Sibirien, heute
Aber jetzt waren meine Gedanken wieder ganz bei Alex und Selian. Ich hatte das Gefühl, das mich meine Intuition nicht im Stich ließ, als ich Marlénes Anweisungen folgte und kurz darauf Etage um Etage nach unten hopste. Es wurde immer stiller und nicht einmal der leise Hintergrundton der Belüftunsgsanlage war hier unten noch zu hören. Dafür wurde die Luft auch schlechter. Ich hatte bereits aufgehört die Stockwerke zu zählen, als es nicht mehr weiterging. Ich war jetzt ganz unten angekommen und Marléne wahrscheinlich ebenso. Jetzt hieß es, meine Vorsicht zu verdoppeln.
Langsam wagte ich mich an die Tür und spähte in die Gänge des untersten Stockwerks. Wie ich es erwartet hatte traf mich das Gewusel hier unten unerwartet. Alle, die Viola noch nicht für den Kampf oben geopfert hatte, waren hier unten versammelt und huschten aufgehetzt durch die Gänge, als müssten sie die Apokalypse verhindern. Damit wir dann ja wohl die Götter. Oder die Zombies. Aber ich war ein unsichtbarer Zombie, der sich angestrengt an das langweilige Metallplattenmuster der Wände anpasste. Ich kannte keinen hier unten und sie alle schienen zu beschäftigt zu sein, um den leisen Lufthauch zu bemerken, der sich seinen Weg durch das Chaos bahnte. Ich konnte gerade noch darauf verzichten, als Marlenes unsichtbarer Sidekick durch die Gänge zu wandeln und bahnte mir meinen Weg weg vom Mittelpunkt des Gewusels und hin zu dem Trakt, in dem meiner Auffassung nach Alex festgehalten werden musste.
Ich musste höllisch aufpassen und rempelte nicht nur einmal fast einen wahren Magier an, der mich sicher nicht so einfach davonkommen hätte lassen. Aber irgendwie schaffte ich es, mit ein bisschen Glück und dem Gedanken an eine professionelle Einbrecherin, das Lasersystem, das in diesem Fall aus Beinen und Händen und den dazugehörigen Körpern bestand, zu überwinden. Dann wurde es etwas ruhiger und ich bog von den in die Irre verlaufenden Gängen ab in einen Teil, der ziemlich vernachlässigt aussah. Bingo. So weit es ging sah ich in jeden offenen Raum hinein und konnte nicht anders, als diese Verzweiflung hochkommen zu lassen, wenn ich kein vertrautes Gesicht erblickte, dass da auf mich wartete. Die meisten der Räume waren sowieso leer und standen nur so vor Schmutz und Spinnweben. Es war doch wirklich ein Wunder, wie diese kleinen Viecher es immer wieder schafften, sich sogar in menschenunfreundlichen Gegenden und einen Kilometer unter der Erde anzusiedeln. Spinne müsste man sein.
Die Bewachung ließ auch immer mehr nach, je weiter ich mich in den Trakten verlief. Und es wurde auch immer dunkler. Die unterirdische Beleuchtung begann erst weniger zu werden, bis sie nach ein paar Dutzend Metern Gang schließlich ganz aufhörte. Und auch die Hoffnung in mir begann zu erlischen. Aber dann bemerkte ich den leichten Lichtschimmer, der hinter der nächsten Ecke zu erkennen war. Da war ja doch noch Licht! Ich wurde immer unvorsichtiger und ich kümmerte mich einen feuchten Dreck darum, ob meine ... Risse bekam und Louise plötzlich aus dem Nichts für andere sichtbar wurde. Hier war sowieso niemand mehr. Außer da vorne.
Ich beschleunigte meine Schritte und stolperte mehrmals fast über meine eigenen Füße. Die Ecke war schnell hinter mich gebracht. Ich sah, dass der Lichtschein wirklich keine Einbildung gewesen war, sondern von einer Tür stammte, die anders als der Rest nicht offen oder verschlossen, sondern leicht angelehnt war. Eine Insel in der Dunkelheit. Aber wer versteckte sich hier? Ich hielt an, etwas verängstigt. Meine Konzentration war mit einem Schlag verschwunden und ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, den Unsichtbarkeitszauber noch einmal zu versuchen. Aber ich hatte ja schließlich auch noch andere Tricks auf Lager.
Ich nahm meinen Mut zusammen und stürmte den Raum, ehe ich es mir noch länger überlegen konnte. Die metallene Tür schwang mit einem tiefen Quietschen beiseite und schlug dumpf an der Wand auf. Ich musste ziemlich heldenhaft aussehen, wie ich so im Türrahmen stand, beide Hände erhoben und mit dem Willen, jeden aus dem Weg zu räumen, der mir noch im Weg stand. Aber da war niemand außer demjenigen, den ich schon seit Wochen suchte.
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Something like power
FantasyDas Finale der Magic-Trilogie. Lou, der 17- jährigen Magierin, stehen schwierige Entscheidungen bevor. Sie hat ihre Antworten bekommen, aber zu welchem Preis? Menschen, die sie liebt schweben in Gefahr und alles scheint auf einen finalen Kampf hinau...