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Ich löste mich von Felix und ging aus dem Bad. Er kam mir nicht hinterher. Ich war froh darüber, denn irgendetwas war nicht in Ordnung. Ich spürte ein ziehen. Nicht irgendwo, sondern in meiner Brust. Genauer gesagt an meinem Herz. Ich wollte nicht so bei ihm bleiben. Er hatte gesagt, er weiß nicht, was das letzte Nacht war. Ich wusste es, denn es hatte mir gefallen, ich hatte es genossen ihn für mich zu haben. So, als würde er wirklich zu mir gehören.
Die gähnende Leere meines Schrankes starrte mir entgegen, als ich ihn öffnete. Wie immer zog ich eine Hose und ein Hoodie an. Standart, wie immer. Als ich in meiner Küche das etwas ältere Brot sah kam mir eine Idee.
"Felix? Musst du heute noch ins UFO?" wollte ich wissen
"Jap, eigentlich, wenn's passt schon" kam zurück und er kam in die Küche
"Wär es okay wenn wir einen kleinen Umweg machen?" fragte Ich
"Klar" meinte er.
Also zogen wir uns stillschweigend an und verließen meine Wohnung. Ich drehte den Schlüssel im Schloss herum und steckte ihn in meine Jackentasche. Felix räusperte sich, als wolle er etwas sagen und meine Finger krallten sich schon um die Henkel meiner Stofftasche, in welcher mein altes Brot war. Doch Felix sagte nichts und obwohl ich nicht wollte, dass er etwas sagte, ging ich schon jedes erdenkliche Gespräch zwischen uns in meinen Gedanken durch. Was würde ich sagen, wenn er mich zum Beispiel nach meiner Gefühlslage fragt? Die Wahrheit, um daran kaputt zu gehen, oder eine Lüge um langsam daran kaputt zu gehen? Ganz davon abgesehen, dass ich schon kaputt war. Seelisch sowieso und körperlich auch. Schließlich hatte ich immer noch dieses hässliche Ding von Pflaster auf der Nase.
Völlig in Gedanken lief ich über die Straße, dann plötzlich hörte ich ein Auto hupen und dann wurde ich auch schon gepackt und zurückgezogen. Das Auto fuhr langsam an uns vorbei und ich blickte erschrocken in Felix sein Gesicht.
" Ich dachte du wärst alt genug, um zu wissen, dass man nicht bei rot über die Ampel geht" sagte er nur ruhig und blickte mich direkt an
"Danke" entgegnete ich nur und hätte ihn am liebsten geküsst. Die paar Zentimeter zwischen uns überwinden und seine Lippen auf meinen spüren. Ihn noch näher zu mir ziehen und alles um mich herum vergessen.
Doch Felix ließ mich wieder los und wir gingen über die nun grüne Ampel in meinen Lieblingspark. Deshalb hatte ich auch das alte Brot dabei, denn immer wenn etwas übrig war kam ich hier her und verfüttere es an die Enten und Vögel. Felix folgte mir durch den Park zu meinem kleinen Lieblingssee und wir setzten uns auf eine Bank. Sie stand nah am Wasser, in welchem sich das Sonnenlicht spiegelte, sodass man sich fast die Augen zuhalten musste. Ich holte etwas Brot aus der Tüte und warf es den Enten zu. Sofort ging das Gezeter los. Jede Ente wollte etwas und auch die Vögel waren interessiert. Immer wieder warf ich etwas Brot in die Menge, bis noch ein letzter Rest übrig war. Diesen nahm Ich, streckte meine Hand aus und präsentierte das Brotstück. Nun war Mut gefragt.  Doch es dauerte nicht lange und ein wunderschöner Vogel landete scheu auf meiner Hand und nahm sich das Brotstück, um damit sofort wieder wegzufliegen. Ich lächelte und blickte neben mich zu Felix, auch er hatte das Spektakel aufmerksam beobachtet und sah dem Vogel nach, wie er immer kleiner und kleiner wurde.
Still blieben wir sitzen, bis mein Handy die Stille störte.  Ich hatte eine Kalendererinnerung, für einen Termin zur Nachuntersuchung im Krankenhaus in 15 Minuten. Das würden wir nie schaffen.
"Oh Gott, es tut mir leid, aber ich muss ins Krankenhaus zur Nachuntersuchung. Ich hab's voll vergessen" rief ich und rannte praktisch schon zur Straße, als er aufsprang und rief, er wolle auch mitkommen.
So kam es, dass wir, mal wieder schweigend, nebeneinander im Krankenhaus Wartebereich saßen, denn wider erwarten, waren wir sogar minimal früher da.

** ich hasse liebe und alles was nur im Entferntesten damit zu tun hat** <- das bitte nicht zu ernst nehmen:)

depressed #DizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt