Die Stimmung am Abendbrottisch der Hoppe-Kreschmeyers plus Frank und Tim war sichtlich angeschlagen. Susi räusperte sich. "Ich habe schlechte Nachrichten." "Wir essen gemeinsam zu Abend. Das allein ist schlechte Nachricht genug", brummte Anastasia. "Ana!", mahnte Stephen. "Jaja, ich halt' meinen Mund." Sie verdrehte die Augen.
"Moritz wird erpresst." Eine Weile lang sahen sie Moritz erschrocken an, widmeten sich dann jedoch wieder ihrem Essen, um ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Anastasia hatte eine gemeingefährliche Rache zu planen, da hatte sie nun wirklich keine Zeit für Moritz' lächerliche Schulprobleme. "Ich habe nachgedacht", fuhr Susi fort und richtete somit alle Aufmerksamkeit auf sich. "Moritz braucht jetzt eiben Ort der Zuflucht. Wir sind seine Familie und wir müssen ihn unterstützen. Wenn es in der Schule schlecht läuft, soll er sich wenigstens hier wohlfühlen können." "Alles, was er braucht ist ein bisschen Mumm und eine Stimme", schnauzte Anastasia. Sie hatte keine Lust, dass das hier zu einem von Susi's Psychogesprächen wurde!
Doch Susi ging nicht weiter auf sie ein. "Anastasia, Mira, Henry, Frank und Tim, wenn ihr seht, wie Moritz auf dem Schulhof gedemütigt wird, müsst ihr sofort eingreifen und ihn beschützen!" "Aye, Aye, M'am", sagte Tim und hob die Hand an die Stirn. Anastasia sprang auf; sie schäumte vor Wut. "Wir sollen Moritz beschützen? Damit er noch kindlicher wird? Hallo, Susi, willkommen in der Realität! Das hier ist kein Blumenpflücken! Du kannst ja wohl schlecht von uns erwarten, Moritz' Leibwächter zu spielen! Der Junge ist zwölf und verhält sich wie das reinste Muttersöhnchen! Ist doch klar, dass der Opfer von sowas wird. Außerdem ist er dann noch schwächer, wenn wir mal nicht da sind! Er muss ja wohl selbst schützen können!" "Ich kann dich hören", sagte Moritz trocken, da er sich beleidigt fühlte, wenn Anastasia so tat, als wäre er nicht im Raum. Stephen zupfte an Anastasia's Hand. "Setz dich wieder hin." Widerwillig ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken, während sie Susi weiterhin anfunkelte, welche scharf einatmete. Dann hustete sie und ruderte mit den Armen umher. "Pfui! Was für eine Aura liegt denn hier in der Luft?" Anastasia sah sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Hatte sie auch nicht, da Torben, der auf Susi's Schoß saß, mit einer Handbewegung ihre leere Teetasse vom Tisch schleuderte. Stephen sprang sofort auf, um die Sauerei zu beseitigen. Unterdessen veranstalteten Anastasia und Susi den reinsten Anstarrwettbewerb, bei dem Susi versuchte, so böse zu gucken wie nur möglich, doch Anastasia erwiderte ihren Blick gelassen. "Vermutlich hast du Recht", murmelte Susi schließlich und brachte somit die überraschende Wendung des Gespräches.
"Du gibst mir Recht?", fragte Ana erstaunt. "Ja, im Groben stimmt das, was du gesagt hast, ja auch. Moritz muss sich beschützen können." Anastasia lächelte triumphierend und Moritz auf seinem Stuhl wurde ganz klein. "Und woher soll er das lernen?", fragte Mira scheinbar desinteressiert, während sie ihre Fingernägel in Augenschein nahm. Allerdings passte diese Coolness nicht zu ihr, denn ihre Augen waren rot und verheult. "Von mir", sagte Ana strahlend. "Ich gehe ja jetzt Boxen. Der Trainer meinte, ich sei ein Naturtalent." "Tatsächlich?" Stephen zog die Augenbrauen in die Höhe. "A propos Boxen. Willst du Rosa K.O. schlagen?", wollte Henry wissen und rutschte unruhig auf seinem Stuhl umher. Anastasia wirbelte herum. "Was? Nein!" Lachend warf sie ihr dunkles Haar zurück. "Für die lasse ich mir was ganz spezielles einfallen." Als sie Henry's skeptischen Blick sah, fügte sie rasch hinzu:"Ohne Gewalt natürlich." Henry nickte erleichtert.
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"Also, fassen wir mal zusammen: Du willst Anastasia dazu bekommen, dich zu lieben und brauchst einen Plan?", hakte Frank nach. Tim nickte stürmisch. "Genau!"
