France, today
Der Flug landete pünktlich und wenig später kamen meine Adoptiveltern, schmerzlich vermisst, mitsamt Gepäck durch den Ausgang der Gepäckausgabe. Sandra suchte die Menge ab und winkte mir mit einem Grinsen, das nicht fröhlicher hätte sein können, zu. Chris sah ein bisschen gestresst aus und rang sich ein müdes Lächeln ab. Ich lief auf die beiden zu und fiel ihnen in die Arme, als hätte ich sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Gefühlt hatte ich das auch nicht.
„Ich habe euch vermisst!"
„Wir dich auch, Süße!" Sandra gab mir einen Kuss auf meine Stirn und beäugte dann die beiden Gestalten hinter mir.
„Das sind sie also?"
„Was? Oh, ja." Ich löste mich aus ihrer Umarmung und stellte mich zwischen die beiden kleinen Grüppchen, bestehend aus den beiden Familien in meinem Leben.
„Also, Sandra, Chris, das sind meine Cousine Philine, mit der ihr euch ja anscheinend schon unterhalten habt", ich warf Philine einen gespielt bösen Blick zu, „und meine ähm... leibliche Mutter, Estella." Okay, diese Situation war ganz offiziell das Komischste, was ich je in meinem Leben erlebt hatte. Ich wünschte mir dringend, ich könnte mich auf eine der beiden Seiten stellen und nicht wie bestellt und nicht abgeholt in der Mitte stehen und, nun ja, das Einzige sein, was diese beiden doch so unterschiedlichen Familien miteinander verband. In diesem Moment fühlte ich mich, als würde ich zu keiner der beiden so richtig dazugehören. Was kompletter Unsinn war, denn Sandra und Chris waren meine Eltern, das würde sich niemals ändern. Aber eben auch nicht zu einhundert Prozent.
„Hi!" Sandra winkte den beiden zu und setzte ein warmes Lächeln auf. Philine spielte nervös mit dem Saum ihres T-Shirts. Chris betrachtete Estella neugierig und suchte anscheinend nach Merkmalen, die ich von ihr geerbt haben konnte. Da konnte ich ihm viele nennen, zuletzt nicht die dunkelbraunen Haare, die Grübchen in meinen Wangen, die sich jedes Mal wenn ich lachte aufs Neue zeigten oder meine Nase, die genau denselben Schwung hatte wie Estellas. Estella sah meine Adoptiveltern mit schräg gelegtem Kopf an und erinnerte mich an eine Schlange, die ihre Beute eingehend studierte. Dann erwiderte sie Sandras Lächeln und antwortete auf ihre Begrüßung.
„Hallo, Willkommen in Paris. Ich freue mich, Sie kennenzulernen."
„Oh, nennen sie mich doch einfach Sandra. Und das ist mein Mann, Christopher." Sie gab Chris einen Stoß in die Seite und er hob die Hand.
„Hi."
„Ich bin Philine!", rief Philine, meine absolute Lieblingscousine, dazwischen, die es offenbar nicht länger aushielt, dass die Aufmerksamkeit der anderen nicht auf sie gerichtet war. „Wir haben miteinander telefoniert!"
„Oh, ja, ich bin so froh dass Lou eine Cousine in ihrem Alter hat! Oder, Lou?" Ich nickte etwas perplex und nahm Sandra eine der Taschen ab.
„Zum Auto?" Obwohl ich Philine versichert hatte dass es kein Problem wäre zum Haus der Cartiers zurückzulaufen und Estellas Auto zu holen, hatte sie sich nicht davon abhalten lassen das Auto eines ihrer Freunde auszuleihen. Laut ihr, um einen guten Eindruck zu machen. Ich wusste ja nicht was Philine von meinen Eltern dachte, aber der teuer aussehende Sportwagen war nicht nur eindeutig außerhalb ihrer Preisklasse sondern auch ziemlich unpraktisch, wenn man zwei große Koffer zu transportieren hatte. Aber irgendwie schafften wir es, nicht nur die Koffer sondern auch uns fünf im Wagen unterzubringen. Keine zehn Minuten später startete Philine den Wagen und ich bekam Angst, dass ihre Fahrkünste sich nicht von ihren Flugkünsten unterschieden. Aber sie protestierte, als ich anbot dass doch einer meiner Eltern fahren könnte. „Mein Wagen! Jedenfalls für die nächste halbe Stunde. Aber weißt du was? Wenn es mit meiner Modekollektion so richtig gut läuft kaufe ich mir auch so einen!"
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Something like power
FantasyDas Finale der Magic-Trilogie. Lou, der 17- jährigen Magierin, stehen schwierige Entscheidungen bevor. Sie hat ihre Antworten bekommen, aber zu welchem Preis? Menschen, die sie liebt schweben in Gefahr und alles scheint auf einen finalen Kampf hinau...