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Als ich aufgerufen wurde, nickte ich Felix zu. Gefolgt von ihm trat ich durch die Tür und lächelte, als ich Louis erkannte.
"Hey Alex, da bist du ja wieder. Also, gab es irgendwelche Unfälle oder etwas dergleichen?" wollte er wissen und schielte zu Felix hinüber, welcher vor Schuldgefühlen mal wieder fast platzte.
"Nein nichts dergleichen. Alles ist super" betonte ich hart und Louis schluckte. Er wusste was ich ihm sagen wollte.
"Gut, dann... dann werde ich deine Nase befreien und prüfen ob sie wieder heil ist." erklärte er mir.
Dann machte er sich an die Arbeit und befreite Stück für Stück meine Nase. Schließlich tastete er sie noch ab und verkündet, meine Nase wäre gut zusammengewachsen.
Froh darüber, nicht mehr die ganze Zeit angestarrt zu werden drehte ich mich zu Felix um.
"Geh schonmal vor, ich will noch kurz was besprechen" meinte ich zu ihm.
Verrwirrt stand er auf und ging, in der Tür schien es, als wollte er noch etwas sagen, doch er besann sich und ließ es.

"Also Alex, was ist los, dass du mit mir reden willst, wovon Felix nichts wissen darf? Anscheinend versteht ihr euch wirklich seehr gut" meinte er und sein Blick blieb an meinem Hals hängen
Reflexartig zog ich den Hoodie noch näher an meinen Hals, in dem Wissen, dass er es gesehen hatte.
" Das ist gar nichts." rechtfertigte ich mich
"Klar" meinte er abschätzig "also habt ihr euch nicht geküsst oder so?"
"Natürlich haben wir uns geküsst, aber ich wüsste nicht, was dich meine Privatangelegenheiten angehen" langsam wurde ich wütend
"Naja, dass würde ich eigentlich gerne von dir wissen. Deshalb bist du doch hier oder?" fragte er und sah mir fest in die Augen.
Ich wandte meinen Blick ab und stand auf. Verwirrt lief ich auf und ab. War ich wirklich gekommen, um mit ihm über Felix zu reden? Es machte absolute keinen Sinn. Warum sollte ich ihm davon erzählen wollen? Oder von etwas anderem? Ich.. das war unbeschreiblich.
" Ich weiß, dass du dich gerade fragst, warum du mir dass erzählen solltest. Ich wollte nur sagen, dass viele Dinge einfacher werden wenn man sie jemandem davon erzählt. Das hängt damit zusammen, dass unser Gehirn danach strebt, alles los zu.. "
"Ist okay, sie müssen mir nicht erklären, wie mein Gehirn funktioniert. Vielleicht bin ich ja wirklich hier um ihnen meine Geschichte zu erzählen. Felix meinte eh, ich solle mir ärztliche Hilfe holen" überlegte ich
"Gut, dann fang an, ich hab Zeit" sagte Louis und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

" Also..  Ich Schätze, dass alles angefangen hat, als ich noch jung war. Man erwartete von mir, perfekt zu sein, besonders mein Vater. Aber ich glaube ich war alles andere als perfekt. Ich war Durchschnitt, würde ich sagen. Nicht zu schlechte Noten, aber auch keine super Noten. Ich konnte mäßig Klavier  spielen und... Naja ich würde sagen, dass reichte meinem Vater nicht. Er fing an mich zu schlagen. Dann ging es mit ihm Bergab, er trank mehr und in seiner Raserei ließ er seine Wut an mir aus. Ich konnte Nachts nicht mehr schlafen und hatte Angst. Dann veränderte sich etwas, als die Stimme kam. Sie half mir sogar. Sprach mir Mut zu und gab mir Hoffnung. Sie sagte, es könnte schlimmer sein und irgendwann wäre es vorbei. Ich wusste natürlich, dass sie nur ein Hirngespenst war, aber zu der Zeit war sie meine einzige Bezugsperson. Mein einziger bester Freund war damals umgezogen und ich hatte Niemanden. Irgendwann, es war Abend, kam mein Vater völlig sturzbetrunken nach Hause. Er kam in mein Zimmer und schrie. Er zerrte mich aus meinem Bett und in den Flur. Dann... schlug er mich wieder und die Stimme sagte, ich solle mich wehren. Das tat Ich. Es war nicht einmal schwer. Ich schubste ihn gegen die Wand, doch er reagierte nicht. Er flog.. einfach wie ein Sack gegen das Eck unserer Kommode und hatte eine Kopfverletzung. Er lag im Koma und jetzt ist er Tod. Natürlich wurde der Fall verhandelt und ich wurde freigesprochen. Doch dabei blieb es nicht. Die Stimme verließ mich nicht, doch dann war sie nicht mehr so freundlich. Sie drohte mir und ich ritzte mich. Jetzt ist Felix da, den ich irgendwie anscheinend wohl Liebe, aber er mich irgendwie nicht. Und.. Naja es ist alles sehr kompliziert" erklärte ich und atmete tief durch. Niemand hier kannte meine ganze Geschichte.

depressed #DizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt