Ein Haus am Meer

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Das letzte Kapitel des zweiten Bands. 

Sobald ein Veröffentlichungstermin feststeht, wird hier ein neues Kapitel hochgeladen.

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Frankreich, 8. Februar 2018

Das Gespräch mit Rick verlief besser als ich gedacht hatte. Nachdem ich ihm die Ereignisse der letzten Tage in Kurzfassung geschildert hatte, reagierte er sanfter als erhofft.

„Pass auf dich auf." Das schlechte Gewissen kam abermals hoch.

„Werde ich. Hast du nicht bald Prüfungen?"

„Ja. Du auch." Ich lachte.

„Als ob ich die noch schaffen werde." Ich hatte es längst aufgegeben, mir Hoffnungen zu machen, ich könnte das Schuljahr noch schaffen. „Wie geht es Emily?"

„Sie ist seit einem Monat wieder hier. Sie hat sich komplett verändert, du würdest sie nicht wiedererkennen. Oder vielleicht doch, in gewisser Weise ist sie ein bisschen wie deine alte Emily. Na ja, du wirst es dann selbst feststellen." Wir schwiegen beide und ich wusste was er fragen wollte noch ehe er den Mund aufmachte.

„Wann kommst du zurück?"

„Ich weiß es nicht. Mit Alex... es ist so kompliziert." Rick lachte, ein heiseres Lachen dass fern von aller Fröhlichkeit lag.

„Weißt du was, Lou? Ich habe es gewusst, ich wusste dass dieser Bastard wieder auftauchen wird und du dich für ihn entscheidest!"

„Rick, so habe ich das doch nicht..."

„Sag es mir, Lou, sag, dass du nichts mehr für ihn empfindest!"

„Ich..."

„Siehst du? Ich bin nicht wütend auf dich, ich kann das nur einfach nicht mehr! Ich weiß, ich habe gesagt dass ich auf dich warte aber es ist zu viel. Es tut mir Leid."

„Rick, sag mir wenigstens dass ich dich nicht als Freund verliere!"

„Wir sprechen darüber wenn du wieder da bist, okay?" Und damit legte er auf, beendete das Gespräch einfach so. Und meine Welt war wieder ein bisschen weiter aus den Fugen gerissen worden.

Ich wollte nicht weinen, wenigstens dieses eine Mal stark sein, aber es brachte nichts. Ich wischte wütend eine Träne weg. Und versuchte so normal auszusehen wie möglich, als ich das Telefon wieder nach drinnen brachte.

„Danke." Der Besitzer nickte nur mürrisch und beobachtete mich mit Argusaugen, bis ich die Gaststube verlassen hatte und die Tür hinter mir zufiel. Aber ich hatte nicht vor, draußen zu bleiben, oh nein. Ich wartete, wissend, dass der Besitzer sich zu den beiden Biertrinkern gesellen würde sobald er mich außer Reichweite sah.

Ich spähte durch das Fenster. Keine zehn Minuten später, wohl wissend dass er an diesem Abend keine Kunden mehr haben würde, schenkte er sich selbst ein Bier ein und setzte sich zu den beiden Männern. Sie stießen an und lachten laut. Das war mein Zeichen.

Mit dem Unsichtbarkeitszauber öffnete ich die Tür zur Gaststube abermals. Meine Absicht war nicht, unbemerkt hineinzugelangen sondern auf den menschlichen Verstand und die Wirkung des Bieres zu vertrauen.

„Qu'est-ce que c'est?" Die Gesichter der drei wandten sich abrupt in meine Richtung, als die Tür laut hinter mir zufiel.

„Il n'y a personne."

„Probablement le vent." Sie starrten misstrauisch zur Tür. Dann nippte der eine weiter an seinem Bier.

„C'était le vent." Garantiert unterhielten sie sich über mögliche Wetterphänomene, die die Tür zum Aufschlagen gebracht hatten. Keiner vermutete mich dahinter. Ich unterdrückte ein Kichern, als ich die Treppe in den ersten Stock hinaufstieg. Der Schlüssel zu meinem Zimmer baumelte in meiner Hand.

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