Die blonde Gefahr

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Salem, America, today

Es stellte sich heraus, dass sich das mit dem Peyton kann dir ja mal ein paar Sachen zeigen auf jetzt sofort bezog. Genauer gesagt hatte Pete gemeint, dass Peyton Philine und mich auf den neuesten Stand in Sachen Selbstverteidigung und Angriff brachte, während die anderen unseren einzigartig schlauen Plan ausklügelten. Ich empfand das als Beleidigung gegen mich und meine Fähigkeiten, sagte aber nichts weil ich befürchtete, Emanuel würde dann endgültig eine Meinung über mich haben, mit der ich nicht einverstanden war. Philine schien sich offensichtlich gut mit Peyton zu verstehen und ich fühlte mich ein bisschen ausgeschlossen. 

Natürlich nicht offensichtlich, aber bisher hatte ich meine Cousine immer für mich gehabt und Philine hatte auch nie den Anschein gemacht, als würde ihr meine dauerhafte Präsenz auf die Nerven gehen. Deshalb war es etwas überraschend für mich, plötzlich ohne eine Cousine dazustehen, die sich an meine Fersen heftete, wenn ich mir in der Küche noch etwas anderes außer Kaffee zu trinken holte oder um Emanuel und seine Freunde im Wohnzimmer zu belauschen. Peyton hatte uns nach dem Gespräch in ihr Zimmer geführt, dass mir größer vorkam, als der Bungalow insgesamt von außen gewirkt hatte. Ich suchte nach Hinweisen auf eine Peyton, deren perfektes Blond durch einen Ansatz verunstaltet wurde oder die auch nur ansatzweise so aussah, als wäre sie nicht schon immer so barbiehaft gewesen. Okay, barbiehaft war übertrieben, aber ihre Haare hätten einer Barbei auf jeden Fall Konkurrenz gemacht. Aber alle Fotos die sie in ihrem Zimmer aufgestellt hatte zeugten vom Gegenteil und brachten meine Theorie immer mehr ins Schwanken. Wahrscheinlich hatte ich einfach zu viele Vorurteile gegenüber Fremden. Ich war verunsichert und eingeschüchtert und hatte ein starkes Vertrauensproblem. Wäre ich nicht tausende Kilometer von meinen Adoptiveltern entfernt würde ich sie bitten, mir einen Therapeuten zu suchen.

„Ich kann gar nicht glauben, dass ihr wirklich vorhabt, euch gegen Viola zu stellen", meinte Peyton während sie sich auf einen kleinen Sessel in den Farben weiß und rosé setzte, der perfekt in ihr ansonsten zu strahlend weißes Zimmer passte. Philine nahm auf der Fensterbank platz, von der aus man das Meer bis zum Horizont betrachten konnte, wie ich mit Entzücken feststellte. Auch wenn Salem in gewisser Weise etwas eigen war, war es doch ein magischer Ort, und das meinte ich nicht weil die Anzahl der Magier in dieser Stadt einzigartig hoch war.

„Wir nehmen nur das in die Hand, was schon längst vollbracht hätte werden sollen", nahm mir Philine die Worte aus dem Mund. Unsere Gedankengänge waren manchmal verblüffend gleich.

„Ich kann euch auf jeden Fall die Sachen zeigen, die mir mein Dad schon mit zehn beigebracht hat." Wollte sie damit etwa angeben?

„Was wäre denn das?", hakte ich nach. Offensichtlich wusste sie nicht, wie viel ich selbst bereits konnte. Immerhin hatte mich Viola, so grausam sie auch war, als einzigartig und hochbegabt beschrieben.

„Die Fähigkeiten eines anderen blockieren. Oh, und zuletzt natürlich noch Teleportieren."

„Teleportieren?", fragte Philippe verblüfft nach. „Soll das ein Witz sein?"

„Keineswegs. Das ist natürlich ziemlich schwer und nur die wenigsten Magier können es. Hohes Risiko, wenn ihr mich versteht." Da wir ich verstanden und nur verwirrt Peytons Maske der Unschuld und ja, eindeutig Arroganz, betrachteten, setzte sie noch eine Erklärung hinzu.

„Na, ist schon dumm wenn man sich zwar auflösen, aber am anderen Ort nicht mehr zusammensetzen kann. Das läuft übrigens alles über die Energielinien." Sie malte ein paar Linien in die Luft, deren Anordnung mir absolut nichts sagte.

„Das heißt, es könnte sein dass man dann für immer verschwindet?" Die Vorstellung gruselte mich und ein Schauer lief mir über den Rücken. Für immer in Millionen kleinste Teilchen in der Atmosphäre verteilt wollte ich auf keinen Fall enden. Wie viele Magier das wohl schon versucht hatten und die genau dieses Schicksal ereilt hatte? Okay, das war eindeutig zu gruselig und auch Philine sah nicht begeistert aus.

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