s e v e n t y

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  Ich sprach kein Wort. Es war, als hätte man mir die Luft zum Atmen genommen. Mein Blick war stur auf die weiße Decke gerichtet. Ich war überfordert. So überfordert, dass ich einfach keinen Ton mehr heraus bekommen konnte. Ich realisierte, dass Hongbin da war. Irgendwann kam Leo, aber ich blieb stumm. Ich konnte mich nur unter meiner Bettdecke verstecken und versuchen nicht in Tränen auszubrechen.

  Tanzen. Es war meine Welt gewesen und jetzt konnte ich nicht mehr. Wo war das fair? Ich hatte so hart gearbeitet und nur wegen eines Streits -eines albernen Streits, in dem es darum ging, dass ich den Jungen, den ich liebte, nicht lieben durfte- verlor ich meine ganze Karriere! Meine Zukunft. Meine Hoffnung. Meine Ablenkung. Meine Chance. Mein Leben...
  Was war ich ohne Tanzen? Klar, Musik war immer noch da, aber mit kaputten Füßen Klavier spielen und Pedale benutzen? Das war wohl eine Sache der Unmöglichkeit. Ich würde nie wieder so spielen können wie vorher...
  Und um es auf den Punkt zu bringen: Diese Sache traf mich sogar noch härter.

  "June? June!", jemand schüttelte mich leicht an meiner Hand.
Es war Hongbin. Fragend warf ich ihm einen Blick zu bevor ich wieder an die hässliche, weiße Decke des Zimmers.
  "Es ist halb 1. Du solltest dein Mittagessen essen. Leo ist auch schon nicht mehr da seit einer halben Stunde... Er musste zu seinen Eltern... Und deine werden in einer halben Stunde da sein", Hongbin hatte seine Hand an meiner Wange. "Du musst essen. Das weißt du!"
"Haben keinen Hunger...", meinte ich nur leise.
"June-ah... Bitte. Du weißt, dass du essen musst..."
  Ich schwieg.
  "June!"
"Nein."
"Doch."
"Hongbin, ich liebe dich wirklich, aber lass es bleiben. Ich will nichts."
  Ich drehte mich leicht zur Seite von ihm weg. Mittlerweile waren die Schmerzen stärker, aber ich würde mich weigern etwas zu nehmen. Wozu auch? Dieser Schmerz störte mich nicht so sehr wie der innerliche.
  "Ich werde dich zur Not auch füttern. Zumindest wenn du heute Abend auch noch dabei bist alles essbare abzulehnen. Kapiert?", Hongbin hatte sich über mich gebeugt.
  Ich spürte seinen Atem an meinem Hals. Dennoch reagierte ich einfach nicht.
  "Du wirst dich nicht gehen lassen. Das lasse ich nicht zu", meinte er leise.
  Ich schwieg.
  "Und jetzt geh ich mir was zum Trinken kaufen. Stell keinen Mist an."
"Hmpf."
"Bis gleich." Hongbin küsste mich auf die Wange.
  Ich hielt die Luft an und zog dann meine Decke über mich. Sobald Hongbin das Zimmer verlassen hatte fühlte ich mich allerdings schon wieder einsam. Auch wenn es etwas nervte, dass er wirklich rund um die Uhr hier war brauchte ich ihn.
  Minuten vergingen und ich lag unverändert in meinem Bett. Hongbin kam wieder zurück und setzte sich auf seinen Platz.
  "Danke", sagte ich leise.
"Für was denn?"
  Ich drehte mich zu ihm um.
  "Du bist hier."
"Ich bin auch der einzige der das machen kann...", Hongbin sah weg.
"Klar, aber das heißt noch lange nicht, dass du auch hier sein musst, oder? Unsere Situation ist immer noch bescheuert. Das weißt du genauso gut wie ich selber."
"Es könnte schlimmer sein."
"Hongbin... Schau mich an."
  Hongbin sah langsam auf.
  "Liebst du mich noch?"
  Er starrte direkt in meine Augen. Sekunden vergingen und eigentlich konnte ich ihm seine Antwort von den Augen ablesen. Vielleicht täuschte ich mich auch, aber ich kannte Hongbin auch zu gut.
  "Ist sie hier?", jemand platzte lauthals ins Zimmer bevor Hongbin auch nur einen Ton sagen konnte.
"Jimin?", überrascht wandte ich meinen Blick von Hongbin ab.
"Natürlich, du Held. Wer denn sonst?", Jimin eilte zum Bett und sah mich mit verheulten Augen an. "Was machst du denn für Sachen, Unnie?"
"Passiert."
"Red nicht so raus. Ich hatte Panik, als mich auf einmal dein Bruder angeschrieben hat, und ich konnte nicht Mal sofort zu dir, weil ich nicht in Seoul war, verdammt!"
"Ich lebe noch Jimin, hol also erstmal tief Luft", ich tätschelte ihre Hand.
"Okay... Okay...", sie nickte und tat was ich ihr geraten hatte.
"Hongbin? Wo glaubst du gehst du gerade hin?", ich warf einen Blick an Jimin vorbei.
"Raus? Ich denke..."
"Bleib."
  Er sah mich verwundert an, aber setzte sich zurück auf seinen Platz.
  "Ich hab dir auch etwas Schokolade mitgebracht, oh, und unsere Textblätter. Es wird dich freuen, ich habe selber weiter geschrieben und das", sie hielt mir einen Zettel vor die Nase, "hab ich selber geschrieben. Es ist kein langes Lied, aber ich konnte nichts anderes tun im Zug. Ich hab mir zu große Sorgen gemacht... Und klar, eventuell muss hier und da eine Note geändert werden, aber egal... Der Song ist für dich."
  Mit großen Augen sah ich sie an, dann nahm ich den Zettel und las. Es brauchte nicht Mal den ganzen Text und Tränen rollten über​ meine Wange.
  "June, nicht weinen. Bitte...", Jimin Griff nach meiner Hand.
"Jimin... Ich kann nicht mehr weiter machen. Ich bin raus. Ich werde nie wieder fähig sein richtig zu tanzen und Musik machen kann ich mit dem kaputten Fuß auch schlechter. Das Entertainment wird mich so nicht akzeptieren. Verstehst du? Ich kann nie mehr mit dir an diesem Song arbeiten. Auch wenn ich will, weil er verdammt schön ist...", panisch schnappte ich nach Luft, dann brach ich endgültig in Tränen aus.
  Jimin erstarrte. Ihr Gesicht würde blass und ihre Hand verkrampfte sich.
  "Ich... June... Das... Du..."
  Sekunden später umarmte sie mich fest und auch wenn es weh tat erwiderte ich die Umarmung einfach.
  So sehr wir uns nicht leiden konnten am Anfang, so gut verstanden wir uns jetzt. Und ich war froh, dass die auch hier war. Nach einer Ewigkeit löste sie sich von mir und sah mich an.
  "Ich kläre das, Unnie. Ich mache, dass es klappt. Du wirst sehen, wir bringen unsere Lieder auf die Bühne!", entschlossen sah sie mich an, bevor sie aufsprang.
"Warte! Was hast du vor?", rief ich ihr hinterher.
"Vertraue mir einfach!", sie grinste mich einfach an, dann verschwand sie.
"Schau nicht mich an. Ich hab erst Recht keine Ahnung was sie machen wird", Hongbin zog seine Schultern leicht hoch, bevor er sich auf mein Bett setzte und mich direkt ansah.
  "Und ich will nie wieder hören, dass es sich nicht mehr für dich lohnt Musik zu machen. Du wirst auch wieder tanzen können, wenn auch nur begrenzt, aber du schaffst es. Ich weiß das einfach, und du musst auch an dich glauben!", vorsichtig nahm er meine Hand in seine. "Versuch es zumindest, okay? Verspreche mir diese eine Sache. Bitte!"
  Sekundenlang starrte ich ihn an.
  "Okay. Ich versuche es", meinte ich schließlich.
"Danke", Hongbin beugte sich zu mir runter und küsste mich auf die Stirn. "Und jetzt Ruhe dich noch etwas aus, bevor deine Familie kommt."

Guten Abend meine liebsten Kekse 💕
Ich muss zugeben, dass ich echt verpennt hab etwas hochzuladen die letzten Tage. hatte nur einen Geburtstag nach dem anderen... O.o Nun denn. Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. Vielen Dank für all eure Unterstützung. :3 Und ich lade ein weiteres Buch hoch mit dem Titel SKY. Ich denke alle zwei Wochen wird ein Kapitel kommen. (es ist eine Jimin FF, wer Interesse hat kann gerne vorbei schauen. ;d)

So süß dieser Haufen... :')
Gute Nacht 🌙
xoxo Eure Luna 💕

Error (VIXX)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt