Seven

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Argwöhnisch beobachtete ich Cole, wie er einem Kunden behilflich wurde. Bereits an seinem ersten Tag arbeitete er so als wäre er nie weg gewesen und ich merkte, dass all unsere Stammkunden- zumindest die, die heute erschienen waren- ihn mochten.

Die Leute freuten sich, sobald sie ihn antrafen. Seelenruhig plauderten sie mit ihm als wäre er ein guter Bekannter. In der Zeit, als ich hier noch nicht gewohnt hatte, sammelte er weitaus mehr Sympathiepunkte als ich und genau das machte mich ganz wahnsinnig. Ich war neidisch.

Schließlich war das Butterfly's mein Ort und da interessierte es mich kein bisschen, dass Cole vor mir diesen Platz für sich entdeckt hatte. Nicht ein einziges Mal durfte ich unseren Kunden behilflich sein und sie beraten, weil der Kerl mir nicht die geringste Chance gab.

Den Ellenbogen auf dem Kassentresen und mein Kinn auf meiner Hand gestützt, stand ich dort und langweilte mich. Noch zwanzig Minuten und ich war erlöst. Weg von der Arbeit, weg von Cole. Danach würde ich mich endlich mit meiner besten Freundin treffen.

Augenblicklich nahm ich eine aufrechte Haltung an, als ich sah, dass der letzte Kunde zur Kasse steuerte und lächelte ihm freundlich entgegen. Der Mann legte zwei Notenhefte und eine Packung Gitarrensaiten auf den Tresen.

"Sie haben alles, was Sie benötigen?", erkundigte ich mich höflich, während ich das zweite Heft abscannte. "Habe ich, danke", antwortete er entgegenkommend und brachte seine Brieftasche zum Vorschein, nachdem ich alles eingepackt und ihm die Summe gesagt hatte.

Ich nahm das Bargeld, verstaute dieses ordentlich in die Kasse und überreichte ihm anschließend sein Wechselgeld. "Schönen Abend!", verabschiedete ich mich, das er mit einem Lächeln quittierte. "Wünsche ich Ihnen ebenso, junge Dame."

Der Kunde trat heraus, sodann meine Augen wieder auf der Wanduhr hafteten. 18:46 Uhr, bald war Feierabend. Die restlichen fünfzehn Minuten musste ich bloß totschlagen und hoffen, dass bis dahin nichts missliches passierte. Immerhin war in Coles Nähe nichts unmöglich.

"Nur so als Tipp, falls du morgen wieder vorhast, die Sekunden zu zählen", ertönte es auf einmal neben mir. Kaum merklich zuckte ich zusammen, bevor mein Blick zur Seite schellte. Cole stand angelehnt am Tresen. "Die Zeit vergeht viel schneller, wenn man nicht ständig zur Uhr sieht."

Mir war nicht entgangen, wie er hin und wieder zu mir gesehen hatte. Demnach überraschte mich dieser Kommentar keineswegs. "Nur so als Tipp; Was du sagst, interessiert keinen", erwiderte ich mürrisch. Schmunzelnd neigte er den Kopf zur Seite und musterte mich stumm.

Verunsichert kümmerte ich mich sogleich um die Kasse, da ich ihn nicht länger ansehen wollte. "Nur so als Tipp; Du lässt dir deinen Neid ziemlich stark anmerken, Kleeblatt." Die allzu bekannte Provokation lag in seiner Stimme, welche mich an unsere vergangene Gespräche erinnerte.

Ich spannte mich auf der Stelle am ganzen Körper an, presste die Lippen aufeinander und verschloss mit verkrampften Fingern das Schloss der Geldkasse. Nicht darauf eingehen, Celia. Heute ließ ich mich oft genug von ihm mitreißen, ein weiteres Mal durfte das nicht passieren.

Cole redete weiter, aber ich hörte nicht hin und blendete seine Anwesenheit gekonnt aus. Wie gut, dass ich trotz seiner Nähe diese Fähigkeit weiterhin beherrschen konnte. Einzelne Worte kamen mir zu Ohren, doch schienen zusammenhangslos und unnötig.

"Dass du mich wieder deine Ignoranz spüren lässt, ändert trotzdem nichts daran, dass wir gemeinsam im Butterfly's arbeiten", sprach er plötzlich bestimmter. Er klang nicht wütend, viel mehr vernahm ich Missbilligung. Der erfreuliche Beweis- Ihn störte mein ignorantes Verhalten.

Darüber amüsiert verzogen sich meine Lippen zu einem leichten Grinsen. "Würdest du mich bitte ansehen, wenn ich mit dir rede, Celia?" Seine Tonlage hörte sich immer noch ruhig an, dennoch merkte ich, wie sehr er sich gerade zügeln musste, um nicht gleich laut zu werden.

CloverleafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt