Salem, today
Obwohl das heute unser letzter Tag hier in Salem, in Amerika war, wollte ich ihn nicht unproduktiv in unseren Zimmern in Emanuels Zweithaus verbringen. Unser Plan stand fest und ich hatte mich nach heftigen Protesten in den letzten zwei Tagen aus den Übungsstunden mit Peyton herausreden können. Jedes Mal wenn ich ihr perfekt glänzendes Haar durch die Luft fliegen sah, stieg in mir eine solche Wut auf, dass ich schon überlegt hatte sie doch einfach mit zu dem Treffen mit Viola zu nehmen. Aufeinandertreffen wohl eher. Aber ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass Peyton mir die nötige Energie geben konnte, um ganze Wälder zu entwurzeln. Deswegen würde ich mir heute einfach mal einen freien Tag gönnen. Einen Spa- Tag. Mit Philine an meiner Seite würden wir also die kleine Stadt von Salem unsicher machen und uns die Fingernägel machen lassen. Oder so was in der Art.
Mit guter Laune öffnete ich mein Fenster und ließ die Sonne in mein Zimmer. Sonnenstrahlen heiterten mich immer auf und heute hatte ich das Gefühl, dass der Tag einfach perfekt werden würde. Keine Probleme, einfach nur den Moment genießen. Wenn ich an die nächsten Tage dachte, wurde mir sowieso schon ungut genug. Wer wusste schon ob Viola nicht davor zurückschrecken würde, einen von uns zu töten, wenn unsere naive Befreiungsaktion fehlschlagen sollte? Schließlich hatte sie schon einmal nicht davor zurückgeschreckt, Emanuel umzubringen. Und dass er heute noch lebte lag ganz allein an mir. Ich schob die dunklen Gedanken beiseite und ließ die Sonne mein Gesicht liebkosen. Wie ging das nochmal beim Meditieren, sich aufs Atmen konzentrieren? Da das nicht zu klappen schien beschloss ich, Philine unten in der Küche abzupassen um mit ihr unseren Tag zu planen. Vielleicht hatte sie ja sogar Lust, mittags außerhalb etwas essen zu gehen? Wann war überhaupt das letzte Mal, dass ich in einem Restaurant gegessen hatte? So ganz ohne Hintergedanken an böse Magier, die mir auf den Fersen waren und mich jeden Moment finden konnten? Das letzte Mal, als ich so glücklich war... war eigentlich mit Alex. Verdammt. Okay, du denkst schon wieder an ihn. Nur noch ein paar Tage. Ich biss mir auf die Innenseite meiner rechten Wange. Aber Schmerz half da auch nicht.
„Morgen, Philine." Zu sagen dass sie fertig aussah, wäre untertrieben gewesen. Philine nickte mir nur schwach zu und warf dann einen müden Blick aus dem Fenster.
„Sonne."
„Bist du okay?", vergewisserte ich mich und suchte in den Einbauschränken über dem Herd nach etwas essbarem, das nicht so gesund war wie das Obst in der Schale auf dem Esstisch. Vielleicht Müsli mit Honig oder so, auf jeden Fall Zucker.
„Hab schlecht geschlafen." Das war eine Ausrede, das merkte ich sofort. Sie sah dabei auf den Boden und zwirbelte ihre Haare zu einer sehr unordentlichen Strähne zusammen.
„Und die Wahrheit?" Philine seufzte und ich quiekte vor Freude, als ich eine Schachtel mit Schokoladenmüsli im hintersten Teil des Schranks entdeckte.
„Meine Eltern haben mir jetzt endgültig die Kreditkarte sperren lassen." Das klang ziemlich ernst.
„Nur weil du nichts von diesem... wie auch immer willst?"
„Willkommen bei den Cartiers, Lou. So war es schon immer." Ich konnte nicht wirklich glauben dass Philines Eltern wirklich Ernst gemacht hatten. „Ich muss meine Wohnung kündigen", überlegte sie geschockt laut. „Wie soll ich bitte die Stoffe für meine Kollektion kaufen?"
„Wir schaffen das, okay? Ich werde dich sicher nicht im Stich lassen." Obwohl ich Estella nur ungern um Geld bitten wollte. „Wie wäre es... wenn du Emanuel fragst? Ich bin mir sicher dass er dich gerne für deine Hilfe mit Viola entlohnen würde." Philine zuckte unschlüssig mit den Schultern.
„Glaubst du? Kommt das nicht ein bisschen komisch wenn ich ihn um Bezahlung bitte?"
„Also... mal vorausgesetzt, dass unsere Aktion gutgeht. Emanuel ist der Vorgesetzte eines riesigen Vereines von Magiern, die sich bestimmt nicht durch unterbezahlte Jobs über Wasser halten. Ich meine, er hat einen Privatjet!", setzte ich nach. Damit hatte ich sie wohl überzeugt.
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Something like power
FantasyDas Finale der Magic-Trilogie. Lou, der 17- jährigen Magierin, stehen schwierige Entscheidungen bevor. Sie hat ihre Antworten bekommen, aber zu welchem Preis? Menschen, die sie liebt schweben in Gefahr und alles scheint auf einen finalen Kampf hinau...