Kapitel 13 - Ich sollte gehen

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Mike POV:

Als ich die Augen aufschlage blinzle ich verwirrt gegen das Sonnenlicht.
Sofort fällt mir die gestrige Nacht ein.

Bitte lass es keinen Traum gewesen sein...

Ich drehe mich zur Seite und sehe in Lukas Gesicht.
Er sieht so ruhig und friedlich aus wenn er schläft.
Ich kann nicht anders als seine Haare zu berühren, die so unglaublich weich sind.

Er fühlt sich warm an, vertraut und sicher. Ich will mich in seinem Hemd festkrallen, mein Gesicht in der Kurve seines Nacken bergen und niemals loslassen.

Ich lausche seinem Herz, dass durch das Hemd schlägt und weiß jetzt, dass jetzt alles wieder gut werden wird.

Es ist, als hätte ich einen langen Weg unternommen und war endlich zuhause um zu bleiben.

Plötzlich blinzelt er und grinst als er mich sieht.
"Guten Morgen.", krächze ich heißer.
"Morgen.", erwidert er mit geschlossenen Augen.
"Ich wollte dich nicht wecken.", entschuldige ich mich und beobachte Lukas als er aufsteht. Seine Haare stehen zu allen Seiten ab.
Unbewusst muss ich grinsen.

"Was?", fragt Lukas verwirrt nach.
"Du solltest deine Haare kämmen."
"Du erst." Er legt den Kopf schief. "Du wolltest gerade gehen, nicht wahr?"
"Ich sollte rübergehen. Ossama sollte besser nicht wissen, dass ich hier war.", sage ich und stehe vom Bett auf.

Lukas nickt und richtet sich ebenfalls auf. "Stimmt."
"Wegen gestern..." Ich drehe mich nochmal um. "Was ich gesagt habe, habe ich auch so gemeint."

Lukas lächelt auf einmal strahlend. "Danke, Mike."
"Wofür?"
"Dass du immer für mich da warst."

Wir sehen uns schweigend an.

"Das bin ich immer noch. Ich hoffe, das weißt du.", murmle ich, traurig, dass er von der Vergangenheit spricht.
"Mike? Du hast mir nicht erzählt wie es dir geht."
"Das ist nicht wichtig."
"Mir ist es wichtig." Lukas steht auf und kommt auf mich zu. "Ich habe gestern gemerkt, dass es dir nicht gut geht."

Ich grinse bitter. "Da bist du wohl der einzige. Ich habe gestern bestimmt fünfzig mal gesagt, dass es mir gut geht und alle haben es geglaubt. Ich würde mich freuen wenn wir nicht wieder auseinander gehen. Ich meine..." Ich hole Luft. "Wir könnten mal wieder was unternehmen. Wenn du überhaupt willst.", schiebe ich schnell hinterher.

Pure Freude spiegeln sich in seinem Gesicht wieder.
"Sehr gerne!" Er strahlt. "Ich ruf dich an, okay?"
Ich nicke und versuche mein unnormal pochendes Herz zu ignorieren.

Ich verabschiede mich und gehe aus dem Zimmer. Kaum fällt die Tür hinzer mir zu, grinse ich über beide Ohren.

O. Mein. Gott.
Ich werde Lukas wiedersehen!

Als mir Ossama wieder einfällt, renne ich den Flur entlang in mein Zimmer und richte mich zum Frühstück.

Ossama sitzt bereits im Speisesaal und mustert mich andauernd.
"Du bist komisch, Mike." Misstrauisch hebt er eine Augenbraue.
"Komisch?" Ich werde ungewollt rot.

Wie immer eigentlich. Ich hasse das!

"Extrem.", mischt sich Phil neben mir ein und kaut auf seinem Brötchen herum.
"Also?", fordert Ossama.

Ich muss es jemandem erzählen und weil meine Eltern nicht die richtigen Gesprächspartner dafür sind, bleibt nur noch mein Manager. Immerhin denken sie sowieso schon, dass ich schwul bin. Was natürlich nicht stimmt!

"Ich habe mich mit Lukas getroffen.", erzähle ich also möglichst beiläufig.
Phil spuckt sein Brötchen aus, was uns abwertende Blicke des Nachbartisches einbringt.
"Im Ernst?", hakt Ossama gelassen nach.
Verunsichert von seiner sonderbaren Reaktion nicke ich.
"Wow..." Er verzieht das Gesicht und lehnt sich im Stuhl zurück. "Und was hast du jetzt vor?"

Anscheinend interessiert es ihn überhaupt nicht, was wir so geredet haben.

"Wir wollen uns demnächst wieder treffen.", erzähle ich.
"Einmal oder öfter?" Neugierig mustert er mich.

Was ist das denn für eine bescheuerte Frage?

"Weiß noch nicht." Ich nippe an meinem Kaffee. "Es ist nicht mehr wie früher."
Ossama schnauft. "Ach... was du nicht sagst! Was hast du denn erwartet? Dass er sich geändert hat?"

"Menschen können sich ändern!", knurre ich.
"Aber nicht Lukas.", kontert er. "Hast du etwa vergessen was er dir angetan hat?"
"Natürlich nicht! Aber er ist nicht mehr so."
"Wie ist er denn so, dein toller Lukas?" Er grinst hämisch.
"Du machst dich über mich lustig.", stelle ich geschockt fest.
"Mike, gib es doch zu. Du bist naiv und leichtgläubig."
"Weißt du was? Du kannst mich mal. Und Phil grins nicht so dämlich!", fauche ich.
"Lukas wird sich nicht ändern, kapier das endlich. Er ist und bleibt ein arrogantes, egoistisches und hinterhältiges Arschloch.", fährt Ossama fort.

Kaum hat er diesen Satz ausgesprochen, springe ich auf und schmeiße ausversehen meinen Teller vom Tisch. Erschrocken halte ich mir eine Hand vor den Mund.

"Mike Singer! Setz dich wieder hin!", brüllt mein Manager wütend.
Wie erstarrt glotze ich ihn an, während ein Kellner die Scherben vom Boden sammelt.

Ich hätte ihm das nicht erzählen sollen. Aber vielleicht hat Ossama recht und Menschen ändern sich nicht... Nein, Lukas ist nicht so! Ich habe schon einmal zugelassen, dass ich ihn verliere. Menschen können sich ändern.

Letzte Nacht habe ich ihn angesehen und konnte es fühlen. Ich konnte die Liebe fühlen, die durch meinen Körper geströmt ist. Ich konnte fühlen, wie ich errötete von all den Emotinonen, die ich an meiner Haut spürte. Die Art von Gefühl, die mich all meine Ängste und Gedanken herausschreien wollen lassen, sodass sie keine Möglichkeit mehr haben zurück zu kommen.

Ich habe ihn angesehen und gewusst, dass dieses Gefühl genau so ist, wie sich Freundschaft anfühlen sollte.

Und was denkt ihr? 💗

Bring mich wieder zum Singen | Mukas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt