Kapitel 7 - Ich bin nicht schwul!

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Mike POV:

Ich scrolle durch ein paar Kommentare unter meinem neuen Instagrambild, während ich meine Zähne putze.

Die meisten bestehen aus Kommentaren wie: 'Du bist so wunderschön <3'
'Ich liebe dich.'
'Schatz, wann sehe ich dich endlich?'

Respekt. Innere Werte zählen echt total viel, muss man schon mal sagen...

Ich mache ein Bild von mir im Spiegel ohne Oberteil und poste es in meiner Snapchatstory.
Als jemand meinen Namen ruft, lasse ich das Handy fast ins Waschbecken fallen.

"Was?!", brülle ich genervt zurück.

Na toll, keine Antwort. Ich hasse so etwas!

"Boah!" Angepisst stelle ich meine Zahnbürste in den Becher, ziehe mir ein Hemd über und laufe die Treppe nach unten.
Im Wohnzimmer sitzt Ossama und sieht mich mitleidig an. Meine Mutter und mein Vater sitzen neben ihm.

Irgendwas stimmt hier nicht.

"Was ist hier los?", will ich wissen und mache mich auf das schlimmste gefasst.

Peinlich berührt fährt sich Ossama durch die Haare. "Ähm... Mike, deine Eltern haben mich gestern angerufen."
"Und...?" Ungeduldig starre ich sie an.

"Mike, du bist zur Zeit, naja..." Meine Mom ringt mit Worten. "Du..." Sie holt tief Luft. "Wieso hast du es uns nicht erzählt?"

Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Wovon redest du bitte?"

Ich kapiere gar nichts mehr.

"Du hättest uns sagen sollen, dass du... ähm..." Peinlich berührt wird sie rot. "Dass du schwul bist."

Wie bitte?!

"Was?! Ich bin nicht schwul!", entgegne ich alamiert.

Die Antwort kam wohl etwas zu schnell.
Verdutzt sieht meine Mutter zu meinem Vater.
Er steht auf. "Du weißt, dass du über alles mit uns reden kannst."

Fassungslos starre ich alle abwechselnd an. "Was macht eigentlich Ossama hier?", will ich wissen.
"Deine Eltern haben mich angerufen, da dachte ich, ich komm besser vorbei. Sie wollten nicht auf mich hören.", erklärt er abwinkend.

"Dann... bist du also nicht schwul?", hakt meine Mutter nach.
"Nein!"

Ich bin nicht schwul. Noch nie hatte ich das Gefühl eine Art... naja... Jungs attraktiv zu finden.

"Na also, da habt ihr's." Gelassen steht Ossama auf und geht in die Küche.

Jetzt lässt der mich einfach alleine! Mieser Verräter.

"Also?", fordert mein Vater streng.
"Wirklich nicht! Ich stehe auf Mädchen. Ist es das, was du hören wolltest?" Zur Bestätigung hebe ich die Hände.

"Was ist mit Lukas?", hakt Mom nach und verschränkt ihre Arme.
"Lass Lukas da raus, wir waren beste Freunde, nicht mehr!", fauche ich sie an.
"Wieso warst du dann so aufgelöst, wenn du nicht verliebt warst?"
"Was ist dein scheiß Problem? Ich war nie in ihn verliebt. Ich wiederhole mich noch einmal... Ich. Bin. Nicht. Schwul!", sage ich laut.

Erleichtert atmet meine Mutter aus.

Seit wann haben meine Eltern etwas gegen Schwule?

"Und selbst wenn... Wäre das so schlimm gewesen?" Meine Stimme wird ruhiger.
"Natürlich nicht.", streitet sie schnell ab.
"Natürlich nicht.", äffe ich sie nach und verenge meine Augen. "Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet... Ich gehe mal zu meinem Freund.", sage ich provokant und drehe mich an der Tür nochmal um.

Sie stehen wie versteinert im Wohnzimmer und starren mich fassungslos an.

Ossama grinst mir heimlich aus der Küche zu und hebt sein Glas zum Zeichen der Anerkennung.

Mit einem Schmunzeln wende ich mich der Tür zu und trete aus dem Haus.

Kaum fällt die Tür ins Schloss umgibt mich kalte Luft.

Na toll... Ich hätte mir eine Jacke mitnehmen sollen. Und jetzt?
Vor einem halben Jahr hätte ich nicht gezögert und wäre zum Bahnhof gelaufen.

Seufzend setze ich mich auf die Mauer in unserem Garten und betrachte die Sterne mit dem Gefühl, dass ich dabei nicht alleine bin.

Hat er wirklich mein Herz gebrochen, oder war ich das selbst? Immerhin war ich nach allem immer noch selbst für mich verantwortlich, oder nicht? Ich konnte bestimmen, wer und wie ich behandelt wurde.

Fuck... ich hab alles zerstört.

Zwischen all meinen Problemen habe ich ihm dafür die Schuld gegeben. Ich habe mich selbst angelogen und ihn schuldig gemacht. Anstatt zu meinen Taten zu stehen... habe ich ihm die Schuld gegeben.

Ich habe alles ruiniert.

Ich will nicht lügen... Ja, ich vermisse ihn, natürlich tue ich das. Und ja, ich suche nach Teilen von ihm in jedem Jungen den ich treffe, werde ich wahrscheinlich immer.
Und ja, ich hoffe immer noch, dass ich sein Gesicht jedes mal sehe wenn ich eine Tür aufmache.

"Bitte vergiss nicht die Lieder, die wir zusammen angehört haben oder die Dinge, worüber wir geredet haben. Die Insiderwitze, die wir hatten oder unser gemeinsames Lachen. Bitte vergiss nicht mein Lächeln oder meine Stimme... Bitte vergiss mich nicht.", flüstere ich in die Stille und wünsche mir, dass Lukas mich hört.

Doch diesesmal weine ich nicht. Ich sehe nur in den Himmel und hoffe, dass er mich gehört hat.

Hey, ihr Lieben ❤

Freue mich sehr über Reads, Votes und Kommis

In ein paar Kapiteln werden sie sich das erste mal wieder treffen.

Ly all 😘

Bring mich wieder zum Singen | Mukas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt