Kapitel 59 - Nur nach Hause

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Mike POV:

Kaum erblicke ich meinen Vater vor dem Krankenhaus, sprinte ich auf ihn zu und renne ihm in die Arme.

Gott, habe ich das vermisst. Seit zwei Tagen fühle ich mich so leer und alleine.

Lukas fehlt mir.

Schniefend drücke ich ihn an mich und atme tief durch.

Ich fühle mich so einsam und will weinen.
Aber niemand versteht es.
Niemand sieht, wie schlecht es mir geht.
So war das schon immer.

Nur Lukas war nicht blind.

Mein Dad lacht überrumpelt. "Guten Morgen, Mike. Was ist denn mit dir los? Hast du nicht gut geschlafen?" Misstrauisch mustert er mich. "Du siehst nämlich müde aus."

Die Art von müde, die man nicht mit schlafen beheben kann.

Ich konnte heute Nacht kein Augen zumachen.

"Wieso riechst du nach Kaffee?" Verwirrt runzle ich die Stirn.
Dad seufzt. "Davin ist gestürzt und hat mich vollgeschüttet.", erklärt er.

Beinahe muss ich lachen bei dem Gedanken, doch dann erinnere ich mich mitten im Lachen wie gerne ich Lukas diese Geschichte erzählen würde.

Und ich bin wieder traurig.

Wieso musste sie sich auch melden?

Lisa hat mir gestern in Lukas' Krankenzimmer geschrieben, dass sie uns bei der Presse auffliegen lassen wird, wenn wir beide zusammen bleiben.

Ich kann das Lukas nicht antun.

Er wird im Internet fertig gemacht werden. Da draußen gibt es so viele homophobe Menschen.

Seine Fans werden sich gegen ihn stellen.

An mich hatte ich bisher noch nicht gedacht.

Ich würde meinen Manager und guten Freund Ossama verlieren. Aber sonst? Meine Karriere bedeutet mir nichts mehr. Wenn meine Fans das Team verlassen, ist das völlig okay.

Ich will ihn doch nur schützen. Und wenn es bedeutet, dass es ihm gut geht, dann werde ich auch glücklich sein.

Die Stimmung ist angespannt als meine Mutter erscheint und mich umarmt, während wir zu den Parkplätzen laufen. "Es tut mir alles so leid, Schatz. Ich habe verstanden, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich will mich wirklich bessern. Außerdem habe ich nur überreagiert."

Hätte sie anders gehandelt, wäre es möglicherweise nie zu dem Unfall gekommen.
Aber wir waren selbst schuld. Was mussten wir Idioten auch auf der Straße stehen bleiben?

Schnell entferne ich mich wieder von ihr und laufe neben meinem Vater her. "Schon vergessen."

Erleichtert atmet sie aus. "Gut. Ich dachte schon, du hasst mich für immer."

Es spielt sowieso keine Rolle mehr.

Ich setze mich ins Auto, ziehe mein Handy aus meinem Rucksack neben mir und lese eine neue Nachricht von Lukas.

'Können wir reden?'

Sofort bildet sich ein Kloß in meinem Hals.

'Ich bin auf dem Weg nachhause.', antworte ich.

Die nächste SMS lässt gefühlte Stunden auf sich warten.

'Ich vermisse dich.'

Ich vermisse dich auch... mehr als alles andere.

'Mir egal.', schreibe ich und zucke bei den gelogenen Worten zusammen.

'Wirst du zurückkommen?'

Ich möchte so gerne, aber es geht nicht. Damit würde ich alles ruinieren. Alle werden wissen, dass wir ein Paar sind...

Beziehungsweise waren...

'Nein.'

Die Nachricht ist erst vor einer Sekunde abgeschickt worden und ich bereue es furchtbar.

Mir laufen unkontrolliert Tränen die Wange hinunter und rinnen die Fensterscheibe herab.

Ich wünsche mir so sehr im Moment, ihn in meinem Arm zu halten.

Der Regen, der gegen die Scheibe prasselt, lässt mich emotionslos nach draußen schauen.
Lukas lässt mein Herz schlagen wie es dieser Regen tut.

Mir fällt auf, dass ich Frieden im Regen finde.

Der Himmel erinnert mich an seine Augen, wie ein Ozean. Und ich gehe langsam in ihm unter.

Mein Vater bemerkt, dass etwas nicht stimmt und macht den Radio an, um mich abzulenken.

Ausgerechnet jetzt erklingt 'Side by side'.

Wie ironisch. Zufall? Ich denke nicht.

"Mach das aus.", bitte ich leise mit zitternden Unterkiefer ohne aufzuschauen.
"Mike, was hast du denn? Bist du aufgeregt wegen deinem Auftritt am Freitag?"

Aufgeregt?! Ich heule, verdammt nochmal!

Ich habe einem unschuldigen Mensch das Herz gebrochen.
Lukas hätte mich nicht besser lieben können.
Und ich bin gegangen.

Ich mag ihn mehr als ich sollte...
... als ich darf.
... als ich will.

"Ich fürchte mich einfach.", sage ich mehr zu mir selbst.
"Das da draußen ist die Welt. Schöne und schreckliche Dinge passieren überall. Hab also keine Angst."

Mein Vater hat keine Ahnung, worum es hier wirklich geht.

Ich wollte mich zu Beginn nicht in ihn verlieben, verdammt! Jetzt wünsche ich mir, dass ich ihn nie kennengelernt hätte.

Wir waren nur dafür gemacht Freunde zu sein.
Aber irgendwie, auf irgendeine Weise, verliebte ich mich.

Meine Güte, wie dumm ich war!

Er hätte nie von meinen idiotischen Gefühlen für ihn erfahren sollen.
Aber das hat er und jetzt sitze ich hier ganz alleine in dem Auto.

Ich sehe Lukas vor mir und ich liebe ihn. Und das macht mir Angst. Es macht mir Angst was ich alles für ihn tun würde.

Vielleicht war es nach allem nur eine Jugendliebe.
Vielleicht war es nicht für immer gedacht.
Vielleicht haben wir uns einfach zur falschen Zeit verliebt.

Alles wäre anders gewesen, wenn wir nicht berühmt wären. Oder ich nicht so blöd gewesen wäre, mich auf diese dumme Ziege namens Lisa einzulassen.

Ich bin an all dem schuld. Ich alleine.

Ich werde schon damit klarkommen. Und wenn nicht, tue ich halt so als würde ich.

Mit Mühe reiße ich mich zusammen und richte mich auf.

Wir gehen noch einkaufen, bevor wir auf die Autobahn gehen.

Im Supermarkt irre ich in den Gängen gedankenverloren umher und finde nur mit viel Glück meine Eltern wieder.

"Wo bleibst du denn die ganze Zeit?", will mein Dad jetzt fordernd wissen, doch ich zucke nur müde mit den Schultern.

Ich kann nicht mehr klar denken. Ich will nur noch heim...

Als wir endlich an unserem Grundstück ankommen, steige ich langsam aus und erstarre als ich vom Boden hochsehe.

Auf der Eingangstreppe sitzt jemand.

Aber ich nicht irgendein Postbote.

Sondern Lukas.

Neues Kapi 💓🙈

Freue mich über Vots und Kommis 🤗❤

Kleine Abstimmung am Rande✌.
Nächstes Kapitel Lukas oder Mike POV?🙋

Bring mich wieder zum Singen | Mukas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt