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Nicht nur Kati stand vor der Tür, sondern auch Daniel, welcher nicht wusste wo er hinschauen sollte. Ich stand hinter Felix und sah deshalb wie er seine Fingernägel in den Türrahmen bohrte, denn er war aus Holz.
"Kommt herein" sagte er betont gelassen und ging selber schonmal ins Wohnzimmer.
Ich lief ihm hinterher. Jeder Schritt von ihm war betont lässig. Skeptisch blickte ich ihn an, als Kati und Daniel  uns nicht mehr sehen konnte.
"Ich würde alles zusammenschlagen, wenn ich könnte. Warum bringt sie dieses Schwein hierher. Ich.. verdammte scheiße" fluchte er und raufte sich die Haare.
"Hey, ganz ruhig. Du musst nur.. nur dieses eine Mal musst du ihn sehen und ertragen. Bitte, versuch nicht auszurasten. Ich werde gehen und dann kann dich niemand aufhalten, also pass auf was du tust." versuchte ich ihn zu beruhigen
"Ha, ich soll mich beruhigen, wenn sie diesen Kerl mitbringt?" gehässig blickte er durch die Wohnzimmertür. Würden Blicke töten, dann würde Daniel gerade eines qualvollen Todes sterben.
"Ja, du sollst dich beruhigen. Das meine ich ernst. Eine gebrochene Nase reicht."redete ich weiter auf ihn ein
"Ich kann nicht. Nicht wenn du gehst. Ich... Ich weiß auch nicht. Du bist mein bester Freund. Bleib bitte." flehte er
"Wenn du versprichst nicht durchzudrehen, dann bleib ich. Vielleicht können wir danach irgendwas machen um dich abzulenken." meinte ich und rastete innerlich aus. 
Er wollte wirklich, dass ich bei ihm bleibe.

Als Kati und Daniel ins Wohnzimmer kamen blickte ich Felix warnend an, denn er verspannte sich natürlich schlagartig wieder und grub seine Finger in seine Faust hinein. Wir setzten uns alle auf sie gegenüberstehenden Sofas. Unbemerkt strich ich Felix kurz und zaghaft über den Rücken. Er sollte wissen, dass ich da bin und ihm zur Seite stehe und ich glaube er verstand es. Zumindest wirkte er etwas weniger angespannt. Kati fing an mit einem "klärenden Gespräch". Vollkommen sachlich zählte sie die Dinge auf die schief gelaufen waren. Ab und zu nickte Felix. Dann erzählte er die Geschichte mit dem Schloss und wenn man ganz genau hinsah, konnte man erkennen, dass auch Kati darunter litt. Es wurde noch deutlicher, als sie meinte, sie würde ihre Sachen morgen abholen. Sie wollte sich wohl von Felix losmachen. So schnell es ging. Wie ein Pflaster. Einfach abreißen, so tut es am wenigsten weh.
Und dann, als es nichts mehr zu sagen gab gingen sie wieder.
Erschöpft und völlig kraftlos ließ Felix sich gegen den Türrahmen fallen. Er schloss seine Augen und seufzte. Ich konnte nicht anders als festzustellen, dass er selbst so fertig und kaputt noch unfassbar zauberhaft und wunderschön aussah. Ich hatte das Gefühl, dass er eine Umarmung brauchte. Und kaum hatte ich ihn in meine Arme geschlossen schmiegte er sich an mich. Wie eine Katze, wenn sie schmusen möchte.
"Weißt du, ich ertrage es nicht sie zu sehen, und wie glücklich sie ist mit ihm. Warum kann man die Zeit nicht zurückdrehen um Fehler zu beheben, izzi. Warum nicht?" wollte er wissen, doch ich konnte ihm keine Antwort geben.
"Ich halte es nicht aus mit ihr. Es tut weh. So Sxheiße weh. Es ist nicht nur ein Dolch, der mein Herz durchsticht. Es sind tausende. Ich will nicht hier sein, wenn sie ihre Sachen holt." er klang so unendlich traurig.
"Du kannst zu mir kommen, wenn du möchtest, bis Kati wieder weg ist." murmelte ich ihm in sein Ohr.
Als er sich aus meiner Umarmung löste war es kurz still.
"Ich.. also.. klar. Warum nicht?" begeistert schaute er mich an und das Funkeln in seinen Augen war zurück.
Verdammte sxheiße, was hatte ich mir dabei nur gedacht.

depressed #DizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt