Bevor uns Reece entdecken konnte, zog ich Cole zur Seite, damit wir nicht länger in seinem Blickfeld standen. "War das eben Reece?", fragte dieser, weshalb sich überrascht meine Augen weiteten. "Du kennst ihn?" Er nickte, doch schien nicht gerade begeistert darüber.
"Der Wichser ist mein Großcousin", klärte er mich völlig trocken auf, somit ich gar nicht anders konnte, außer ein höhnisches Lachen auszustoßen. Anscheinend war Cole ebenso kein Fan von diesem untreuen Arschloch, was ihn umso sympathischer machte.
"Ich wusste gar nicht, dass er eine Freundin hat", sagte er anschließend nachdenklich, während er die Stirn runzelte. Wieder erfüllte mich diese enorme Wut, die ich für einige Sekunden verdrängt hatte. "Oh ja, die hat er", erwiderte ich schnippisch. "Aber Venora ist momentan auf der Arbeit."
Cole machte rasch einen irritierten Eindruck. "Er geht Venora fremd? Deiner Freundin Venora?!" Er begriff nur anhand der Kurzfassung den Grund, wieso ich so aufgewühlt war, was mich ziemlich erleichterte. Für weitere Erklärungen fehlte mir nämlich die nötige Zeit.
Bestätigend nickte ich, bevor ich entschlossen nach seinem Handy forderte. Schließlich war ihm das Problem der Situation nun bewusst, also könnte ich ihn jetzt auch in meinen Plan, Reece wegzuschaffen, einweihen. Sofort tastete er seine Hosentaschen nach seinem iPhone ab.
"Los, mach bitte schneller, sonst haben wir im Endeffekt keine Beweise!", drängte ich ihn hibbelig, wofür ich mir jedoch einen genervten Blick erntete. "Benutz doch einfach dein eigenes Handy, wenn dir mein Tempo zu langsam ist! Wieso brauchst du überhaupt meins dazu?"
"Weil meins tief in den Ecken meines Rucksacks vergraben liegt und ich keine Lust habe, es zu suchen. Ist nur Zeitverschwendung." Gereizt atmete Cole aus, zumal er es wohl hasste, gehetzt zu werden, bis er plötzlich aufhörte, die Taschen abzutasten. "Was, wieso findest du es nicht?!"
"Ich hab's anscheinend gar nicht bei mir", erwiderte er bedauernd, womit ich augenblicklich fassungslos die Schultern hängen ließ. In der nächsten Sekunde musste ich mich stark beherrschen, um Cole nicht gleich aggressiv anzuspringen, weil er mich nur noch wütender machte.
"Versuchst du mir gerade ehrlich weiszumachen, dass du es daheim liegen gelassen hast?" Die Antwort sollte lieber Nein lauten, aber sein entschuldigendes Lächeln brachte exakt das Gegenteil zum Ausdruck. "Welcher Mensch vergisst sein beschissenes Handy, wenn er aus dem Haus geht?!"
Ihn böse anstarrend, nahm ich meinen Rucksack zur Hand und zog den Reißverschluss auf. "Tu doch jetzt nicht so, als wäre dir das nie passiert!", gab Cole anklagend zurück. Grob drückte ich die Sachen aus der Tasche, welche ich zuerst ergriff, in seine Hände.
Mir kam die Deoflasche sowie die Trinkflasche in die Finger, Taschentücher, eine Haarbürste und meine Kosmetiktasche, die ich allesamt Cole zum Halten überreichte, aber mein Handy war unauffindbar. Fast schon verzweifelt kramte ich darin und fasste in die Nebenfächer.
Letztendlich blickte ich wieder zu Cole auf und biss mir auf die Unterlippe. Nach meinen Worten war es mir peinlich, es laut auszusprechen, dass ich wieder einmal mein iPhone zu Hause vergessen hatte und somit kein bisschen besser dran war als er. Das könnte ein Problem werden.
"Und Celia, wo ist dein Handy?", hakte er provokativ nach und verzog seine Lippen zu einem selbstgefälligen Grinsen. Grrr, ich könnte ihn dafür hassen. Zudem war Karma ein Arschloch. "Dann habe ich es halt auch vergessen. Na und? Ich kann nun mal nicht an alles denken."
Cole zog eine Augenbraue in die Höhe. "Du vergisst dein Handy mitzunehmen, aber packst stattdessen so sinnloses Zeug wie einen Kamm ein? Ich verstehe ja das Trinken und die Taschentücher, aber wozu brauchst du deine ganze Kosmetikscheiße?"

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Cloverleaf
RomantikaDie Begegnung an einem Schiffshafen sorgte bei Cole und Celia für ein Gefühlschaos, das beide zuvor noch nie verspürt hatten. Sie konnten das, was zwischen ihnen war, nicht definieren. Gar sahen sie ein, dass sich ihre Herzen nach einander sehnten...