Pariser Dresscode

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France, today

Was heute anstand, war ja wohl klar. Nach der gestrigen Aufräumaktion hatte das Haus zwar immer noch eine komplette Renovierung nötig, aber die konnten wir ja schlecht übernehmen. Und selbst wenn, hatte ich einfach keine Lust dazu. Nein, ich wollte unbedingt meine Cousine wiedersehen. Und Philine wahrscheinlich genau so sehr Estella, ihre Tante. Estella musste sich also wohl oder übel ihrer Angst vor der Vergangenheit stellen, denn anders hatten wir keine Chance, Alex und Selian zu befreien. Und das war die Mission, die uns beide, Mutter und Töchter, im Moment verband. Wir beide hatten jemanden, den wir liebten und den wir befreien mussten.

Gleich nach dem Aufstehen berichtete ich Estella von meinen Plänen und sie stimmte zu, wenn auch etwas zögerlich. Aber ich wusste, dass das der richtige Schritt war, schließlich gehörte Philine genau so sehr zu unserem Team wie ich. Wieder lieh ich mir Estellas Handy und wählte damit die Nummer meiner Lieblingscousine.

„Lou?"

„Ja, ich bin's."

„Hab es an deiner Handynummer erkannt."

„Na ja, eigentlich ist das die von Estella..."

„Hast du schon einen Plan was du jetzt mit ihr machen wirst?"

„Habe ich. Und eigentlich ist dieser Plan auch schon ziemlich konkret geworden."

„Heißt...?"
„Wir sind in Paris."

„Waaaaas? Und ihr habt mir nichts gesagt? Ich will sie sehen! Und dich natürlich auch! Also euch beide!"

„Philine", versuchte ich sie zu beruhigen, „ich glaube Estella ist nicht so wild darauf ihre Familie zu treffen wie du denkst. In erster Linie war sie der Grund dafür, dass sie überhaupt abgehauen ist."
„Du meinst, ich..."

„Nein, nicht du! Aber eben diese ganze verkorkste Familie und die Großeltern, von denen ich bisher nur schlechtes gehört habe."

„Oh, hm, ja. Die sind etwas aufbrausend."

„Wo sind sie jetzt eigentlich?"

„Sie leben an der Côte d'Azur. Paris war ihnen zu laut und zu kalt."

„Aha." Das klang genau wie etwas, das Estella mir über sie erzählt haben könnte. „Auf jeden Fall habe ich endlich Estella über das Ganze Drama mit Alex und Selian eingeweiht."

„Und? Was hat sie gesagt?"

„Sie will uns helfen."

„Aber das ist doch super!"

„Wir müssen uns treffen und das besprechen, Philine, wo..."
„Nicht am Telefon!"

„Häh?"

„Es kann sein dass ich abgehört werde, Lou!", erklärte sie mir ernst.

„Wieso denn? Und von wem?"

„Na, liegt das nicht auf der Hand? Viola Samuels hat ihre Augen und Ohren überall!"

„Na toll, dann wissen sie jetzt auf jeden Fall, das ich in der Stadt bin."

„Wir treffen uns in meinem Appartement. Aber seid vorsichtig!" Ich wusste nicht, ob ich Philines Aussage, dass sie tatsächlich abgehört würde, glauben sollte. Wenn, wüssten jetzt auf jeden Fall alle wahren Magier wo wir waren. Und ich glaubte nicht dass es für sie schwer war, die Adresse von Philine Cartiers Wohnung ausfindig zu machen. All das wollte ich Philine erklären, aber sie hatte schon aufgelegt.

„Estella?", rief ich durch das alte Haus.

„Ja?", kam es von irgendwo aus dem ersten Stock.

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