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Pov izzi

Ich schloss die Tür des UFO's hinter mir und stieg die Treppen hinab. Das Klingeln meines Handys ignorierte ich gekonnt. Ich ließ mein Longboard auf den Boden hinab und sprang auf. Ich fuhr durch die Dunkelheit, die eigentlich da sein sollte, aber das war sie nicht. Überall tanzten die Lichter. Die extrem hellen Autolichter, die einen blenden, die bunten, flimmernden Werbeanzeigen, das warme Licht, dass in den Häusern zu sehen war. Sah man auf Hochhäuser, ließ sich manchmal ein Muster aus den leuchtenden Fenstern bilden. 

Als ich an meiner Wohnung angekommen war, schmerzten meine Oberschenkel und ich sah einen roten Strich durch meine Jeans. Gaaanz toll... wisst ihr wie schlecht man Blut aus irgendwelchen Sachen rausbekommt? Es ist nicht besonders leicht, doch ich sollte froh sein, dass mir sowas im Ufo nie passiert ist. Ich stellte mein Board an die Wand in meinem Zimmer und ging ins Bad um mir den Schaden besser ansehen zu können.

Als ich den Lichtschalter umlegte, bemerkte ich, dass ich gestern vergessen  hatte die Klingen zu waschen. Dumm gelaufen... und das waren meine letzten gewesen. Ich musste erst neue kaufen gehen. So ein scheiß. Sofort verschlechterte sich meine Laune. Ich öffnete die Schnalle meines Gürtels und ließ meine helle Jeans zu Boden fallen, um sie sofort wieder aufzuheben und die verblutete Stelle unter den Wasserhahn zu halten. Je schneller es nass wurde, desto besser ließ sich das Blut wieder rauswaschen... und Leute die Jeans war neu und fucking teuer gewesen. Gönnt man sich mal was und verblutet es sofort. 

Ich stellte das Wasser warm und wusch meine Hose, während mir das Blut das Bein hinunterlief und ich es nicht merkte. Vielleicht wollte ich es auch nicht bemerkten. Ich wusste es nicht. Als ich mich schließlich mit meinen Schnitten befasste holte ich mir einen Waschlappen und machte ihn mit kaltem Wasser  nass. Ich versuchte relativ schmerzfrei die Schnitte sauber zu machen, doch es brannte einfach nur höllisch. Außerdem wollte es nicht aufhören zu bluten. Da hieß es wohl warten.

Also ging ich in meine kleine Küche und stellte mir den Rest Nudeln mit Soße in die Mikrowelle. Ich hatte verdammt Hunger. Doch da ich natürlich auch noch auf die Nudeln warten musste nahm ich mein Handy vom Tisch und öffnete WhatsApp. Irgendwelche Gruppennachrichten die kein Schwein interessieren, dann noch mehrere von Jule.

»kommst du heute?«
»paul, Mia, Niko, Max und so sind auch da«
»so um zehn?«
»da will man Mal was, is der Typ nich on«

Ich schrieb zurück.
»klar komm ich. Aber erst um halb elf oder so dann«

Die Antwort kam sofort.
»lass dir ja nicht zu viel Zeit sonst ist alles weg ;)«

Ich antwortete nicht, sondern holte lieber meine Nudeln aus der Mikrowelle. Ich setzte mich an meinen Tisch und as schnell auf. Es war dreiviertel zehn.
Schnell den Teller in die Spüle geräumt und ins Bad gegangen. Ich fischte meine nasse Jeans aus dem Waschbecken und hielt sie über die Badewanne um sie besser ausdrücken zu können. Danach wart ich sie sofort mit meinem anderen Zeug in die Waschmaschine. Das wäre erledigt. Also ging ich in mein Zimmer und zog mir eine frische Hose an und wechselte meinen Hoodie. Nun hatte ich einen schwarzen an, an dem nichts besonderes war, doch er war perfekt. Nicht einmal die Tatsache, dass er ein kleines Loch am Ärmel hatte störte mich. Er war ein Geschenk von Dner gewesen, zu meinem letzten Geburtstag. Wahrscheinlich mochte ich ihn deshalb so.

Mein Handy vibrierte.
Jule »wenn du noch was von dem Stoff abhaben willst, solltest du dich wirklich beeilen.«

»ihr könnte alles haben. Ich verzichte heute« antwortete ich und steckte mein Handy ein.
Nachdem ich alle Lichter ausgeschaltet habe, nahm ich mir mein Longboard und stieg das Treppenhaus hinunter. Ich spürte, wie meine Jeans über meine Schnitte glitt. Zum Glück hatte ich einen leichten Verband drüber gemacht. Unten stieß ich die Tür auf und sprang auf mein Board.
Auf in die Schönenbergerstraße.

Dort angekommen blieb ich vor dem imposanten Haus stehen und klingelte. Sofort öffnete sich das eiserne Tor und ich ging geradewegs zur hinteren Terrasse im Garten. Wie erwartet lief dort leise Musik, ein Feuer brannte in einer Feuerschale und viele Leute saßen herum und lachten aufgedreht. Schließlich waren die meisten deshalb hier. Um der Realität den Rücken zu kehren und abzuschalten. Einfach hier sein und das Leben genießen. Jeder hier hatte irgendetwas intus. Seien es Drogen, sei es Koks, sei es Gras oder sei es Alkohol. Hier gab es alles was das Träumerherz begehrt.
Kaum war ich auf der Terrasse angekommen sah ich Jule und die Andern schon an unseren üblichen Plätzen sitzen.
„endlich Alex. Wird auch Zeit das du kommst.“ sagte Paul und grinste mich mit seinen riesen Pupillen an.
„Immer doch“ erwiderte ich nur und ließ mich neben Jule in einen Sessel fallen. Ich musterte sie. Ihre langen, blonden Locken wehten leicht im Wind über ihre Schultern und ihren schmalen Rücken. Ihre trainierten Bein hatte sie überschlagen und sie grinste mich inzwischen an.
„Na gefällt dir was du siehst“ flüsterte sie mir ins Ohr.
„wie könnte es nicht“ hauchte ich.
So ging es immer bei uns. Doch daraus werden tut nie etwas. Warum eigentlich nicht?
„Alex? Du denkst laut.“ sagte Jule und ich zuckte zusammen.
„ach.. öhm upps.“ murmelte ich. Ich blickte mich um, doch keiner der Andern hatte etwas mitbekommen.
„Aber weißt du was? Das hab ich mich auch schon oft gefragt.“ damit nahm sie meine Hand und zog mich hoch. Unter den fragenden Blicken der anderen führte sie mich ins Haus hinein und in ihr Zimmer. Ich sollte hier nicht sein.
„Entspann dich“ und das tat ich.
Ihr Gesicht kam meinem immer näher und wir küssten uns.
Es war wunderschön ihre weichen Lippen auf meinen zu spüren. Ich fuhr mit meiner Hand ihren Rücken hinauf und hinunter. Sie forderte um Einlass und ich gewährte ihn ihr. Die Schmetterlinge in meinem Bauch rasteten aus.

Vor einem halben Jahr wäre so eine Szene für mich durchaus vorstellbar gewesen, doch jetzt nicht mehr. Ich küsste sie, obwohl ich sie nicht liebte. Ich fühlte mich nicht Mal mehr angezogen von ihr. Wahrscheinlich küsste ich sie um alle andere scheiße zu vergessen. Ich wollte dich vergessen, doch welche Ironie. Ich küsste sie und dachte die ganze Zeit nur an dich. Felix.

depressed #DizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt