Antwort und gehe wieder ins Haus. Im Erdgeschoss gibt es ein kleines Bad, eine Küche, ein Wohn- und Esszimmer und einen Hauswirtschaftsraum. Eine Etage höher sind zwei Schlafzimmer mit jeweils zwei Betten und ein großes Bad. Eine schmale Treppe führt zu einem Zimmer unter dem Dach, in dem zwei weitere Betten stehen.
Ich suche mir eines der Zimmer im ersten Stock aus und bringe daraufhin meine Einkäufe in die Küche. Mesut ist auch gerade die anderen Einkäufe am einräumen. Manuel und Sami tragen derweil die Koffer und Taschen für alle hoch und Mats testen den Fernseher.

Am frühen Abend haben alle ihre Sachen eingeräumt und ihre Zimmer bezogen. Manu und Sami haben das zweite Doppelzimmer auf meiner Etage, während sich Mats und Mesut das Zimmer unter dem Dach teilen. Nach einer leckeren, selbst gemachten Pizza, sitzen wir alle vor dem Fernseher und schauen uns irgendeinen Schrott an. Doch bevor wir alle auf der Couch einschlafen, verziehen wir uns in unsere Zimmer.

Liebe bekommt keinen ElfmeterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt