Something like power

Die drei Weisen

Salem, America, today

Emanuel führte uns durch Salem und zeigte hin und weder auf einen Shop, ein Denkmal oder begrüßte jemanden auf der Straße. Oder er wurde begrüßt, denn ungefähr die Hälfte der Einwohner schien Emanuel persönlich zu kennen. Ob das hieß, das auch die Hälfte der Einwohner Magier wahren? Dieser Gedanke war unfassbar, und mir wurde klar dass andere Menschen völlig blind sein mussten, wenn sie all diese Magie einfach ausblendeten.

„Wo fahren wir eigentlich hin?" Bisher waren wir einfach nur ziellos durch die Stadt gelaufen und hatten uns innerhalb von zwei Minuten aus dem Stadtzentrum entfernt. Philine hatte recht, im Vergleich zu London und Paris war es eine Schande, dieses kleine Dorf Stadt zu nennen.

„Ein Freund von mir hat einen Bungalow am Meer, keine zehn Minuten von hier." Sagte ich doch, Dorf.

„Und da passen wir alle rein?" Ich zog kritisch eine Augenbraue hoch und konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dort alle von Emanuels Freunden hineinpassen konnte. Oder ich lag von Grund auf falsch und Emanuel hatte doch nicht so viele Freunde.

„Wie viele Magier kommen denn zu diesem Treffen?", fragt ich ihn. Emanuels Antwort ließ keine Sekunde auf sich warten.

„Also, da wären Pete, Jackson und ähm... Knut."

„Knut?", wiederholte Philine den Namen verwundert.
„Kommt aus Deutschland. Jackson heißt eigentlich Fernando, aber das ist uns zu lang. Deswegen nennen wir ihn bei seinem Nachnamen, Jackson." Ich brauchte einen Moment um Emanuels Gedanken zu folgen.

„Okay, und was haben Pete, Jackson und äh... Knut denn so drauf? Dir ist schon klar das drei Leute zu wenig sind, um sich gegen Violas Imperium zu stellen? Ein Entmachtungskommando mit sieben, acht Leuten wenn man Estella mitzählt. Das ist..."

„Acht Leute? Ich kenne alleine fünfzig die Viola mit Vergnügen eins auswischen würden, das ist nicht das Problem. Wir besuchen die drei weil sie früher mit Viola gearbeitet haben und sie kennen." Leichte Panik stieg in mir auf.

„Moment mal, Emanuel, die drei haben für Viola gearbeitet? Bist du wahnsinnig? Jeden den Viola in ihre Finger bekommt hat mindestens eine leichte Gehirnwäsche hinter sich. Das ist absoluter Selbstmord." Emanuel blieb abrupt auf dem Gehweg stehen und ich wich einem gigantischen Kinderwagen aus, der aus dem Nichts zu kommen schien.

„Louise, vertrau mir. Die drei kennen Violas Methoden, weil sie sie ihr beigebracht haben."

„Na toll, dann sind wir gerade auf dem Weg zu drei Opis?" Emanuel sah gekränkt aus. Da war ich wohl etwas zu weit gegangen.

„Lou meint nur ob sie wirklich die richtigen sind, um uns zu helfen."

„Auf jeden Fall. Lou, tu mir einen Gefallen und bilde dir selbst eine Meinung über die drei. Aber lass dich nicht täuschen, gegen KJP kommst du nicht an." Ich war etwas geknickt. Ich wollte auf keinen Fall dass mich Emanuel für eine Stadttusse hielt, die Angst vor allem hatte das ihr Unbekannt war. Und ich wollte Emanuel nicht enttäuschen! Schließich war er nicht irgendjemand sondern der Emanuel Gilberto, der neben Viola den größten Orden von Magiern anführte. Ich versuchte Blickkontakt mit Philine aufzunehmen, aber sie war zu sehr damit beschäftigt die fremde Umgebung in sich aufzusaugen und wahrscheinlich Eindrücke für ihre Kollektion zu sammeln. Zu meiner Erleichterung war meine ungeschickte Aussage über seine Freunde kein Grund für Emanuel damit aufzuhören uns über jedes Denkmal oder sonst wichtigen Platz zu informieren, an dem wir vorbeikamen. Er mimte den Touristenführer und es gefiel mir, solange mich die Fakten davon abhielten an die letzten fünf Minuten zu denken. Und von den tausend anderen Problemen, die ich in letzter Zeit nicht so erfolgreich in den hintersten Bereich meines Großhirns verbannt hatte. Langsam fand ich die Stadt, die eine nicht so glorreiche Vergangenheit mit ihren grausamen Hexenprozessen hatte, wirklich spannend.