Kapitel 17 - Der einzige für mich

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Lukas POV:

"Bist du stolz darauf was aus dir geworden ist?", frage ich schließlich.

Maries ruhiger Atem ist das einzige Geräusch im Moment. Wir sitzen still auf der Mauer und beobachten die Sterne.

Mike rührt sich nicht. "Komisch. Dasselbe habe ich mich letztens auch gefragt." Sein trauriger Gesichtsausdruck bricht mir das Herz. Offensichtlich will er darauf nicht antworten. "Bist du es denn?" Seine Gegenfrage lässt mich stutzen.

Bin ich stolz auf mich? Ich habe so viel erreicht. Habe eine Fanbase und fast eine Tour. Mein Leben ist schön, was könnte ich mehr wollen... Das versuche ich mir immer einzureden. Aber es ist nicht die Wahrheit.

"Nein.", gebe ich zu und sehe ihm bedrückt in die Augen. "Ich meine... wie soll ich stolz sein, wenn sich bei mir nichts gebessert hat?" Ich presse die Lippen aufeinander.

"Lukas, du kannst nichts dafür."
"Wieso trinkt sie dann?" Mit Tränen in den Augen drehe ich mich erwartungsvoll zu ihm um.

Mike ist für einen Moment sprachlos.

"Du musst da nicht alleine durch.", sagt er nach einer Weile zu mir.
"Du verstehst das nicht..." Ich hole Luft. "Irgendwann werde ich ausziehen und sie und Marie alleine lassen müssen. Marie soll das nicht miterleben." Ich werfe einen Blick auf sie.
"Das verstehe ich.", murmelt Mike geistesabwesend.

Als eine Sternschnuppe über den Himmel fliegt, sehe ich Mike an.

"Ich vermisse unsere Freundschaft.", flüstere ich.
"Wir sind doch 'Mukas'." Mike grinst unerwartet.

Automatisch erwidere ich das Grinsen. So nennen uns unsere Fans. Mukas forever.

Mike beginnt etwas zu summen. "Just promise me you'll think of me everytime you look up in the sky and see a star."

Ich lache und schmunzle amüsiert. "Seid wann hörst du Eminem?"
Er zuckt die Achseln. "Tu ich nicht."

Die Terrassentür geht plötzlich auf und ich fahre hoch. "Kommt jetzt besser rein, es ist schon spät.", sagt Ossama. "Mike, du brauchst Schlaf. Morgen geht die Tour los."

Morgen schon. Ich dachte, wir hätten länger Zeit.

Mike verdreht genervt die Augen. "Können wir nicht noch-"
Vielsagend sehe ich ihn an und deute auf Marie.
"Ist ja gut.", gibt er nach, nimmt Marie auf den Arm und steigt langsam von der Mauer.

"Sollen wir hier schlafen?" Unsicher sehe ich Ossama an.
"Ich kann euch auch nach hause fahren.", bietet er an.

Der Unterton in seiner Stimme entgeht mir nicht. Er will uns unübersehbar nicht übernachten lassen. Aber wieso?

"Spinnst du? Es ist zwei Uhr morgens. Die beiden fahren heute nirgendwo mehr hin!", greift Mike aufgebracht ein.
"Und wo sollen sie schlafen, hm? Auf dem Sofa?" Siegessicher verschränkt Ossama die Arme vor der Brust.
"Bei mir.", antwortet Mike ungerührt, als wäre es selbstverständlich.
"Das meinst du nicht ernst."
"Natürlich. Ich habe genug Platz. Du bekommst das Gästezimmer und die beiden übernachten einfach bei mir. Nur wenn das für euch natürlich okay ist.", schiebt er schnell hinterher.

Er wird rot, was mich schmunzeln lässt. Süß.

"Und Marie?" Unentschlossen blicke ich zu ihr.
"Bleibt bei uns." Mike sieht hingegen zu Ossama, der die Treppe versperrt.

Ergeben seufzt Ossama frustriert. Ihm passt das überhaupt nicht.

"Mach bloß keinen Lärm, sonst fliegst du hier schneller raus, als du gucken kannst.", droht er.

Derselbe Mann hat mich heute um Hilfe gerufen. Kaum zu glauben.

Ich nicke und folge Mike die Treppe nach oben, der noch Marie im Arm hält.
Er öffnet die zweite Tür im Gang und betritt sein Zimmer.

Neugierig sehe ich mich um. Ich war schon gefühlte tausendmal in seinem Zimmer. Alles ist mir so vertraut, aber gleichzeitig auch fremd.

"Hier hat sich viel verändert.", bemerke ich und betrachte eine Pinnwand voller Bilder seiner Fans.

Neben seinem Schreibtisch hängt eine Collage seiner Familie.

Ich laufe hin und betrachte die Bilder genauer.

Mike als zweijähriger auf einem Dreirad. Mike mit seinem kleinen Bruder mit Geschenken unter dem Weihnachtsbaum. Seine Eltern auf einer Blumenwiese. Wir beide am See. Ich erinnere mich noch genau an den Tag. Mike grinst auf dem Foto über beide Ohren, während ich einen Arm um ihn lege.

Mein Herz bleibt kurz stehen.

Dieses Bild war eines der letzten Aufnahmen. Seine Mutter hatte es damals geschossen. Ich hatte nie die Chance es zu sehen.

"Du hast es noch." Ich drehe mich überrascht zu Mike um.

Ich hatte erwartet, dass er es vor langer Zeit schon verbrannt hat.

"Oh." Er fährt sich peinlich berührt durch die braunen Haare. "Das habe ich aufgehoben."
"Ist wohl nicht im Feuer gelandet.", spaße ich und lache leise.

Marie brummt etwas unverständliches im Schlaf. Ich sollte wohl leiser sein.

"Hast du ein Schlafhemd oder so?", frage ich ihn leiser.
"Ja klar, warte." Er läuft zu seinem Kleiderschrank und öffnet die obere Schublade.
"Vielleicht etwas zu groß, aber müsste eigentlich passen."
"Danke." Ich ziehe mir den rosanen Hoodie aus und spüre einen Blick auf mir.

Fragend sehe ich zu Mike, der meine Brust anstarrt.

"Mike?" Ich hebe eine Augenbraue.
"Upps. Sorry." Er dreht sich schnell weg. "War in Gedanken."

Ich lache und lege mich neben Narie ins Bett. Sie schlingt ihre Arme um meine Taille und kuschelt sich an mich.

Mike legt sich neben Marie auf die linke Seite.

Für einen Moment ist es totenstill.

Plötzlich muss ich an das letzte halbe Jahr denken. Er hat aufgehört 'gute Nacht' zu sagen und das war, als ich wusste, dass ich ihn verloren habe.

Ich denke nicht, dass ich es jedem sagen kann, aber ich fühle, dass ich es ihm sagen kann. Ich fühle mich, als würde ich ihm alles sagen können.

Ich habe mir selbst versprochen, dass ich ihn nicht wieder in mein Leben lasse. Und jetzt liegen wir hier...

Wir sind beide ein Stück verletzt. Und das ist okay. Ich will ihn einfach nicht wieder verlieren.

"Versprich mir, dass du immer mein Freund bleiben wirst.", bitte ich ihn und sehe ihn an.

Weil du für mich der einzige bist.

"Ich verspreche es." Er schließt seine Augen.
"Ich bin stolz.", murmelt er. "Hätte ich nichts erreicht, hätte ich dich nie kennengelernt.", murmelt er mit einem leichtem Lächeln im Gesicht, während er langsam neben mir einschläft.

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