Kapitel 15 - Hilferuf

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Lukas POV:

Ich bin gerade dabei 'Side by side' auf der Gitarre für meinen Auftritt nächste Woche im Frühstücksfernsehen zu üben, als meine kleine Schwester leise in mein Zimmer kommt.
"Solltest du nicht schon schlafen?", frage ich gespielt vorwurfsvoll.
"Kann ich nicht. Du bist zu laut." Sie setzt sich auf mein Bett.

Upps.

Ich lege die Gitarre beiseite. "Willst du was unternehmen?"
Begeistert sieht sie hoch. "Ja! Was denn?"

Dieses Wochenende sind unsere Eltern auf einem Konzert, was heißt, dass wir alleine sind.

"Hmm..." Ich überlege. "Wie wäre es mit einem Film und-"
"Spiel mir was vor.", fällt sie mir ins Wort.
Ich lache leise. "Na schön. Dann willst du also hier schlafen?"

Sie nickt und kriecht schnell in mein Bett.
"Was bestimmtes?" Ich klimpere ein paar Takte auf der Gitarre.
"Spiel mir irgendwas.", bittet sie und deckt sich zufrieden in meinem Bett zu.

Ich beginne 'Stand by me' zu spielen.
Wieso ausgerechnet dieses Lied ist mir selbst nicht ganz klar.

Gedankenverloren gleiten meine Finger über die Seiten.
"When the night has come and the land is dark and the moon is the only
light we'll see. No I won't be afraid
no I won't be afraid just as long as you stand by me."

Unbewusst muss ich an Mike denken. Damals an den Tag, der alles änderte. Es war Nachts und es regnete in Strömen. Ich hatte solche Angst ihn zu verlieren... Es war so furchtbar.

"Luki?" Maries hohe Stimme reißt mich zurück in die Wirklichkeit.
"Was?" Erschrocken fahre ich hoch.
"Du hast aufgehört zu spielen." Besorgt mustert mich Marie.
"Du solltest jetzt schlafen. Geh bitte in dein Bett.", murmle ich.
"Wie bitte?" Verwirrt steht sie auf. "Aber du hast gesagt-"
"Keine Widerrede. Morgen wird ein langer Tag."
"Okay, okay! Wie du willst." Beleidigt stapft sie in ihr Zimmer.

Ein paar Sekunden stehe ich einfach nur da und starre auf den dunklen Gang hinter meiner Tür. Dann auf mein offenes Fenster.

Wieso lasse ich es noch offen? Er wird nicht kommen. Wann kapiere ich das endlich? Und sich melden wird er sich erst recht nicht.

Ich lege mich in mein Bett und beginne leise zu weinen, damit mich Marie nicht hört. Deshalb habe ich sie weggeschickt. So soll sie mich nicht sehen. Einer in der Familie muss schließlich stark sein.

Soll ich ihn anrufen? Ich würde so gerne seine Stimme hören...
Immerhin hat er mich nach einem Treffen gefragt. Das heißt doch, dass er mich sehen will, oder? Ich kann ihn aber nicht anschreiben. Wir haben uns erst vor drei Tagen gesehen!

Stattdessen wähle ich nach kurzem Überlegen eine andere Nummer.

"Psychatrie Keanu?", nimmt mein Kumpel mit seiner hohen Stimme dein Anruf an.
"Hey." Ich lache. "Bist du zu einem ernsten Gespräch imstande oder soll ich es später nochmal versuchen?"
"Na klar. Du kannst mich immer anrufen, weißt du doch. Du meldest dich aber kaum." Er versucht es spaßig rüberzubringen, aber ich höre in seiner Stimme, wie enttäuscht er ist.
"Ich hatte in letzter Zeit viel zu tun. Tut mir leid." Ich setze mich auf und betrachte meine Hände.
"Ich habe das mit deiner Tour mitbekommen. Schöne Scheiße."
"Das kannst du laut sagen." Ich stöhne deprimiert auf. "Meine Fans tun mir so leid. Sie haben sich so gefreut."
"Du kannst nichts dafür, Lukas. Werf dir bloß nichts vor, sonst komm ich vorbei und trete dir gewaltig in den Arsch... Sag mal, Lukas? Wieso eigentlich?"
"Ich will nicht drüber reden.", murmle ich leise.
"Okay." Ich höre etwas knistern am anderen Ende.
"Isst du gerade Chips?" Von dem lauten Knistern der Tüte halte ich mir das Handy etwas weg vom Ohr, so dass ich ihn nur gedämpft hören kann.
"Ich höre erst auf, wenn du mir erzählst was-"
"Warte kurz, da kommt gerade ein Anruf.", sage ich abwesend und drücke ihn kurz weg.

Wer ruft mich so spät in der Nacht an? Die Nummer ist nicht eingespeichert. Ich nehme nervös ab.

"Lukas Rieger?"
"Lukas, du musst sofort herkommen.", sagt Ossama unruhig.
"Ist was mit Mike?" Blitzschnell springe ich aus dem Bett und stolpere über meine weißen Sneakers.
"Er hat schlecht geschlafen und ich wusste nicht, wer mir sonst helfen könnte.", erzählt er, während ich mir einen rosanen Hoodie überziehe.
"Kann ich Marie mitbringen?", frage ich sicherheitshalber nach.

Ich kann sie nicht alleine hierlassen.

"Klar, aber beeil dich bitte."
Ich lege auf und renne in Maries Zimmer. "Lust auf einen kleinen Ausflug?"

Ohne auf eine Antwort zu warten helfe ich ihr aus dem Bett und ziehe ihr ein Paar Schuhe an.
"Ist was mit Mommy?"
"Nein. Alles gut. Willst du Mike wiedersehen? "

Verwirrt nickt sie.

"Super. Dann komm mit. Wir besuchen ihn." Ich strecke ihr die Hand hin, die sie bereitwillig nimmt und laufen nach draußen. Kaum ist die Tür geschlossen rufe ich Keanu an.

"Kannst du mir einen Gefallen tun? Dine Mutter muss mich dringend wohinfahren."

Meinungen? 💘

Bring mich wieder zum Singen | Mukas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt