Nine

705 120 145
                                    

Die Kinder, die sich als in den Abteilungen nach den Sachen umsahen, die sie für ihre Instrumente benötigten, zauberten mir immer ein Lächeln auf die Lippen. Anzusehen, wie viele bereits im jungen Alter die Musik zu ihrem Hobby gemacht hatten, war unglaublich schön.

Eine Zwölf- oder Dreizehnjährige erkundigte sich bei mir eben, wo sich das Geigenzubehör befand, dabei strahlte sie förmlich, weshalb ich nachfragte, wie lange sie schon die Geige spielte. Stolz erzählte sie mir, dass sie mit fünf Jahren angefangen hätte.

Sie hatte mich daran erinnert, wie ich zum ersten Mal für mich das Klavier entdeckt hatte. Ich war drei Jahre alt, als ich anfing, auf die Tasten zu drücken und war schon im ersten Moment von ihren Tönen fasziniert. Erst als ich etwas älter wurde, nahm ich richtiges Klavierunterricht.

Das Klavier war wie ein Freund, wenn ich niemanden sonst bei mir haben und den Kopf freikriegen wollte. Zumindest war sie das gewesen. Es war ewig her, als ich das letzte Mal auf der Sitzbank saß und spielte. Jetzt verband ich mit ihr nur noch schmerzliche Erinnerungen.

Ich musste hart schlucken, während ich unweigerlich an die alten Zeiten dachte. Wie sehr ich mir auch wünschte, diese wieder zurückzubringen, konnte ich es nicht. Nichts würde jemals so werden wie früher. Es war schwierig, dies hinzunehmen, und doch machten wir weiter wie bisher.

Die Glocke der Tür läutete, riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich automatisch zum Eingang sehen. Cole, der eine schlichte Sonnenbrille auf der Nase trug, trat langsam herein. Sogleich setzte er die Brille ab und hing sich sie an den Kragen seines Polohemds.

"Sieh an, wenn das nicht einer der sieben Zwerge ist, der den Weg zur Arbeit wiedergefunden hat", kommentierte ich sein verspätetes Auftreten mit verschränkten Armen. Cole verdrehte sichtlich genervt die Augen. "Schneewittchen, es gibt Momente wie diese, in denen du lieber die Klappe halten solltest."

Unbeirrt umrundete ich den Kassentresen, lief auf ihn zu und blieb schließlich vor ihm zu Stehen. "Ich weiß ja nicht, ob du kompetent genug bist, die Uhrzeit zu lesen, aber sicherlich ist dir bewusst, dass du hier eigentlich seit drei Stunden anwesend sein solltest. Du bist zu spät!"

"Und du bist nicht mein Boss, also verzieh dich, Celia!", entgegnete er schnippisch und schob mich zur Seite, um an mir vorbei passieren zu können. Sofort folgte ich ihm in den Mehrzweckraum, da ich nicht vorhatte, es so auf sich beruhen zu lassen.

"Alec ist heute nicht sonderlich gut drauf", informierte ich ihn. Cole warf mir einen Blick zu, der mir zu verstehen gab, dass er die Relevanz aus meiner Aussage nicht herausziehen konnte. "Es wird unschön für dich enden, falls er dich sieht. Immerhin hasst er Unpünktlichkeit."

Er seufzte, zog sich die Jacke aus, worauf er sie mitsamt der Sonnenbrille in den Spind verstaute. "Hat er irgendetwas gesagt?", wollte er von mir reumütig wissen. Ich nickte bejahend. "Nur, dass sich nichts geändert hätte. Pünktlichkeit ist wohl nicht so dein Ding, habe ich Recht?"

Cole brummte irgendetwas Unverständliches. Offenbar war heute jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden. "Es gab Tage, da hattest du bessere Laune", äußerte ich belustigt, sodann er erneut zur mir blickte. "Celia, hör auf unnötig zu reden. Mein Schädel hält das nicht aus!"

Erst jetzt nahm ich wahr, dass er einen äußerst unwohlen Eindruck machte. Gestern war es tatsächlich spät gewesen, als er nach Hause kam. Zählte ich zudem seine Fassung mitsamt der Äußerung bezüglich seines Kopfes zusammen, verstand ich sofort, dass ihn einen fiesen Kater plagte.

"Im Nebenfach meiner Tasche ist noch eine Aspirin, falls du sie benötigen solltest", bot ich Cole schneller an, als ich denken konnte, kämpfte dabei gegen mein Lächeln an und verließ hinterher den Raum, ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten.

CloverleafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt