Es war schon amüsierend, meiner besten Freundin dabei zuzusehen, wie sie panisch versuchte, etwas zum Anziehen zu finden. Sie hielt ein Kleidungsstück an ihren Körper, betrachtete sich von allen Seiten im Spiegel, bis sie das Teil nochmals missmutig auf den Stuhl neben sich schmiss.
Suela entfuhr anschließend ein frustriertes Seufzen, ehe sie sich entmutigt in meine Richtung drehte. Die Tatsache, dass ich mir gerade ein Lachen verkniff, statt ihr wie versprochen behilflich zu werden, würde mir garantiert nicht den Preis zur allerbesten Unterstützerin einbringen.
"Warum nochmal bin ich hergekommen?", sagte sie gereizt, gleich nachdem ich mir böse Blicke geerntet hatte. Gestern schlug ich ihr vor, dass sie sich bei mir im Zimmer für das erste Date mit Gray zurechtmachen könnte, zumal sie mich darum bat, ihr Haar und Make-Up zu machen.
"Weil du auf meinen Stil vertraust", erwiderte ich grinsend, was Suela sogleich dazu veranlagte, die Arme vor der Brust zu verschränken. Sie sah immer richtig niedlich aus, wenn sie versuchte, mich vorwurfsvoll anzusehen. "Ganz genau. Zwing mich also nicht, meine Entscheidung zu bereuen."
Diesmal konnte ich kein Lachen unterdrücken. Mir war bewusst, dass sie gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden würde, wenn ich ihr nicht gleich Teilnahme und Elan vorwies. Aus diesem Grund stand ich von meinem Bett auf und schaute mir erneut ihre mitgebrachte Kleidung an.
"Eigentlich liegt deine Kleidungsauswahl nicht in meinem Aufgabenbereich. Du wolltest das selbst entscheiden", erinnerte ich sie nebenbei, derweil mir eine dunkelblaue Bluse unter die Augen kam. "Außerdem hast du all meine diesbezüglichen Vorschläge abgewiesen, Suela."
Wie sie vor wenigen Minuten zuvor hielt ich ein waldgrünes Langarmshirt an meinen Oberkörper, das mit Spitze verziert war, und legte gedanklich fest, dass ich mir dieses irgendwann stibitzen würde. Suela bemerkte wohl, was mir durch den Kopf ging, denn sie riss es mir aus den Händen.
"Du kannst später nachsehen, was du dir von meinem Zeug ausleihen willst." Ich seufzte. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, welche Hose die Blondine mit welchem Oberteil kombinieren könnte. Sie schien mit nichts zufrieden. Ich würde ihr doch nur das zeigen, was sie bereits gesehen hatte.
"Hat Gray dir erzählt, was er für heute Abend geplant hat?", erkundigte ich mich im nächsten Augenblick nachdenklich, denn wenn sie es wusste, könnte ich ihr leichter ein perfektes Outfit heraussuchen, das bestens geeignet war. Doch leider verneinte sie planlos. Ugh. Scheiße.
"Das Problem ist ja gerade, dass ich nicht einschätzen kann, wie ich mich anziehen soll. Komme ich nämlich zu overdressed, ist es peinlich. Komme ich aber zu underdressed, ist es wieder peinlich!" Suela ließ sich ächzend auf mein Bett fallen. "Ich hasse Überraschungen!"
"Dann müssen wir wohl improvisieren. Zieh einfach das an, was ich dir gleich aussuche", sprach ich selbst von dieser Idee nicht sonderlich begeistert, woraufhin ich mich vor meinen großen Kleiderschrank stellte. "Kann das nicht erst Plan.. keine Ahnung.. Z sein? Die letzte Option?"
Ich setzte einer Erwiderung an, dass ich bedauerlicherweise keine andere Idee hatte und suchte die Bluse, welche ich für sie im Sinn hatte, als mir plötzlich die Erleuchtung kam. Ein reiner Geistesblitz. "Suela, die Lösung für unser stressiges Problem wohnt gleich nebenan!"
Sofort schaute ich mich suchend nach meinem Handy um, das mir meine beste Freundin schließlich entgegen hielt. Scheinbar verstand sie, wonach ich aus war. Ohne weiteres wählte ich Coles Nummer, die ganz oben in der Aufrufliste stand. Irgendwie war das süß, wie oft wir uns anriefen.
Wenige Sekunden später erklärte mir zu meinem Pech eine mechanische Stimme, dass er im Moment nicht zu erreichen war. Dämliche Mailbox. Also ging ich auf unseren Chat und schickte ihm mehrere kurze Nachrichten, in denen ich sagte, dass ich ihn dringend sprechen musste.

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Cloverleaf
RomanceDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...