Nach dem Abendessen hatten die Jungs sich auf Henry's Zimmer verzogen, wo sie das ein oder andere Männergespräch führten. Unter anderem Tim's Wahnsinn für Ana. "Sie muss mich einfach lieben!" "Alter, du bist echt krank", sagte Henry kopfschüttelnd. "Ey, kommt! Ihr seid meine Brüder. Ihr müsst mir helfen!", entgegnete Tim verzweifelt. "Okay. Wenn du das wirklich brauchst, dann helfen wir dir!" Frank klopfte aufmunternd auf Tim's Rücken und beugte sich vor. "Schieß' los! Was hast du für Ideen?" "Ich will sie zum Essen einladen." Henry und Frank wechselten viel sagende Blicke, ehe sie losprusteten. "Wir sind im 21. Jahrhundert, du Spast! Geh mit ihr ins Kino, oder was weiß ich! Aber nicht ins Restaurant. Wo ist dein Stolz? Hast du einen Stock im Arsch, oder was?", lachte Henry. Tim schien ehrlich gekränkt. "Das verletzt mich grade voll, Alter. Aber ich glaube, man muss was besonderes mit ihr machen. Beim Kino verliebt die sich doch nicht. Wahrscheinlich will die dann in irgendeinen Action-Thriller, anstatt Titanic." "Sie hat halt Geschmack. Titanic ist ja auch richtig schwul", meinte Frank. "Deswegen will ich ja auch mit ihr Essen gehen!", rief Tim und rang die Hände. "Ist gut. Und wo? Also, wenn du ihr für einen Euro einen Cheeseburger bei McDonalds kaufst, liebt sie dich bestimmt nicht." Henry lachte bei dem Gedanken, wie Tim Anastasia strahlend eine Mc's Tüte reichte, in sich hinein. "Boah, du bist so stumpf! Ich gehe mit ihr in den Schwan oder eine schöne Pizzeria", erklärte Tim. "Mit Candlelight", fügte er träumerisch hinzu, woraufhin Frank und Henry erneut loslachten. "Habt ihr eine bessere Idee?", fuhr er die beiden an. "Ja, Mann", sagte Frank. "Lass' die Finger von der Kleinen. Die hat letztens schon fast deine Kinder zerstört." Tim zögerte. "Mir egal!", sagte er dann trotzig. "Ich warte solange, bis sie mich will. Ihr müsst mir nur dabei helfen, dass es möglichst bald geschieht."
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Anastasia und Mira saßen unter Justin Bieber und Taylor Lautner auf Mira's Bett und löffelten Nutella. Alle paar Minuten brach Mira in Tränen aus und Anastasia regte sich laufend über Rosa auf. "Diese Schlampe! Ich werd's ihr sowas von zeigen!", zischte sie, er sie ein weiteres Mal in die Schokolade einstocherte. "Jerome hat Schluss gemacht", wimmerte Mira zum tausendsten Mal. "Ich hab's geschnallt", gab Anastasia kühl zurück. Zu kühl, denn Mira schluchzte erst Recht auf. "Er sagte, ich sei ihm zu langweilig." "Langweilig...", wiederholte Anastasia, die fieberhaft überlegte, ob sie damit, was ihre Rache betraf, irgendetwas anfangen konnte. "Stell dir das mal vor! Langweilig!", weinte Mira. Ana schüttelte den Kopf. "Hast du ihn geschlagen?" "Um Gottes Willen, nein!" "Das ist der Grund. Wenn du dich behandeln lässt wie eine Sexsklavin und dich nicht wehrst, ist es klar, dass du sitzen gelassen wirst", sagte Anastasia neutral. "Aber-" "Kein Aber. Es ist traurig, aber wahr. Hast du ihn wenigstens beschimpft?" "Ich konnte nicht...", sagte Mira beschämt. "Wieso?" "Weil ich ihn doch liebe?" "Ja und? Er liebt dich aber nicht." "Vielleicht kommt das ja noch. Oder wieder. Wenn ich ihm zeige, wie sehr ich ihn liebe, kann er mich einfach nicht abschreiben." "Da wären wir wieder bei der Sache mit der Sexsklavin, die sich nicht wehrt. Du darfst einem Mann nicht hintergerlaufen! Wir sind Frauen! Wenn wir sie nicht unter Kontrolle haben, laufen sie uns davon." "Dann zeig' mir, wie ich ihn verletze. Wenn ich ihn nicht lieben darf, dann soll er wenigstens sehen, was er für ein Wichser ist." Etwas völlig neues schwang in Mira's Unterton. Wut.
Anastasia schwänkte feierlich ihren Löffel. "Guter Ansatz! Du machst jetzt folgendes: du zeigst, wie abwechslungsreich du bist, sodass er dich wieder will. Und dann lässt du ihn abblitzen." Anastasia ließ die Nutella genießerisch auf ihrer Zunge zergehen. "Irgendetwas, das ich noch beachten muss?", fragte Mira und zerriss ihr Taschentuch. "Nicht weinen. Das ist ein vollkommenes No-go, wenn du willst, dass du über ihm stehst." Mira seufzte. "Na gut." "Und jetzt: Kleiderschrank auf!", befahl Anastasia. "Jetzt machen wir aus dir das schärfste Mädchen der Schule. Du wirst schon sehen, das wird Jerome beeindrucken!"
Mira lächelte. "Danke Ana!" Ganz unerwartet schlang sie die Arme um Anastasia's Nacken und schmiegte sich an sie heran. Etwas unbeholfen erwiderte sie die Umarmung, aber sie musste feststellen, dass es gut tat. Wow, sie war ja grandios! Sie konnte Boxen, sie konnte Moritz trainieren, sie konnte Liebeskummer heilen und sie konnte Eltern und Jungs im Schach halten. Und früher oder später würde sie sich auch eine gute Rache einfallen lassen können, das schwor sie sich!
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Ein beschissener, langweiliger Sonntagnachmittag, warum also kein neues Kapitel schreiben? Es ist vielleicht nicht ganz so lustig, aber ich hoffe, ihr konntet wenigstens ein bisschen grinsen! :D Über Kommentare und Votes freue ich mich jedes Mal, Freunde! ♥
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Achtung Patchwork!
UmorismoGroßfamilie? Nein danke! Zumindest in den Augen der siebzehnjährigen Anastasia, die ein ganz idyllisches Leben in Köln, allein mit ihrem Vater führt. Doch von heute auf morgen findet sie sich in einem Düsseldorfer Neubaugebiet wieder und soll ab sof...