Deep talk

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France, today

Sie ließ fast ihr Glas fallen und bewahrte es erst im letzen Moment davor, auf dem Boden in tausend kleine Scherben zu zerspringen, indem sie es per Telekinese auffing.

„Ce n'est pas possible." Ihr Gesichtsausdruck, der zuvor noch entspannt und ausgeglichen war, war einer Maske aus Schock und Unglauben gewichen. „Tu ne peux pas être ici."

„Ich kann kein Französisch, also..." Aber auch ich war wie gefesselt von ihrem Anblick. „Ich bin Louise", erklärte ich trocken.

„Louise..." In ihren Augen flammte der Schmerz auf. Das Baby, das sie damals vor die Tür eines Waisenhauses gestellt hatte war erwachsen geworden. „Wie hast du mich gefunden?" Ich war schockiert, das ihre erste Frage nicht meinem Wohlbefinden galt. Aber das war genau der Grund, warum sie mich damals nicht behalten hatte. Ich kam bei ihr nicht an erster Stelle.

„Du konntest mich verstecken, mir meine Familie vorenthalten. Aber nicht meine Fähigkeiten." Meine Stimme war ein Desaster, eine Mischung aus Schmerz, Gleichgültigkeit und Selbstschutz.

„Du weißt alles?" Zu meiner Überraschung sprach sie perfektes Englisch, laut Philine hatte sie ja immer schon eine Vorliebe für das Land gehabt. Fast war es so, als wäre sie direkt neben mir aufgewachsen, der Londoner Akzent war unverkennbar.

„Ja. Über mich, meinen Vater", bei diesem Wort zuckte sie zusammen, „und meine Fähigkeiten."

„Dein Vater hat mich allein gelassen. Er ist- jedenfalls für mich- so gut wie tot." Da wurde ich wütend.

„Er hat alles nur für dich getan, damit er dir ein normales Leben ermöglichen konnte. Und du hast ihm nicht einmal von mir erzählt. Für dich und dein Baby hätte er alles getan, er wäre sogar zurückgekommen!"

„Woher weißt du das?"
„Er hat es mir gesagt."

Wenig später saßen wir beide auf den Barhockern neben Stellas Küchenzeile und ich hatte einen warmen Tee in der Hand. Auch wenn Estella anfangs noch so unberührt von allem schien, war sie doch zu überwältigt gewesen um ihre Tränen zurückzuhalten.

„Was mich am meisten schmerzt ist das du bei Fremden aufgewachsen bist. Du sprichst nicht einmal unsere Sprache."

„Dann hättest du mich wohl nicht aussetzen sollen", erwiderte ich tonlos. Estella schniefte.

„Ich hatte keine andere Wahl. Selian hatte mich verlassen und auf meine Familie war ich auch nicht gerade gut zu sprechen. Ich wusste dass sie mich mit einem Baby in der Hand hatten und ich dich nicht alleine beschützen konnte. Schon gar nicht vor den wahren Magiern, die wahrscheinlich alles dafür getan hätten dich in ihre Hände zu bekommen wenn sie von dir gewusst hätten. Deswegen habe ich das einzige getan, was mir in dieser Situation richtig erschien, nämlich dich weggegeben und dir damit ein Leben in Sicherheit ermöglicht." Das waren genau Selians Worte gewesen.

„Du hättest es geschafft wenn du es wirklich gewollt hättest."

„Nein. Du warst nicht in meiner Situation, du hast nicht das erlebt was ich erlebt habe." Aber genug um es zu vergleichen.
„Es gibt immer einen Weg!"

„Nicht damals. Ich war das schwarze Schaf der Familie, Louise. Ich bin die Blume, die nicht aufgehen wollte und sich mit einem wahren Magier eingelassen hat. Und dann wurde ich auch noch schwanger, mit neunzehn!" Das erklärte ihr junges Aussehen, Estella war nicht einmal vierzig. „Ich war drogenabhängig, sobald ich von dir erfahren habe habe ich aufgehört aber... es war so schwer und ich war nicht in der Lage, ein Kind großzuziehen. Vielleicht hätte ich es mit Selian's Hilfe geschafft." Das musste ich erst einmal verdauen.

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